Daily Star (Libanon)
„Interessanterweise findet das Verfahren gegen Saddam Hussein zeitgleich zu ähnlichen Verfahren im Libanon statt. Dort werden die Verantwortlichen, die in die Ermordung des früheren Premierministers Rafik Hariri verwickelt sein sollen, ebenfalls zur Rechenschaft gezogen. In beiden Ländern, im Irak wie im Libanon, hoffen viele Bürger, deren Leben und deren Familienangehörige unter mörderischen Regimes leiden mußten, auf eine schwere Bestrafung der Verantwortlichen. Sollten die Verfahren fair und gerecht ablaufen, so werden sie in der Tat in der Geschichte der arabischen Welt eine Art Wendepunkt darstellen. Denn dass Regierende in dieser Region per Gesetz zur Rechenschaft für ihr Handeln gezogen werden, ist bislang einmalig. Bislang gingen Diktatoren, Despoten, königliche Herrscher und deren Familienangehörige straffrei aus. Ein faires Verfahren gegen Saddam Hussein kann dazu beitragen, daß sich die arabischen Gesellschaften erneuern und modernisieren – indem sie auf den Prinzipien von Recht und Gerechtigkeit aufbauen.“

RZECZPOSPOLITA (Polen)
„Eine Verlegung des Verfahrens nach Europa, sprich: eine Internationalisierung, würde ihm die symbolische Kraft nehmen. Details sind hier wichtig: Der Diktator wird an genau jenem Ort vor Gericht gestellt, an dem er seine grausamen Befehle erteilte, an dem er seine Verbrechen beging. Außerdem würde ein Verfahren im Ausland den Ablauf des Prozesses erschweren, Zeugenvernehmungen wären komplizierter. Und eine mögliche Haftstrafe Saddams in einem schwedischen Gefängnis, in dem es sich bequem leben lässt, könnte von den Irakern falsch verstanden werden.“

IL MESSAGERO (Rom)
„Wenn dem Diktator vor einem internationalen Gericht, gar in einer europäischen Hauptstadt, der Prozess gemacht worden wäre, hätte dies wie ein Angriff auf die Gefühle der Iraker und ihre Empfindlichkeiten gewirkt. Den Ex-Herrscher der Justiz seines Landes zu entziehen, wäre als erneute Einmischung des „hässlichen“ Westens in die Angelegenheiten des Irak interpretiert worden und hätte dem Anti-Amerikanismus im gesamten Nahen Osten weiteren Nährstoff gegeben.“

DIE PRESSE (Österreich)
„Der öffentliche Prozess gegen Saddam birgt Gefahren in sich. Denn der Ex-Diktator wird versuchen, weiter Öl ins Feuer zu gießen, sich als Märtyrer darzustellen – als Kämpfer gegen die ausländischen „Okkupanten“ und ihre kurdischen und schiitischen Verbündeten. Einen Vorgeschmack darauf hat der Ex-Diktator gestern geliefert. Nun haben die Richter einen Monat Galgenfrist, um zu überlegen, wie dem schwierigen Angeklagten beizukommen ist. Kein leichtes Unterfangen: Einerseits darf Saddam keine Bühne für sein Propaganda-Spektakel bekommen. Andererseits muss er genug Freiraum erhalten, um sich ordentlich verteidigen zu können. Denn sollte die Verhandlung zu einem politischen Schauprozess gegen den Ex-Diktator verkommen, wäre das kontraproduktiv. Dann könnte rund um den einstigen Gewaltherrscher ein Opfer-Mythos entstehen – nicht nur im Irak und der gesamten arabischen Welt, sondern auch im Westen.“

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