Ulf Schneider ist dauernd unterwegs. Die Bahn- und Flugstrecken zwischen Moskau, St. Petersburg, Kiew, Minsk und Almaty kennt er besonders gut, denn dort hat seine Firma Kazakhstan Consulting ihre Büros. Aber das Beratungsunternehmen ist auch mit Repräsentanzen in Europa und Asien vertreten, die regelmäßig besucht werden wollen. Auf einem Zwischenstopp in Almaty nahm er sich Zeit für ein Interview mit der DAZ.

/Bild: privat. ‚„Buchführung und Steuerberatung für ausländische Firmen und Investoren.“/

Herr Schneider, wie lange werden Sie nun in Almaty sein?

Ich bin gestern angekommen, und heute Abend geht der Flieger schon zurück nach Moskau. Dort bin ich zwei Tage und dann geht es in der nächsten Woche nach Wien und Zürich.

Ein straffes Programm.

Ja, immer. Ich reise sehr viel, und bin meist innerhalb einer Woche an drei verschiedenen Orten. Das macht mir sehr viel Spaß, denn ich fühle mich in allen Städten, die ich regelmäßig besuche, wohl. Eine Hälfte meiner Zeit verbringe ich in Moskau, auch, weil ich dort meinen Wohnsitz habe, und die andere bin ich an den diversen Standorten meiner Firma. Oder ich besuche unsere Repräsentanzstandorte im Ausland, dort versuche ich einmal im Vierteljahr zu sein, um mit unseren Kunden zu sprechen, neue Kunden anzuwerben und verschiedene Veranstaltungen durchzuführen. Dabei informieren wir darüber, welche neuen Entwicklungen es in den GUS-Staaten gibt.

Womit beschäftigt sich Ihre Firma genau?

Was wir hauptsächlich machen ist Buchführung und Steuerberatung für ausländische Firmen und Investoren. Knapp die Hälfte dieser Firmen kommt aus Deutschland. Wo wir auch inzwischen sehr gut aufgestellt sind, ist der Bereich IT-Beratung. Da geht es darum, dass wir dem Controller in der Firmenzentrale dabei behilflich sind, die Zahlen zu interpretieren, die er aus der Einheit aus dem Ausland bekommt. Denn die hiesige Rechnungslegung unterscheidet sich massiv von dem, was man aus dem Westen kennt. Dann machen wir noch Personalvermittlung für Tochtergesellschaften ausländischer Investoren und allgemein eine Erstberatung für Unternehmen, die neu auf den Markt kommen. Das erste Büro der Firma habe ich vor siebeneinhalb Jahren in Moskau gegründet, Russia Consulting. Dann kamen noch Ukraine Consulting, Kazakhstan Consulting und Belarus Consulting hinzu. Inzwischen beschäftigen wir 200 Mitarbeiter.

Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, nach Russland zu gehen und dort eine Firma zu gründen?

Während meines Studiums der Volkswirtschaftslehre in Kiel habe ich angefangen, Russisch zu lernen und mich für Russland zu interessieren. Und auch in meinem ersten Job bei Procter & Gamble hatte ich Kontakt zu Kollegen in Moskau, die immer so viel erlebten in ihrem Job und spannende Dinge erzählten von der aktiven Wirtschaft dort. Also habe ich mich entschlossen, für zwei Jahre für die Allianz-Versicherung nach Russland zu gehen. Während dieser Tätigkeit habe ich gesehen, dass doch sehr viele klein- und mittelständische Unternehmen aus Deutschland und anderen Ländern nach Russland kamen und Hilfe brauchten. Daher habe ich mir gedacht, dass wäre eine ganz gute Idee, ein Unternehmen zu gründen, dass denen gerade in der Anfangs- und Aufbauphase all das abnimmt, was nicht so deren Kerngeschäft ist. Das war die Idee, und nun bin ich schon insgesamt zehn Jahre in den GUS-Staaten. Die Zeit, die ich hier verbringe, insbesondere mit meinem eigenen Unternehmen, ist insgesamt und mit deutlichem Abstand die interessanteste Phase in meinem Leben. Das liegt an der Selbstständigkeit, aber auch daran, dass sich in den GUS-Staaten die Wirtschaft dreimal so dynamisch bewegt wie im Westen. Man hat viel stärker, und das motiviert mich besonders, die Möglichkeit, sich einzubringen und etwas zu erreichen.

Seit drei Jahren sind Sie in Kasachstan vertreten, in Almaty. Gibt es weitere Pläne für Zentralasien?

Pläne gibt es immer. Es wird auch öfters gefragt, ob wir nicht in Usbekistan oder Turkmenistan tätig werden wollen. Momentan überlegen wir aber eher in die Richtung, in Kasachstan ein weiteres Büro zu eröffnen. Denn mir scheint Kasachstan ein Land zu sein, das generell sehr offen ist gegenüber ausländischen Investoren und das versucht, sich sehr aktiv in die Weltwirtschaft zu integrieren. Und es ist das dynamischste Land in Zentralasien. Die anderen Länder werden wohl teilweise nachziehen, müssen aber sehr stark an einer Öffnung gegenüber ausländischen Investoren und an Fragen der Rechtssicherheit arbeiten.

Wird das zweite Büro dann in Astana liegen?

Das ist meist die erste Vermutung. Aber nein, es wird wahrscheinlich mehr am Kaspischen Meer sein. Aktau oder Atyrau. Denn wir betreuen schon jetzt mehrere Firmen, die dort tätig sind, meist Zulieferer für die Öl- und Gasindustrie.

Interview: Kathrin Justen

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