Vom 19. bis zum 21. Juni hielt sich eine achtköpfige Wirtschaftsdelegation unter Leitung der Deutschen Botschaft in Aktau auf. Das Ziel: Kontakte mit Wirtschaftsvertretern der westkasachstanischen Hafenstadt und der Region knüpfen, um langfristig die Präsenz deutscher Firmen zu steigern.
Die Region rund um die kaspische Hafenstadt Aktau ist seit den kriselnden Perestroikajahren wirtschaftlich im Aufwind. Vor allem die hohen Öl-und Gasvorkommen im Kaspischen Meer haben daran Anteil. Im Hafen von Aktau -Kasachstans einziger Seehafen- wurden im Jahr 2003 fünf Millionen Tonnen Erdöl umgeschlagen. Aber auch Baustoffe, Trockenwaren und Getreide werden hier verschifft.
Ausländische Firmen, vor allem US-amerikanische und chinesische, sind längst in Clustern der kaspischen Erdölindustrie vertreten. Deutsche Firmen machen allerdings noch einen weiten Bogen um die Region– von einigen Ausnahmen wie Thyssen oder Zulieferanten im Öl- und Gasbereich wie die Firma Flottweg einmal abgesehen. Und das, obwohl die deutsch-kasachstanischen Wirtschaftsbeziehungen sich beständig verbreitern: Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern betrug im Jahr 2004 mehr als drei Millarden US-Dollar. Für das Jahr 2005, so die Deutsche Botschaft, werde ein weiterer Anstieg erwartet.
Um auch in der Region des Kaspisches Meeres die Präsenz deutscher Firmen zu erhöhen und Möglichkeiten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit auszuloten, reiste vom 19. Juni bis zum 21. Juni eine achtköpfige Delegation unter Leitung des ständigen Vertreters des Botschafters, Joachim Frhr. von Marschall, nach Aktau. Galia Shunussalijewa, Leiterin der Repräsentanz der deutschen Wirtschaft in Kasachstan, nahm daran ebenso teil wie zwei Vertreter des Thyssen-Konzerns, Mitglieder der Deutsch-Kasachischen Assoziation der Unternehmer und der Gründer eines der größten zentralasiatischen Touristikbüros, CAT (Central Asia Tourism), Folke von Knobloch.
Das Programm sah Treffen mit Entscheidungsträgern vor: ein Gespräch mit der Leitung des Unternehmerrats der Region, Zusammenkünfte mit dem Akim der Stadt Aktau, Raschit Mustapajew, und dem stellvertretenden Akim der Region, Michail Bortnik. Ferner war eine Besichtigung des Hafens von Aktau vorgesehen, der Besuch eines in Renovierung befindlichen Altenheims und ein Treffen mit deutschstämmigen Unternehmern.
„Wir sind überzeugt, dass deutsche Wirtschaftsunternehmen im Zusammenhang mit örtlichen Firmen einen Beitrag leisten können zur Entwicklung des Gebiets von Aktau“, resümierte von Marschall das Gespräch mit Bortnik. Klein- und mittelständische Unternehmen hätten großes Interesse daran zu investieren. Die Voraussetzung dafür sei allerdings die Garantie, dass für Investitionen ein Rechtsschutz geleistet werde.
Perspektiven sah von Marschall auch für den Tourismus. Schwierig sei nur die Abgelegenheit der Region für Europäer. „Dauerhaft wird man wahrscheinlich Spezialbereiche für eine bestimmte Klientel finden müssen“, so von Marschall. Von Knobloch (Central Asia Tourism) bestätigte diese Ansicht und betonte dabei die besondere Geografie der Region. Das Meer sei ein wichtiger Attraktivitätsfaktor. „Wir sind daran interessiert, Tourismus in Aktau zu fördern.“
Von Marschalls Bilanz des Treffens fiel positiv aus (s. Interview im Ressort „Russlanddeutsche“). Auch Galia Shunussalijewa, Leiterin der Repräsentanz der deutschen Wirtschaft in Kasachstan, sah die Perspektiven einer Beteilung deutscher Unternehmen bestätigt. „Der gesamte Dienstleistungsbereich könnte interessant sein“, sagte sie, von der Bauindustrie, über Berufsbildung, Tourismus, Landwirtschaft bis hin zur Gastronomie (Weiterbildung des Personals) und der Fleischverarbeitung. „Anfangsinvestitionen sind in allen Projekten erforderlich.“ Nun müsste der Informationsaustausch verstärkt werden. „Wir werden uns intensiver mit der Region befassen.“