Mehr als 300 Vertreter aus Politik und Wirtschaft fanden sich am 14. Januar in Berlin ein. Grund war das Deutsch-Usbekische Business-Forum, zu dem der staatliche Investitionsausschuss der Republik Usbekistan und der Ost-Ausschuss – Osteuropaverein der deutschen Wirtschaft (OAEV) eingeladen hatten.

Von deutscher Seite nahmen Klaus Mangold, Mitglied des Präsidiums des OAEV, Eckhard Franz, Leiter der Abteilung Außenwirtschaftspolitik beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Volker Treier, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), sowie Jürgen Rigterink, Erster Vizepräsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) teil. Suchrob Holmuradow, stellvertretender Premierminister und Vorsitzender des Staatlichen Investitionsausschusses, leitete die usbekische Delegation.

Im Rahmen des Forums wurden Vereinbarungen über die Umsetzung von Projekten für insgesamt mehr als vier Milliarden US-Dollar unterzeichnet. Darunter sind Vorhaben in der Öl- und Gasindustrie ebenso wie im Energiesektor mit Unternehmen wie Thyssenkrupp, Linde und Siemens, im Gesundheitswesen, der Landwirtschaft und im Baugewerbe. Des Weiteren wurden mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung Vereinbarungen zur Umsetzung von Projekten im Energiesektor und für das Recycling von Haushaltsabfällen in Höhe von 516 Millionen US-Dollar unterzeichnet.
Erstmals wurde nun die Möglichkeit geschaffen, dass private Unternehmen in Usbekistan in Projekte mit Krediten deutscher Bank finanzieren können, insbesondere beim Kauf von deutscher Technologie und Ausrüstung.

Deutsche Unternehmen fassen Fuß in Usbekistan

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Lobbt die Impulse von Usbekistan für Zentralasien: Klaus Mangold | Bild: Ralf Roletschek, wikipedia.de

Das Deutsch-Usbekische Business-Forum fand im Vorfeld des in der kommenden Woche geplanten Besuchs von Usbekistans Präsident Schawkat Mirsijojew in Deutschland statt. Seit seiner Machtübernahme 2016 hat er vor allem im Wirtschaftsbereich Reformen angestoßen, die Investitionen in dem zentralasiatischen Land wieder interessanter machen.
Der OAEV, der die Interessen deutscher Unternehmen auf den osteuropäischen und zentralasiatischen Märkten vertritt, bewertet die Reformen sehr positiv. „Für eine lange Zeit war die Wirtschaft Usbekistans eine Art ‚Black Box‘“, sagte Klaus Mangold. „In den vergangenen zwei Jahren gab es entscheidende Veränderungen, die großes Interesse und Neugier in deutschen Unternehmen geweckt haben.“

Vor Kurzem hat die Weltbank erklärt, dass Usbekistan zu den Ländern gehört, welches am aktivsten Reformen durchführt. Mangold hofft, dass das Land 2019 Mitglied der Welthandelsorganisation werden wird, was die Möglichkeiten ausländischer Investoren erheblich erweitern würde. Eine der entscheidendsten Reformen war die Währungsliberalisierung. Als Ergebnis dieser und anderer Maßnahmen, sagte Eckhard Franz, „haben wir eine Ausweitung in den bilateralen wirtschaftlichen Beziehungen erlebt, die uns vor zwei Jahren noch völlig unmöglich schien.“

Bescheidene Handelsvolumina

Für Deutschland ist Usbekistan nach Kasachstan der zweitwichtigste Wirtschaftspartner in der Region. Obwohl das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern um
15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zunahm, betrug die Außenwirtschaftsbilanz Deutschlands mit Usbekistan in den ersten zehn Monaten 2018 nur etwas mehr als 542,3 Mio. Euro.

Mangold lobte die Impulse, die von Usbekistan für die gesamte Region Zentralasien ausgingen: „Insbesondere der Schwerpunkt auf der verarbeitenden Industrie, durch den Usbekistan sich von den anderen Ländern in Zentralasien unterscheidet, ist für die deutsche Wirtschaft ein bedeutender Standortvorteil.“ Konkurrenzdenken zwischen
Usbekistan und Kasachstan habe er bisher nicht ausmachen können: „Mir gegenüber haben kasachische Unternehmen immer wieder versichert, dass sie die Entwicklung in Usbekistan als Entwicklungsmotor auch für das eigene Land wahrnehmen“, so der deutsche Manager.
Jürgen Rigterink von der EBRD lobte die Reformprozesse der usbekischen Regierung. „Aber“, so betonte er, „es ist noch ein langer Weg, um unsere Erwartungen an ein verlässliches Investitionsklima zu erfüllen.“

Usbekistan hat großes Potenzial

Hotel Usbekistan
Das „Hotel Uzbekistan“ in Taschkent als Sinnbild einer wachsenden Tourismusbranche | Foto: Othmara Glas

Usbekistan bietet mit rund 33 Millionen Einwohner den größten Markt in Zentralasien. In der Sowjetunion war es eine industriell entwickelte Republik mit hochqualifizierten Arbeitskräften. Als die größten Vorteile Usbekistans für Investoren nennt der OAEV die hohe BIP-Wachstumsrate (fünf Prozent im Jahr 2018), die Aussicht, hohe Gewinne zu erzielen, die steigende Inlandsnachfrage und die Möglichkeit, von Usbekistan aus auch in andere Märkte Zentralasiens zu kommen.

Der Export von Waren, die in Usbekistan hergestellt werden, beispielsweise nach Russland und Kasachstan, wäre mit einem Beitritt zur Eurasischen Wirtschaftsunion einfacher. Doch hat Taschkent noch nicht entschieden, ob sich der Beitritt zu der von Moskau geführten EEU tatsächlich lohnt.

Suchrob Cholmuradow forderte die deutschen Unternehmen auf, ihre Aufmerksamkeit auf die „vielversprechenden Wirtschaftssektoren“ Chemie, Petrochemie, Pharmazie, Gesundheitswesen, Baustoffherstellung und Landwirtschaft zu legen. Nicht zu vergessen ist auch das große Tourismuspotenzial Usbekistans. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl deutscher Touristen um das Zweieinhalbfache. Zudem sind seit dem 15. Januar für deutsche Staatsbürger keine Visa mehr für die Einreise nach Usbekistan notwendig.

Nachhaltigkeit der Reformen?

Doch trotz aller Zuversicht zeigten sich einige deutsche Teilnehmer unsicher über die Nachhaltigkeit der Reformen und äußerten Zweifel, ob Usbekistan nicht doch wieder zu einer Politik des Isolationismus zurückkehrt, wie unter dem ehemaligen Präsidenten Karimow. „Ich möchte unseren deutschen Freunden versichern, dass Usbekistan den Prinzipien der freien Marktwirtschaft verpflichtet ist“, sagte Cholmuradow in diesem Zusammenhang. Als „beispiellosen Schritt“ nannte er das Vorhaben, das man ab dem 1. Juli privates Grundeigentum erwerben könne. Des Weiteren sollen Ausländer, die die Immobilien in Usbekistan gekauft haben, das Recht bekommen, eine Aufenthaltsgenehmigung im Land zu erhalten. (dw, ahk za, uzreport)

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