Höhere Abgaben gleich weniger Angebot? Weil Kasachstan die Steuern auf Uranabbau erhöhen will, rechnen Marktbeobachter mit steigenden Marktpreisen. Profiteure wären westliche Uranförderer wie die kanadische Cameco.

Wenn die kasachische Regierung eine neue Steuer einführt oder eine bestehende erhöht, zieht das in der Regel keine internationale Aufmerksamkeit auf sich. Ist davon jedoch eine Branche betroffen, in der das Land eine weltweit führende Rolle einnimmt, sieht das schon anders aus. So geschehen in der vergangenen Woche, als bekannt wurde, dass Kasachstan die Mineralförderungssteuer für Uranabbau um mindestens 50 Prozent erhöhen wird. Ab dem 1. Januar 2025 soll die Quote demnach von derzeit sechs auf dann neun Prozent steigen.

Ab dem 1. Januar 2026 soll die Steuer darüber hinaus nach einem differenzierten Ansatz basierend auf den jährlichen Produktionsmengen und den Uranpreisen berechnet werden. Kazatomprom, Kasachstans staatliches Uranförderunternehmen, erläuterte diese Änderungen in einer Pressemitteilung mit Verweis auf die jüngsten Änderungen der Steuergesetzgebung, die am 1. Juli 2024 eingeführt wurden. Demnach ergibt sich ab 2026 die Bemessungsgrundlage für die Mineralförderungssteuer auf Uran durch den gewichteten Durchschnittspreis für natürliches Urankonzentrat (U3O8) aus öffentlichen Quellen, multipliziert mit der geförderten Menge:

– bis 500 Tonnen: 4 %
– bis 1.000 Tonnen: 6 %
– bis 2.000 Tonnen: 9 %
– bis 3.000 Tonnen: 12 %
– bis 4.000 Tonnen: 15 %
– über 4.000 Tonnen: 18 %

Uran seit Ukraine-Krieg wieder en vogue

Da Kasachstan die weltweite Nummer 1 unter den Uranförderländern ist, sorgte die überraschende Neuigkeit für ein breites Echo an den Finanzmärkten. Vor allem die Aktien westlicher Uranunternehmen legten am Tag nach Bekanntwerden der News stark zu. Die Papiere der kanadischen Cameco etwa verzeichneten ein Kursplus von fast zehn Prozent. Steil bergab ging es dagegen mit rund sechs Prozent für die Papiere des Weltmarktführers Kazatomprom.

Marktbeobachter wiesen darauf hin, dass durch die neue Steuergesetzgebung künftig das Fördern von Uran in Kasachstan unrentabler und damit unattraktiver werde. Investitionen könnten zurückgefahren und somit letztlich geringere Mengen an Uran gefördert werden. Das verknappte Angebot wiederum dürfte zu weiter steigenden Preisen führen, nachdem bereits im Zuge des Ukraine-Kriegs, der Russland-Sanktionen und der damit verbundenen Disruptionen im Energiesektor die Nachfrage nach Atomenergie sprunghaft angestiegen war.

Kazatom weltgrößter Uranförderer

Für den weltgrößten Uranförderer Kazatomprom sind die Steuererhöhungen im eigenen Land natürlich kontraproduktiv. Das Unternehmen hat seinen Geschäftsschwerpunkt in Kasachstan, 69,7 Prozent der Fördermengen stammen aus der Mine Shu-Syrasu im Süden und 12,1 Prozent aus Nordkasachstan. Die westlichen Konkurrenten dagegen, die auch und vor allem Minen außerhalb Kasachstans betreiben, dürften perspektivisch von den steigenden Uranpreisen infolge der Angebotsverknappung profitieren.

Nach Angaben der World Nuclear Association, einem Branchenverband, führte Kasachstan 2022 mit 21.227 Tonnen Uran die weltweite Förderung an. Kazatomprom produzierte in diesem Jahr 11.373 Tonnen, was 23 Prozent der weltweiten Produktionsmenge entspricht.
Die DAZ hat das Staatsunternehmen 2021 in einem ausführlichen Firmenporträt vorgestellt.

Christoph Strauch

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