Eigentlich ganz gut. Und dann wiederum gar nicht so gut. Von klein auf reisen wir kreuz und quer durch die Lande und weil in Europa alles so klein ist, auch schnell über die Landesgrenzen; inzwischen, ohne diese überhaupt zu spüren.

Nicht mal Geld müssen wir mehr tauschen. Wir waren in London, Paris, Amsterdam, in Lissabon, Rom und Kopenhagen, und auch durch die osteuropäischen Länder sind wir alle schon gereist. Und doch stoßen wir immer wieder auf Neuentdeckungen. Zum Beispiel Liechtenstein. Dass es Liechtenstein gibt, dass es irgendwo im Süden liegt, bei Österreich und der Schweiz und dass es ganz klein ist, wusste ich schon. Aber nicht viel mehr. Was ich nicht wusste, was jetzt einem Freund wiederfuhr, dass man für das Land ein Visum braucht, wenn man dort arbeiten möchte. Nanu?! Da liegt so ein kleines Land inmitten der Europäischen Union, der Region der grenzenlosen Reise- und Bewegungsfreiheit, in der wir alle europäische Brüder und Schwestern sind, zumindest aber Nachbarn – und macht solche Zicken. Dass die Schweiz besonders bleiben will und sich darum absondert, daran haben wir uns schon gewöhnt. Und zum Troste bietet uns die Schweiz herrliche Ski- und Wandergebiete und Schokolade. Aber wie steht es um Liechtenstein? Gleich schlage ich mal bei Wikipedia nach und entdecke – das Land ist wirklich besonders. Nicht nur besonders klein, so dass ich es mir sehr witzig vorstelle, es zu besuchen. 24,56 Kilometer an der längsten Stelle und 12,36 Kilometer an der breitesten! Sondern es ist ein Fürstentum mit einem echten Fürsten, der nicht nur repräsentiert, sondern wirklich regiert. Und das inmitten des demokratischen Europa! Aber es scheint zu funktionieren, und immerhin hat Liechtenstein das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf weltweit!

Aber mit totaler Unabhängigkeit geht es auch nicht. Vieles wird in Liechtenstein von Österreich oder der Schweiz aus betrieben und beeinflusst. Und doch hat das Land wiederum eigenes. Zum Beispiel einen eigenen Dialekt, der sich allerdings von Gemeinde zu Gemeinde teilweise sehr stark voneinander unterscheidet. Wie hat man sich das auf einer solch kleinen Fläche vorzustellen? Alle paar Schritte ändert sich die Sprache! Auch gibt es dort seit 1997 ein eigenes Erzbistum. Liechtenstein ist Vollmitglied bei der UNO und es gibt liechtensteinische Botschaften in Bern, Berlin, Brüssel, Straßburg, Washington, New York und Wien. Wer hätte das gedacht?! Und als ob das nicht schon genug verwundern würde, gibt es auch noch eine liechtensteinische Nationalmannschaft im Fußball, hurra! Liechtenstein, da muss ich hin! Ein Land, das so viele Ausrufezeichen hervorruft, muss man gesehen haben.

In Zukunft werde ich gewiss mit offeneren Augen und Ohren durch die Welt ziehen, auf dass sich Liechtenstein mir offenbare. Aber wenn alles, was aus Liechtenstein kommt, so klein ist wie das Land selbst, dann muss man sehr genau hinschauen.

Meine Faszination für kleine Länder ist geweckt und so gebe ich in Google ein: „die kleinsten Länder der Welt“. Die Suchmaschine spuckt mir unter anderem Monaco und den Vatikan aus und in letzter Zeit stoße ich immer wieder auf San Marino. Und damit steht meine nächste Reiseroute: die kleinsten Länder der Welt entdecken. Und weil viele davon in Europa liegen, liegt das Ziel auch nicht in allzu weiter Ferne.

Von Julia Siebert

22/09/06

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