Von moderner Umwelttechnik bis zur Ausbildung kasachstanischer Krankenschwestern in Tübingen: Baden-Württemberg präsentiert sich auf dem zwölfen Tag der Deutschen Wirtschaft Anfang Oktober in Kasachstan als mittelständische Hochtechnologie-Region. Bereit zur Kooperation mit Kasachstan. „Die wirtschaftliche Zusammenarbeit liegt nicht bei Null, aber noch in den Anfängen“, sagt der Wirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg Ernst Pfister. „Auf meiner Reise durch Kasachstan habe ich den unbedingten Willen zur Modernisierung gespürt. Wir sind bereit, unseren Beitrag dazu zu leisten.“
/ Bild: Antonie Rietzschel. ‚Baden-Württemberg Infostand: „Innovationsregion Nummer eins in Europa“.’/
Holt ein Unternehmen bei ihm ein Angebot für eine Brandmeldeanlage ein, unterscheidet Wolfram Klinger, Generaldirektor der TOO Robert Bosch in Kasachstan, zwei Gruppen. „Die einen möchten eine möglichst billige Anlage, mit der sie durch die Abnahme kommen, die anderen schätzen Wertarbeit. Für die erste Gruppe sind wir der falsche Anbieter, mit der zweiten Gruppe arbeiten wir gern zusammen.“
Vor zwei Jahren wurde das jüngste Bosch-Tochterunternehmen im Ausland gegründet. Eine kleine Gesellschaft mit 35 Mitarbeitern, die direkt bittere Erfahrungen machen musste. „Erst verstand niemand in Deutschland, warum in Kasachstan die Kräne stillstehen, aber dann begann die Krise auch dort“, sagt Wolfram Klinger. Mit striktem Kostenmanagement konzentrierte er sich auf den Aufbau des Vertriebs und kämpft heute mit zwei Problemen in Kasachstan, dem Mangel an Fachkräften und der unzureichenden finanziellen Ausstattung seiner einheimischen Partner. Mit Erfolg. Mittlerweile plant Wolfram Klinger, die ersten Komponenten seiner Sicherheitstechnik in Kasachstan
zu fertigen.
Aktiv auf Partnersuche
Ob Bosch, Porsche oder Daimler – Baden-Württemberg ist stolz auf den Erfindungsreichtum seiner Einwohner. „Was wäre die Welt ohne das Fahrrad, die Zündkerze, Perlonfasern oder das Automobil?“, fragt Wirtschaftsminister Pfister. „Wir sind bei aller schwäbisch-badischen Bescheidenheit stolz, die Innovationsregion Nummer eins in Europa zu sein.“ Deutschlands Südwesten zählt zusammen mit Sachsen, Thüringen und Bayern zu den Bundesländern, die in Kasachstan am aktivsten auf Partnersuche gehen.
„Feinstaub ist in Kasachstan bisher noch kein Thema“, sagt Jürgen Junker, Vorstandsmitglied der Plattform Umwelttechnik e.V. Dabei könnte ein mittelstarker Filter den Staubaustoß einer Industrieanlage von 50 Kilogramm auf fünf Gramm reduzieren. Und die Investition von 500.000 Euro würde sich auch wirtschaftlich rechnen, da die Kapazität erhöht werden kann. Jürgen Junker wünscht sich, einen Impuls zu setzen. Mit dem Beratungsunternehmen NETSCI schloss er eine Kooperationsvereinbarung. Junge Kasachstaner sollen sich in Zukunft in Deutschland zum Thema Umweltschutz weiterbilden.
Neben Umweltschutz machen viele andere Probleme der westlichen Industriewelt vor nationalen Grenzen nicht halt. Eines davon ist Gesundheit. „Die Menschen werden immer älter und die Patienten immer kränker. Das erfordert neue Behandlungs- und Betreuungsmethoden“, sagt Herbert Neuland, Geschäftsführer der Baden-Württemberg International. In Tübingen haben bereits neun Krankenschwestern aus Kasachstan eine Spezialausbildung erhalten. Die Erfahrungsberichte baden-württembergischer Unternehmer zeigen, wie man Modernisierung nicht nur auf dem Papier umsetzen kann.