Ein neuer Film zur Kriminalitätsprävention und als Integrationshilfe: „Mondlandung“ erzählt die Geschichte zweier junger Spätaussiedler aus Kasachstan, die in einem Wohnheim in Deutschland untergebracht sind
Kriminalitätsexperten sind der Ansicht, dass Russlanddeutsche nicht häufiger gegen das Recht verstoßen als andere Bürger in Deutschland. Um aber schon im Vorfeld von Straftaten eingreifen zu können, sollen Spätaussiedler nun gezielter angesprochen werden. Bekannt sind die Integrationsschwierigkeiten vor allem der jungen Spätaussiedler: Mangelnde Deutschkenntnisse einerseits und Vorurteile in der Mehrheitsbevölkerung andererseits führen nicht selten dazu, dass sie sich gegen ihre neue Umwelt abschotten, unter sich bleiben und versuchen, ihr Leben nach eigenen Regeln zu gestalten. Eine Ghettoisierung, die oft mit Alkoholmissbrauch, Gewaltproblemen und Drogenabhängigkeit kombiniert ist.
Mit dem Ziel, gerade solchen jungen „Neuankömmlingen“ etwa zwischen 14 und 22 Jahren bei der Eingliederung zu helfen, wurde nun im Rahmen des Programms Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) ein 80minütiger Film unter dem Titel „Mondlandung“ gedreht.
„Mondlandung“ erzählt die Geschichte der Brüder Juri Käfer (20 Jahre alt) und Dimitri Käfer (17 Jahre alt), die aus einer Kleinstadt in der kasachischen Steppe nach Deutschland kommen. Die Familie Käfer besteht aus der Großmutter, deren Tochter und den beiden Söhnen. Nachdem sie zunächst einige Tage in der Landesaufnahmestelle verbringen, erhalten sie ein Zimmer in einem Aussiedlerwohnheim.
Juri, der bereits kriminelle Erfahrungen in Kasachstan hinter sich hat, möchte in Deutschland noch einmal neu anfangen. Er besucht einen Sprachkurs, sucht sich Arbeit und verweigert sich dem Gruppenzwang im Aussiedlerheim.
Angesichts enttäuschter Hoffnungen und Erwartungen gerät dagegen der jüngere Bruder Dimitri auf die schiefe Bahn. Ihm macht der plötzliche Bruch und die Trennung von allen Freunden in der alten Heimat schwer zu schaffen. Weder gelingt es ihm, durch Eigeninitiative den Sprachkurs zu besuchen, noch die alten Verhaltensweisen von Kasachstan abzulegen. Daher sucht er Halt in der russischen Wohnheimclique und vermeidet Kontakt zu der Außenwelt. Kurz darauf begeht er die ersten Straftaten, greift immer öfter zur Wodkaflasche und bekommt Geldprobleme. In dieser Situation lernt Dimitri Iwan, den Betreiber einer „Russendisco“, kennen, und steigt durch ihn ins Drogengeschäft ein.
Als Juri den kriminellen Einfluss auf seinen Bruder erkennt, stellt er Iwan zur Rede. Es kommt zu Tumulten, während derer Juri niedergeschlagen wird. Als Juri durch Iwan bedroht wird, versucht Dimitri mit Hilfe der Polizei, seinen Bruder zu befreien und dabei angeschossen – ein Schlüsselerlebnis, dass Dimitri den falschen Weg, den er eingeschlagen hat, erkennen lässt. Der Film endet mit einem vorläufigen Happy End: Die Familie Käfer kann hoffnungsvoll in die Zukunft schauen.
Die Initiatoren des Films sind der Auffassung, dass das Einüben von Regeln und Normen sowie Toleranz schon in den Familien beginnen muss. Auch wichtige Kerninformationen zum Aufgabenverständnis und der Rolle von Polizei und Justiz in einem demokratischen Rechtsstaat werden vermittelt. Darüber hinaus sollen neu ankommende Spätaussiedler über typische Probleme in ihrer neuen Heimat aufgeklärt und ihnen erfolgreiche Handlungsalternativen aufgezeigt werden.
Ein weiteres Anliegen des Films ist, Verständnis für die Lebenslage junger Spätaussiedler zu vermitteln und dazu beizutragen, Berührungsängste und Vorbehalte abzubauen. Ein Begleitheft zum Film liefert wichtige Tipps, wie das Thema in Schulen, Übergangswohnheimen oder in sonstigen Institutionen angemessen aufbereitet werden kann. Der Film wurde in russischer Sprache mit deutschen Untertiteln gedreht. So wird sichergestellt, dass die Botschaft bei der Zielgruppe ankommt.
Der Film kann als VHS-Videokassette kostenlos bestellt werden unter der Anschrift:
Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK)
Zentrale Geschäftsstelle
Taubenheimstraße 85
70372 Stuttgart