Laufen für Hoffnung, Spenden für das Leben: Der Almaty Halbmarathon 2025 brachte Menschen aus 40 Ländern zusammen, um Kindern mit Behinderungen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Ein Tag voller Emotionen, sportlicher Leidenschaft — und tragischer Momente.

„Hört euch das an, spürt die kasachische Seele!“, ruft der Sprecher über die Lautsprecher, während im Hintergrund die Band „Turan“ mit kraftvollem Kehlkopfgesang den Startschuss musikalisch einläutet. Die Menge zählt lautstark herunter: drei, zwei, eins – und los geht’s!

Der Almaty Halbmarathon ist ein Spendenlauf, der erstmals im Mai 2012 ins Leben gerufen wurde, um Kindern mit ICP (Infantiler Cerebralparese) zu helfen. Damals rechneten die Veranstalter mit rund 500 Teilnehmenden – zu ihrer großen Überraschung entschieden sich letztlich 2.500 Menschen, für den guten Zweck an den Start zu gehen. Seitdem wächst der Halbmarathon von Jahr zu Jahr. In diesem Jahr nahmen 10.000 Läuferinnen und Läufer aus 40 verschiedenen Ländern teil.

Spenden für kranke Kinder

2025 sammelt der Almaty Halbmarathon Spenden, um Kinderbehinderungen in den Regionen Schymkent und Turkestan zu bekämpfen. Die Organisation AALA Charity möchte mithilfe der Gelder vorgeburtliche Diagnosen ermöglichen, um mögliche Behinderungen bei Kindern bereits während der Schwangerschaft zu erkennen und frühzeitig zu behandeln. Zudem soll rund 24.000 Kindern mit Seherkrankungen der Zugang zu medizinischer Versorgung ermöglicht werden.

Die 21 Kilometer lange Strecke meistern nicht nur Profi-Athleten, sondern auch zahlreiche Freizeitsportlerinnen und -sportler – einige von ihnen in auffälligen Kostümen. Eine Frau in traditionellem Federschmuck und ein Mann mit Gasmaske erregen dabei besondere Aufmerksamkeit auf der Laufstrecke.

Auch Meisterschwimmerin Zulfiya Raukhatovna Gabidullina lässt sich dieses große Sportevent nicht entgehen. Die Kasachin gewann 2012 bei den Paralympischen Spielen Gold. Nun wartet sie im Rollstuhl auf den Startschuss, um ebenfalls am Marathon teilzunehmen. Unter großem Applaus rollt sie kurz nach dem Startsignal den anderen Sportlern hinterher. Bei der anschließenden Preisverleihung wird auch ihr, zusammen mit weiteren kasachischen Sportgrößen, feierlich gedankt.

Trauer und Triumph

Die Siegerehrung findet gegen 10:30 Uhr im Zentralstadion von Almaty statt. Dort erhalten jeweils drei Frauen und drei Männer Medaillen sowie eine Auszeichnung. Frauen in traditionellen kasachischen Gewändern überreichen den Gewinnern zusätzlich ein Geschenkpaket. Danach wird ausgelassen gefeiert: Verschiedene Stände versorgen die erschöpften Sportlerinnen und Sportler sowie ihre Familien mit Essen und Getränken, während im Hintergrund die Band „Just Dance“ für Stimmung sorgt. Das ganze Stadion ist von heiterer Atmosphäre erfüllt.

Teilnehmen darf nur, wer sich zuvor einer ärztlichen Untersuchung unterzogen hat, seine Gesundheit schriftlich bestätigt und die Eigenverantwortung für sein Wohlergehen übernimmt. Ein regelmäßiges Ausdauertraining vor dem Marathon wird dringend empfohlen. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen kam es in diesem Jahr zu einem tragischen Vorfall: Zwei Läufer verloren während des Rennens ihr Leben. Der 84-jährige Akkoyan Rsaliyev erkrankte plötzlich während des Laufs und verstarb, nur eine Minute bevor der Rettungsdienst eintraf. Auch der 21-jährige Nurbol Ahmadi kollabierte nach 16 Kilometern und konnte nicht wiederbelebt werden. Beide galten nicht als Anfänger; sie hatten bereits mehrfach an ähnlichen Events teilgenommen. Die genauen Todesursachen werden derzeit noch von Ärzten untersucht.

Trotz dieses tragischen Unglücks konnte der Spendenlauf eine beeindruckende Summe von 106.241.284 Tenge einnehmen. Diese Gelder sollen nicht nur Tausenden Kindern helfen, ihre Sehkraft zu erhalten, sondern auch die Zahl schwerer Behinderungen bei Neugeborenen in der Region Turkestan um bis zu 40 Prozent senken.

Der Almaty Halbmarathon bleibt ein Ereignis, das weit über den Sport hinausgeht – ein Tag der Solidarität, der Menschlichkeit und der Hoffnung.

Paola Roxana Rosenhauer

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