Am 12. September 2025 öffnete das Almaty Museum of Arts (AMA). Als erstes privates Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Zentralasien und als erste Einrichtung dieser Dimension in Kasachstan markiert es einen Wendepunkt für die regionale Kunstszene. Der Gründer des Museums ist Nurlan Smagulov, ein landesweit anerkannter Unternehmer und Philanthrop, der anstrebt, dem kasachischen Publikum internationale Künstler näherzubringen und gleichzeitig der zentralasiatischen Kunst eine neue Plattform zu bieten. Das Almaty Museum of Arts verspricht ein dynamisches Programm aus Ausstellungen, Vorträgen, Workshops, Konzerten, und Filmvorführungen.
Das von der britischen Firma Chapman Taylor entworfene Gebäude ist ein architektonischer Blickfang. Seine dynamischen, sich kreuzenden Flügel sind verkleidet in hellem Kalkstein und Stahl, in denen sich die Berge von Almaty widerspiegeln. Bereits vor dem Gebäude steht ein riesiger Mädchenkopf, der erste Hinweise auf den zeitgenössischen Ansatz des Museums liefert. Und wer Lust auf stilvolle Gastronomie hat, kann nach dem Museumsbesuch das modern-nostaligsche Café Alma besuchen, das zu einem neuen Treffpunkt für Kunstliebhaber geworden ist.
Der Besucherandrang ist anhaltend und enorm: Selbst einen Monat nach der Eröffnung bilden sich noch Schlangen vor den Kassen. Die Begeisterung für das AMA ist besonders in der jungen Generation spürbar. Das neue Museum hat sich schnell zu einem Symbol für urbane Coolness entwickelt, was spürbar ist an der Hingabe, mit der zahlreiche Fotos vor den zahlreichen Kunstwerken des AMA gemacht werden.
Almagul Menlibayeva und die Narben Kasachstans
Der erste Saal ist der kasachischen Künstlerin Almagul Menlibayeva gewidmet, eine der international prominentesten Stimmen Zentralasiens. Ihre Retrospektive „I Understand Everything“ umfasst fast vier Jahrzehnte und zeigt Menlibayevas Entwicklung von frühen Textilarbeiten, Malerei und Druckgrafik bis hin zu Performance, Fotografie, Video und ihren neuesten KI-Experimenten.
Ihr Werk erforscht mit einem Stil, den sie selbst als „PUNK-ROMANTIC SHAMANISM“ beschreibt, die Rolle der Frau sowie schamanische Mythen mit avantgardistischer, rebellischer Kunst. Ihr Fokus liegt auf der Wiederherstellung der weiblichen Erzählungen und der nomadischen Traditionen, die während der Sowjetzeit unterdrückt wurden. In ihrer Videoreihe hat das historische Trauma der Region zentrale Bedeutung: die ökologische Zerstörung des Aralsees, die Massenvertreibungen und die Atomtests in Semipalatinsk.
Gründersammlung Qonaqtar: eine Hommage an Künstler Zentralasiens
Die Ausstellung, Qonaqtar („Gäste“), schöpft aus der beeindruckenden Sammlung des Gründers Nurlan Smagulov. Die Ausstellung umfasst Werke von den 1940er Jahren, modernistische Ikonen aus den 1960ern und zeitgenössische Kunst.
Qonaqtar vereint Modernisten wie Aisha Galymbayevas „Hirtenfest“ (1965) und Salikhitdin Aitbayevs „Über jungfräuliche Länder. Mittagszeit“ (1960er Jahre) mit zeitgenössischen Stimmen, darunter Yerbossyn Meldibekov und Saodat Ismailova. Die Werke beleuchten Fragen der Vertreibung und der Zugehörigkeit, der Kosmologie, der Sprache, der Rolle der Frau und der transnationalen Solidarität. Sie bieten eine lebendige Reflexion über Resilienz und kulturelle Identität. Zum wiederkehrenden Motiv wird die Steppe – ein prägender Lebensraum, der Mythen und Symbolik und künstlerische Visionen der Region prägte.
Internationale Künstlerräume
Das AMA bringt auch renommierte Werke ausländischer Künstler für das lokale Publikum, darunter solche Koryphäen wie Richard Serra, Anselm Kiefer, Yayoi Kusama und Bill Viola. Die monumentale Installation des deutschen Künstlers Anselm Kiefer, trägt den Titel „Questi scritti, quando verranno bruciati, daranno finalmente un po‘ di luce“ (Diese Schriften, wenn sie verbrannt werden, werden schließlich etwas Licht bringen).
Kiefers riesiges, mit Blei und Asche überzogenes Gemälde reflektiert über Zerstörung, Ruinen und die bleibende Macht der Geschichte – eine Thematik, die stark mit den Themen der kasachischen Künstler in Resonanz tritt. Die Ausstellungen zeigen, wie das AMA eine Brücke zwischen der lokalen Kunstgeschichte und dem globalen zeitgenössischen Kanon schlagen möchte.