Der Kulturausschuss der LmDR will 2021 dem 80. Jahrestag der Deportation besondere Aufmerksamkeit widmen. Ein Beitrag der Kollegen von Volk auf dem Weg.
Der Kulturausschuss der LmDR versteht sich als Gremium zur Ausarbeitung innovativer Ideen und Impulsgeber für die Vermittlung und Popularisierung der Geschichte und Kultur der Deutschen aus Russland. Bedeutsame Ereignisse der russlanddeutschen Geschichte spielen dabei selbstverständlich eine wichtige Rolle.
Der 2021 anstehende 80. Jahrestag der Deportation und die darauffolgende Entrechtung der deutschen Minderheit in der UdSSR wurden zum Anlass der letzten virtuellen Besprechung im Kulturausschuss unter der Leitung des Bundesvorstandsmitgliedes der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Ewald Oster.
Die Mitglieder des Ausschusses waren sich einig, dass diesem Ereignis Veranstaltungen gewidmet und dazu begleitende Ausstellungen, Präsentationen und Publikationen vorbereitet werden sollen.
Neben den traditionellen Gedenkveranstaltungen, die ihre große Bedeutung und Wirkung bereits gezeigt haben und daher auf keinen Fall unterschätzt werden dürfen, wurden viele Ideen und Vorschläge eingebracht, die eine neue und tiefere Auseinandersetzung mit der Geschichte und Kultur unserer Volksgruppe verlangen und hohe Herausforderungen mit sich bringen. Selbst wenn nicht alle Pläne im Laufe des nächsten Jahres umgesetzt werden können, sind diese Ideen eine gute Grundlage für die weitere Tätigkeit unseres Verbandes.
Wichtig für die Erinnerungskultur
Angedacht ist eine gezielte Sammlung der „Stummen Zeugen der Verbrechen“. Das heißt: Zeitgenössische Briefe, Tagebücher, Lieder, persönliche Dokumente, Fotografien, Kunstwerke, Gegenstände, Eingaben an die „Obrigkeit“ u.Ä. der verbannten, zur Zwangsarbeit eingezogenen oder unter dem Kommandanturregime befindlichen Menschen sollen gesammelt werden.
Diese Zeugnisse sind für das Selbstverständnis und die Erinnerungskultur der betroffenen Gruppe von außerordentlicher Bedeutung, weil sie die ungeheuren Beschuldigungen und entsetzlichen Lebensumstände aus der Sicht der Betroffenen, aus der Innenperspektive, schildern und darlegen, was sie erlebt haben.
Es wäre sehr hilfreich, für die Gliederungen der LmDR einen Leitfaden zu erstellen, wie man derartige autobiographische Dokumente sammelt, digitalisiert, transkribiert, übersetzt, erfasst, kommentiert und präsentiert. Sie werden Stoff liefern für lokale Ausstellungen, Zeitzeugengespräche, Infotafeln, Publikationen in lokalen und überregionalen Massenmedien, Videobotschaften usw.
Widerstandsbewegung der Russlanddeutschen
Ein bis jetzt noch viel zu wenig erforschtes Thema ist die Widerstandsbewegung der Russlanddeutschen. Daher wäre eine Quellensammlung unter einem Titel wie „Entrechtet, aber nicht gebrochen“ sehr begrüßenswert. Dieses Werk sollte entsprechende Dokumente beinhalten und Personen schildern, die sich in dieser oder jener Weise gegen die in der Sowjetunion Herrschenden wandten.
Ebenfalls vorgeschlagen wurden Maßnahmen in den Bereichen Literatur, Film und Videoaufnahmen, Musik und Kunst. Aus dem Vorschlag, einen Dokumentarfilm unter Beteiligung von Zeitzeugen der Deportation aufzunehmen, entwickelte sich eine Diskussion mit weiteren Vorschlägen, die schließlich in den Vorschlag eines Filmfestivals oder -wettbewerbs mündete.
Der Literaturkreis plant neben der Herausgabe seines alljährlichen Almanachs u.a. einen Schreibworkshop zum Bereich Drama/Theater, Für die Ebene der Kreis und Ortsgruppen wurde vorgeschlagen, eine Initiative „Deportation in der Geschichte meiner Familie“ zu starten.
Dokumentation der Denkmalskultur
Nicht vergessen darf man natürlich die Bereiche Musik und bildende Kunst. Kunstausstellungen zum Thema Deportation mit Führungen oder auch Wanderausstellungen könnten als Jahresprogramm angeboten werden.
Musikfestivals mit Gesang und Instrumentalmusik, ebenfalls zum Thema Deportation, sollen schon im Frühsommer auf Landesebene stattfinden. Die besten Künstler sollen dann bei der zentralen Gedenkveranstaltung auftreten dürfen.
Die Herausgabe einer Broschüre mit Auflistung, kurzer Beschreibung und Abbildung von Gedenkstätten der Deportation und Vertreibung in Deutschland wäre für jede Gliederung der LmDR sehr hilfreich bei der Durchführung von Gedenkveranstaltungen und würde die aktuelle Lage der russlanddeutschen Denkmalskultur zum 80. Jahrestag der Deportation dokumentieren.
Richtungsweisende Initiativen
Auch bereits vorhandene Werke sollen vorbereitet und der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. In München wurde zum Beispiel vor kurzem das Theaterstück „Leben jenseits des Horizonts“ von Yuri Poimanow und Juri Diez, Mitglied des Kulturausschusses, erfolgreich aufgeführt. Dieses Stück wird jeder Gliederung in Form eines Gastspiels angeboten. Ausführliche Informationen zum Stück finden Sie im Internet.
Konkrete Projektausschreibungen und die Aufgabenverteilung sollen bis Ende dieses Jahres ausgearbeitet und Anfang 2021 vorgestellt werden.
Selbstverständlich sind die Initiativen des Kulturausschusses richtungsweisend, schließen aber eigene Ideen von Mitgliedern der LmDR nicht aus und sind ohne den Mut und das Engagement ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Verbandes nicht zu stemmen. Wir freuen uns daher über jede Rückmeldung, die zur Stärkung unserer gemeinsamen Arbeit beitragen könnte.