Bereits zum achten Mal trafen sich am vergangenen Mittwoch und Donnerstag Unternehmer aus Deutschland und Kasachstan beim Tag der deutschen Wirtschaft in Almaty, um Kontakte zu knüpfen und mögliche Geschäftspartner zu finden. Das Motto des diesjährigen Unternehmertages: „Energiewirtschaftliche Entwicklungen in Kasachstan und Deutschland – Chancen für eine Vertiefung der Kooperation.“ Veranstaltet wurde die Wirtschaftsbörse von der Repräsentanz der Deutschen Wirtschaft in Almaty.

„Die Zusammenarbeit mit Deutschland lässt noch zu wünschen übrig“, die Einschätzung des KasMunaiGas-Managers Bachytschan Issengalijew scheint eindeutig. Der größte Gasanbieter in Kasachstan hat schon so manchen möglichen Kooperationspartner aus Deutschland an Konkurrenten wie Gasprom verloren. Ansonsten ist die Stimmung auf der Konferenz zum Auftakt des achten deutschen Tags der Wirtschaft im Jazzclub „Palladium“ in der Furmanow-Straße prächtig.

Dieses Jahr dreht sich das Geschäft um den Energiesektor, und alle deutschen Vertreter und Delegationen sind sich einig, dass besonders Kasachstan ein zukunftsträchtiger Markt in diesem Bereich ist. Deshalb sollte das wirtschaftlich erfolgreichste Land Zentralasiens, welches bisher noch auf riesige Ressourcen traditioneller Energiequellen zurückgreifen kann, nach Ansicht vieler Experten für die Zukunft auch verstärkt auf erneuerbare Energie setzen.

Und Deutschland kann dabei, insbesondere als wichtiger Standort für neueste Technologien zur Nutzung alternativer Energiequellen, ein wichtiger Partner für kasachische Produzenten werden. „Die Bundesrepublik Deutschland ist führend bei der effektiven Nutzung von Energie“, so die Einschätzung des Chefs des deutschen Wirtschaftsklubs in Almaty, Jochen Wildenhain, „und ich erhoffe mir von Kasachstan mehr Aufmerksamkeit für deutsche Technologien in diesem Bereich.“

Technologiestandort Sachsen

Dabei kann insbesondere der Technologiestandort Sachsen eine große Rolle spielen. Bajan Graf von der sächsischen Wirtschaftsförderung wundert es nicht, dass das ostdeutsche Land als einziges Bundesland mit einer ganzen Delegation angereist ist, um die Kooperationen zwischen sächsischen und kasachischen Unternehmen aufzubauen und zu vertiefen. „Man kann sagen, dass Sachsen ein spezialisierter Standort für jegliche Technologien ist, die zur Nutzung von Energieressourcen benötigt werden. Wir wissen, dass Kasachstan wächst und dass hier die Zukunft für unsere Anbieter liegt“, erzählt die Diplom-Ingenieurin.

Maschinen- und Automobilbau, Mikroelektronik und Biotechnologie, das sind die Aushängeschilder Sachsens und deren Firmenvertretungen beim Tag der deutschen Wirtschaft. Unter anderem ist auch die Firma „MAN Takraf“, ein Maschinen- und Anlagenbauunternehmen aus Leipzig, in Almaty vertreten. „Die Sachsen haben auch schon in den letzten Jahren viele Kontakte zu kasachischen Partnern hergestellt“, berichtet die Dresdnerin Graf, „es sind dieses Jahr aber auch manche zum ersten Mal dabei.“ Die gebürtige Kasachin lebt schon seit 25 Jahren in Deutschland und ist als Projektleiterin der Wirtschaftsförderung für den gesamten zentralasiatischen Raum zuständig.

„Made in Germany“

Andere deutsche Firmen sind schon seit den frühen Neunziger Jahren in Kasachstan aktiv. So beispielsweise das Pharmaunternehmen Schering oder der Chemiekonzern BASF, der seit 1993 in der zentralasiatischen Republik vertreten ist. Trotz der zunehmend besseren politischen Bedingungen für Geschäftsaktivitäten hat Konstantin Borissenko, Entwicklungs- und Verkaufsmanager der BASF in Kasachstan, auch Negatives zu beklagen: „Die Mentalität in Kasachstan hat sich geändert, und die Leute denken ökonomischer und marktorientierter. Auf der einen Seite ist dies natürlich wünschenswert, auf der anderen Seite bekommen wir es, insbesondere im Agrar-Segment, mit immer mehr Konkurrenz zu tun.“ Besonders die billigeren Anbieter aus China beunruhigen den Vertreter der BASF. Doch über mangelnde Kontakte beim Tag der deutschen Wirtschaft kann sich Borissenko dennoch nicht beklagen: „In der ersten halben Stunde hatte ich bereits fünf Interessenten an meinem Stand.“

Auch Galija Schunusalijewa, Leiterin der Repräsentanz der Deutschen Wirtschaft, ist mit dem Wirtschaftstag zufrieden: „Über 60 deutsche Unternehmen haben ausgestellt,  und eine deutsche Delegation aus Sachsen ist mit sechs Unternehmen vor Ort“, freut sich die Repräsentanzchefin. Es sei wichtig, dass die deutsche Wirtschaft Präsenz zeige.
Ohnehin scheint das Markenzeichen „Made in Germany“ eine Garantie für gute Geschäfte zu sein, zumindest in Kasachstan. Dinara Ismachanowa von der Schering AG weiß, warum die Nachfrage nach Pharmaprodukten von Schering seit 1997 auf einem beständig hohen Niveau ist: „Die deutsche Qualität ist und bleibt, besonders bei Produkten wie Medikamenten, ein Garant für Wettbewerbsvorteile.“

Von Helmut Tiede

15/09/06

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