Deutsche Topmanager geraten wegen hoher Gehälter in die öffentliche Kritik. Die Bundesregierung will nun ein Gesetz zur Offenlegung der Vorstandsgehälter verabschieden
Eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Emnid zeigt: Neun von zehn Bundesbürgern empfinden die Gehälter deutscher Topmanager als zu hoch.
Die 30 großen börsennotierten deutschen Firmen haben im Vorjahr ihre Gewinne verdoppelt; zugleich 35.000 Stellen abgebaut. Von der verbleibenden Belegschaft wird Mehrarbeit und Lohnverzicht gefordert. Die Saläre der Topmanager befinden sich, trotz wirtschaftlich harter Zeiten, auf einem in Deutschland kaum gekannten Niveau. Exemplarisch zwei Aushängeschilder der deutschen Wirtschaft: die Deutsche Bank und DaimlerChrysler.
Das renommierte Kreditinstitut legt seine beste Bankbilanz der letzten Jahre vor, der Vorstandsvorsitzende verdient rund 10 Millionen Euro und verkündet zugleich weiteren Stellenabbau. Der Stuttgarter DaimlerChrysler-Konzern leidet unter Ertragsschwäche, die Belegschaft soll Lohnverzicht üben, der Vorstandsvorsitzende verdient etwa fünf Millionen Euro im Jahr.
Bundespräsident Horst Köhler mahnte, dass Reform- und Verzichtskultur auch in den oberen Etagen beginnen müsse. Der Bundeskanzler forderte Mäßigung der Manager. Sogar der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) kritisierte die hohen Saläre der Topmanager der Großkonzerne.
Die Bundesregierung will nun ein Gesetz zur Offenlegung einzelner Vorstandsgehälter großer Kapitalgesellschaften verabschieden. Bis jetzt weisen Geschäftsberichte nämlich nur die Gesamtsumme der Vorstandsbezüge aus. Die oft bizarre Spekulation über Managergehälter wäre mit solcher Transparenz beendet.
Befürworter sehen das Gesetz als Ausdruck und Wiederbelebung der Sozialen Marktwirtschaft. Galt die Bundesrepublik doch als die Soziale Marktwirtschaft, die den traditionellen Konflikt zwischen Wirtschaftselite und Arbeitnehmern im Sinne des sozialen Friedens und als Solidargemeinschaft zum Vorteil aller befriedete.
Jüngsten Medienberichten zufolge bietet der DaimlerChrysler-Vorstand nun einen eigenen Gehaltsverzicht von bis zu zehn Prozent an. Ein richtiges Signal in Zeiten allgemeiner Selbstbeschränkung.