Am 19. Februar hat in den Städten am Rhein die verrückteste Zeit des Jahres begonnen. Einmal pro Jahr werden hier die klassischen Geschlechterrollen auf die Schippe genommen. Herausgeputzt in bunten Kostümen schickte das schöne Geschlecht Bürgermeister und Chefs nach Hause. Die Männer hingegen feiern die Faschingszeit mit einem Männerballet.

/Bild: Josef Bata. ‚An Weiberfasnacht bleibt kein Platz von der Machtübernahme durch die Damenwelt verschont, auch nicht der Arbeitsplatz.’/

Kaum wurden in Bonn und anderen Ortschaften am Rhein die Weihnachtsdekorationen und Beleuchtungen abgebaut, kamen gleich neue, bunte Ausschmückungen an ihre Stelle. Die Warenhäuser und Geschäfte wurden mit verrücktesten Kostümen und prächtigen Fahnen, Bändern und Narrenköpfen aufgefüllt. Sowohl bei den Jüngeren wie auch bei den Älteren gab es zu der Zeit kaum noch ein anderes Thema als die Frage, was man an Weiberfasnacht oder beim Karnevals-umzug wohl anziehen würde.

Frauen an die Macht

Am Donnerstag, dem 19. Februar, um elf Uhr elf, war es dann endlich so weit. Überall wurde die Arbeit niedergelegt; die Feier begann bei lauter Karnevalsmusik.
An Weiberfasnacht entreißen die Frauen den Männern in einem symbolisierten Kampf die Macht. Auch in diesem Jahr gingen die Karnevalsweiber in kleineren oder größeren Gruppen los, überisteten die Türsteher oder Behördenwächter in den Rathäusern, Ämtern oder Firmenleitungen und eroberten die Leitungsposten. Dabei mussten die Bürgermeister, die Präsidenten oder die Chefs erdulden, dass als Zeichen der Machtübernahme die Weiber die Krawatten abschnitten und wie Trophäen voller Jubel an ihre Hüften banden.

An manchen Arbeitsstellen wurden sogar riesige „goldene“ Schlüssel als Siegeszeichen von den Frauen beschlagnahmt und im anschließenden Triumphzug mit-genommen.

Tanzen bis der Morgen kommt

Bei der Gestaltung der darauf folgenden Feierlichkeiten durften aber auch die Männer mitmischen. Es wurde in vielen Betrieben die Leitung auf Arm genommen, es wurde deftige Kritik laut. Auch einige Kollegen wurden nicht geschont, die im vergangenen Jahr die anderen verärgert oder sich unkollegial gezeigt hatten. Zur Belustigung der Sitzungsteilnehmer verkleideten sich einige Männer als Frauen und führten mit stark auffallendem Lippenstift dem begeisterten weiblichen Publikum ein „Männerballett“ vor. Es wurden traditionelle deutsche Karnevalslieder gesungen. Nach den offiziellen Betriebsfeiern ging das Fest in den Kneipen der Städte oder Dörfer weiter, wo viele die Puppen bis zu den Morgenstunden tanzen ließen.

Von Josef Bata

20/02/09

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Josef Bata
Josef Bata ist ein gebürtiger Ungar, lebt seit 37 Jahre in Deutschland. Er ist unter anderem ein freier Journalist für diverse Medien. Einer seiner Schwerpunkte sind die im Mitteleuropa und Zentralasien lebenden Deutschen. Hauptberuflich ist Bata Internetredakteur im Bereich Bevölkerungs- und Katastrophenschutz in Bonn. Auch für die DAZ verfasste er etliche Beiträge.