Deutsche Unternehmen blicken nach Zentralasien: Bodenschätze, Zollunion und weniger Konkurrenz – die Deutsche Allgemeine Zeitung hörte sich auf der Messe KazBuild nach den neuesten Entwicklungen in der Baubranche um.

Während zu Hause die Euro-Krise tobt, finden deutsche Firmen in Zentralasien einen zukunftsträchtigen Absatzmarkt: „Nur in Zentralasien wächst die Wirtschaft beständig, deshalb sind deutsche Hersteller daran interessiert, Geschäfte in Kasachstan zu machen“, begründet Kaisar Sabraimow, der den Stand der Firma Bosch bei der Baumesse KazBuild in Almaty betreut. Neben Bosch sind zahlreiche andere deutsche Firmen vertreten. Der deutsche Pavillon umfasst beispielsweise 15 Unternehmen aus der Baubranche. Gerade in der Euro-Krise, meint Sabraimow, komme Bosch der Vertrieb in Kasachstan zugute, weil die kasachische Währung Tenge mehr vom Dollar als vom Euro abhängig sei. Auch die Firma Besser aus Emden hat dieses Schlupfloch entdeckt: „Die Krise hat auf Kasachstan weniger Einfluss“, sagt Vertriebsmanager Sergej Zarbock, „Die Tendenz geht nach oben: Je weiter, desto schneller – bis zur nächsten Krise.“

Politische Situation als Anker

Die politische Lage in Kasachstan sieht Zarbock als einen zusätzlichen Anker für die Wirtschaft: „Das Land ist sehr stabil und zuverlässig.“ Außerdem lagerten immense Schätze unter der Erde. Bodenschätze wie Sand und Kies kämen dem Bau sehr zugute, betont auch der Vertriebsleiter von Elba-Werk Mychailo Iwanow. Die Firma, die Beton-Mischmaschinen herstellt, ist ganz besonders auf diese Rohstoffe angewiesen. Insgesamt tendiere die Branche dazu, mehr außerhalb der Stadt zu bauen: „Die Regionen werden mit einbezogen, die Stadt Almaty soll entlastet werden.“ Kasachstan sei ein großer Markt, findet Mychailo Iwanow. Das kann sein Namensvetter Roman Iwanow für seine Firma Weiler jedoch nicht behaupten: „Der Markt ist klein. Wir denken, wir können noch drei bis vier Anlagen produzieren, dann ist er ausgeschöpft.“ Das Unternehmen stellt Anlagen zur Herstellung von Hohlplatten her, welche vor allem im Häuserbau Anwendung finden. Der Bedarf an ihren Produkten ist begrenzt, und die Firma schon ein alter Hase in Kasachstan – bereits fünf Anlagen seien in verschiedenen Regionen in Betrieb und zwei weitere befänden sich in der Fertigung. Einziges Problem der Firma seien gelegentliche Zeitverzögerungen beim Zoll.

Ein schützender Damm vor der Konkurrenz

Für die Firma Krause ist Kasachstan hingegen Neuland: Seit Ende 2011 vertreibt sie Leitern und Gerüste aus Aluminium auch hierzulande. Das Unternehmen ist schon seit Längerem in Russland ansässig, doch dank der jungen Zollunion zwischen Russland, Weißrussland und Kasachstan versucht das Unternehmen jetzt auch hier Fuß zu fassen: „Durch die Zollunion betrachten wir Russ-
land und Kasachstan mehr oder weniger als einen Markt“, meint Regionalmanager Georg Keck.

Für ihn liegen die Vorteile des Standortes auf der Hand: „In Deutschland ist man ein gewisses Qualitätsniveau schon gewohnt; das ist hier nicht so. Deshalb sind wir hier einmalig und nicht in so einem starken Wettbewerb.“ – Sicherheit vor der Flut der Konkurrenz-Produkte, und doch bewegt sich etwas: „Jetzt haben wir so ein Gefühl bekommen, in Kasachstan passiert etwas, und deshalb wollen wir unsere Produkte jetzt hier bekannt machen“, blickt Zarbock von der Firma Besser optimistisch in Kasachstans wirtschaftliche Zukunft.

Von Christine Faget

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