Das Thema weigert sich hartnäckig, von der Bühne der aktuellen Probleme zu verschwinden. Eher im Gegenteil: Es wird immer aktueller und für aufmerksame Leute auch im täglichen Leben zunehmend spürbarer. Also kann es sich nur um die Inflation handeln.

Das Thema weigert sich hartnäckig, von der Bühne der aktuellen Probleme zu verschwinden. Eher im Gegenteil: Es wird immer aktueller und für aufmerksame Leute auch im täglichen Leben zunehmend spürbarer. Also kann es sich nur um die Inflation handeln.

Diese hat sich nicht nur nicht an die optimistischen Aussagen der Nationalbank vom August gehalten, sie bei sieben Prozent halten zu können. Im Gegenteil: Sie hat im September noch einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht und streift jetzt die Acht-Prozent-Marke, was aber noch nicht das Ende der Fahnenstange für dieses Jahr sein dürfte. Da traditionell die Preise zum Jahresende besonders schnell steigen, besteht keine Chance mehr, dieses Jahr die Gesamtrate noch unter acht Prozent zu drücken, geschweige denn, unter die längerfristig geplanten sieben Prozent.

Im Parlament hat diese Frage kürzlich eine heiße Debatte ausgelöst. Die Abgeordneten warfen der Regierung Versagen vor, manche forderten gar als „Antiinflationsmaßnahme“ den Rücktritt derselben. Das ist natürlich Unsinn, denn die Regierung alleine ist in vieler Hinsicht machtlos. Schließlich macht sie nur zu einem kleinen Teil die Preise, den großen Rest bestimmt der Markt. Auf jeden Fall tragen auch die Parlamentarier selbst nicht unwesentlich zur Inflationsbeschleunigung bei. Zur „guten“ Tradition gehört es hierzulande schon, dass mitten im Haushaltsjahr die Staatsausgaben operativ erhöht werden, sobald durch das Öl etwas mehr Geld in die Staatskasse gespült wurde. Dadurch wächst natürlich die umlaufende Geldmenge und bewirkt einen Preisschub, da diese zusätzlichen Mittel fast immer in den Sozialbereich fließen, also direkt kaufkrafterweiternd wirken.

Neben diesem auch in 2005 gegebenen Faktor kam noch die vom Präsidenten verfügte drastische Erhöhung der Gehälter im öffentlichen Dienst um über 30 Prozent. Sozialpolitisch ein sicher verständlicher Schritt, der aber volkswirtschaftlich mindestens als „nicht optimal“ einzustufen ist. Zumal die Arbeitseinkommen hierzulande in Relation zur Produktions- und Produktivitätssteigerung sowieso zu schnell steigen. Das ist zugleich auch die allgemeinste Ursache für das unfreundliche Verhalten der Inflation.

Die Nationalbank hat natürlich dann ganz einfach keine Chance, wenn die Lohnsteigerung politisch gewollt ist. Das war in diesem Jahr der Fall. Wenn das jetzige Inflationsniveau noch weitere zwei Jahre anhält, ist die diesjährige Lohnsteigerung kaufkraftmäßig sowieso wieder aufgezehrt. Was hat dann diese radikale Einkommenserhöhung eigentlich gebracht außer einem Durcheinanderbringen volkswirtschaftlicher Proportionen?

21/10/05

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