Ob Ulschan oder Tulpan – in Deutschlands Kinos ist Kasachstan vor allem als unverbrauchte und beeindruckende Kulisse für mystisch-romantisierende Filme bekannt. Dieser Eindruck bestätigte sich erneut auf dem Münchner Filmfest.
/Bild: Verleih. ‚Szene aus Baksy: Die alte Heilerin Aidai rettet verlorene Seelen aus Alkoholismus oder Sexbesessenheit.’/
Obwohl es auf dem Münchner Filmfest, das vom 26. Juni bis 04. Juli stattfand, keine rein zentralasiatischen Produktionen gab, war Kasachstan mehrfach präsent. Der russische Film „Mika & Alfred“, eine mystische Geschichte mit dem moralischen Schluss, dass es immer eine Sünde ist, Menschen umzubringen, egal ob sie gut oder schlecht sind, basiert auf einem Roman von Wladimir Kunin. Das Budget von etwa 10 Millionen Dollar reichte, um das Leben eines mysteriösen Killers mit tödlichen Fähigkeiten überall in der Welt zu verfolgen und in realen Locations zu drehen. Das Team war auch in Kasachstan. Leider ist es den Machern nicht gelungen, authentisch zu bleiben. Die Schönheit und Natürlichkeit der kasachischen Steppe ist im Grunde das einzig Echte am ganzen Film.
Als Kulisse diente Kasachstan auch – im Film „Papiersoldat“ von Alexej German Junior. Mit scheinbarer Leichtigkeit und einem Blick für Details führt der Film des 32-jährigen russischen Regisseurs zurück zu den sowjetischen Vorbereitungen zum ersten bemannten Weltraumflug 1961. „Juri“ (Gagarin) soll und wird der erste Mensch im All sein. Stilistisch ausgefeilt bis ins letzte Detail, in der vereisten kasachischen Wüste aufgenommen und mit erstklassigen Schauspielern wie beispielsweise Tschulpan Chamatowa besetzt, glänzt „Papiersoldat“ mit eindrucksvoll düsteren Bildern von der ehemaligen UdSSR.
Der Film „Baksy“ („Native Dancer“), eine russisch-deutsch-französisch-kasachische Produktion der kasachischen Regisseurin Guka Omarowa lief im Internationalen Programm des Festivals. In einer spannenden, teilweise dokumentarischen Manier skizziert Omarowa das Leben einer Gruppe von Menschen in der Steppe. Die alte Heilerin Aidai rettet verlorene Seelen aus Alkoholismus oder Sexbesessenheit und heilt Kranke. Ihr Wissen und ihre Fähigkeiten bezieht die kasachische Schamanin aus dem Land, in dem sie lebt. In einer Mischung aus Kriminalfall und spiritueller Reise ist es Guka Omarowa gelungen, in „Baksy“ vor einer prächtigen Landschaft zu erzählen, wie Gier die traditionellen Lebensformen zerstört. Obwohl sich das deutsche Publikum mit Mystik im Allgemeinen eher schwer tut, lief der Film mit gutem Erfolg. So war Kasachstan dann am Ende doch nicht nur Kulisse, sondern setzte durch Guka Omarowa auch einen thematischen Akzent auf dem Münchner Filmfest – wie so oft einen mystischen.
Swetlana Jegorowa
17/07/09