Glücksspiel ist ein globales Phänomen, das sich durch neue Technologien und digitale Plattformen ständig verändert. Während einige Länder wie Malta oder Macao mit liberalen Gesetzen den Markt für Glückspiele anzuziehen versuchen, verfolgt Kasachstan eine deutlich restriktivere Strategie. Doch stellt sich die Frage, ob strengere Vorschriften tatsächlich zu mehr Kontrolle führen oder lediglich das illegale Glücksspiel begünstigen.

In Kasachstan ist Glücksspiel nur in speziell ausgewiesenen Zonen erlaubt. Seit einer Gesetzesreform im Jahr 2007 dürfen Casinos ausschließlich in Kunajew, dem ehemaligen Kaptschagai, einer Stadt in der Region Almaty, und in Schtschutschinsk, einer Kleinstadt in der Region Aqmola, betrieben werden. In allen anderen Teilen des Landes sind Glücksspielbetriebe verboten, was jedoch nicht bedeutet, dass das Spielen dort nicht stattfindet. Während lizenzierte Anbieter unter strengen Auflagen operieren dürfen, begeben sich viele Spieler dennoch auf die Suche nach Alternativen. Besonders im Online-Bereich stellt die staatliche Regulierung eine Herausforderung dar, da internationale Anbieter oft blockiert werden, jedoch werden immer wieder neue Wege gefunden, um diese Sperren zu umgehen.

Kasachstans harte Linie: Glück oder Verderben?

Um das Glücksspiel im Land zu überwachen, hat Kasachstan ein zentrales Kontrollsystem namens Unified Accounting System (UAS) eingeführt. Dieses System speichert alle Transaktionen von legalen Anbietern und erhebt eine Steuer in Höhe von 1,5 Prozent auf die Umsätze. Zudem müssen Betreiber alle Spieler registrieren und deren Identität überprüfen, da in Kasachstan das weltweit höchste Mindestalter für Glücksspiel gilt: ganze 25 Jahre muss ein Spieler hierzulande sein, bevor er seiner Leidenschaft legal nachgehen kann. Verstöße gegen diese Vorschriften werden direkt an die Steuerbehörden weitergeleitet.

Trotz dieser strengen Kontrollen bleibt ein großes Problem bestehen: Schätzungen zufolge spielen sich rund 80 Prozent des kasachischen Glücksspielmarktes im Schattenbereich ab. Dies zeigt, dass viele Spieler auf illegale Angebote ausweichen, an denen der Staat nicht mitverdient und über die er keinerlei Kontrolle hat.

Obwohl Glücksspiel nur einen geringen Anteil am kasachischen Bruttoinlandsprodukt ausmacht – offizielle Zahlen aus dem Jahr 2020 bezifferten den Anteil auf 0,1 Prozent, wächst der Markt kontinuierlich. Prognosen zufolge könnte die Branche bis 2025 einen Umsatz von rund 500 Millionen US-Dollar erreichen. Allerdings warnen Ökonomen davor, dass die restriktiven Regelungen nicht nur illegale Anbieter stärken, sondern auch legale Unternehmen ins Ausland drängen könnten. Dies würde langfristig zu Steuerausfällen führen und somit finanzielle Mittel entziehen, die dringend für Infrastrukturprojekte benötigt werden.

Vom „modernen“ Glücksspiel

Zwar startete die Regierung 2024 einen Nationalen Aktionsplan gegen Spielsucht, der Aufklärungskampagnen und NGO-Kooperationen vorsieht. Doch es zeigt sich, dass alternative Kanäle aufblühen. Kryptowährungen und anonyme Zahlungsapps-Plattformen machen es den Behörden schwer, den Schwarzmarkt und das illegale Glücksspiel einzudämmen.

Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew betont zwar das Ziel, destruktive Verhaltensmuster zu bekämpfen. Doch die Reformen könnten genau das Gegenteil bewirken: Durch restriktive Vorgaben steigt die Attraktivität unregulierter Angebote – ein Teufelskreis, der ein weltweites Problem zum Vorschein trägt.

Paradoxerweise treibt Kasachstans Regierung trotz neuer Meldepflichten für Banken und Betreiber die Intransparenz voran. Das UAS operiert selbst unter undurchsichtigen Bedingungen. Gleichzeitig sollen mehrere Maßnahmen des Nationalen Aktionsplans gegen Spielsucht die Gesellschaft sensibilisieren – von Schulworkshops bis zu Warnhinweisen in Apps.

Kasachstans Experiment zeigt: Strenge Regulierung mag kurzfristig Kontrolle suggerieren, doch sie ignoriert die Flexibilität moderner Glücksspielformen.

Dabei bleibt es die größte Herausforderung, ein Gleichgewicht zu finden zwischen Suchtprävention, Marktfairness und der Anerkennung, dass Glücksspiel im 21. Jahrhundert längst keine klaren Grenzen mehr kennt. Kasachstan geht einen strikten Weg, doch wird sich wohl erst im internationalen Vergleich zeigen, ob dieser Bestand haben wird.

Anton Genza

Teilen mit:

Hinterlasse eine Antwort

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein