Das Linden-Museum in Stuttgart zeigt vom 17. September 2011 bis 8. Januar 2012 die Ausstellung “Weltsichten – Blick über den Tellerrand”. Unsere kasachische Autorin Ruchsara Dschasybajewa war live vor Ort und berichtete über Sehenswertes und Wissenswertes.

/„Happy-Birthday“-Ständchen zum 100. Geburstag des Linden-Museums auf dem Schloßplatz./

„Weltsichten – Blick über den Tellerrand“ zeigt seinen Besuchern den kulturellen Reichtum und die zugrunde liegenden Weltsichten der Menschen weltweit. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der Mensch mit seinen Lebenswelten. Die Ausstellung lenkt mit einem kulturvergleichenden Ansatz den Blick des  Besuchers auf die faszinierende Vielfalt unserer Welt, indem die Grundfragen menschlicher Existenz und Zusammenlebens anhand der Themen Ästhetik, Raum und Zeit veranschaulicht werden. Ein beeindruckendes Beispiel menschlichen Zusammenlebens ist wohl die Wohnstatt der Nomadenvölker – die Jurte. Auf der Ausstellung „Weltsichten“ können Interessierte eine echte kasachische Jurte besuchen. Beim Eintritt in eine Jurte sagt man in meiner Heimat: „Schanyrak kutty bolsyn“ – „Möge die Jurte Glück bringen“.

Die Große Landesausstellung im Kunstgebäude Stuttgart präsentierte am 16. September 2011 mit „Weltsichten“ eine neuartige Ausstellung: Zum 100-jährigen Jubiläum des Linden-Museums sind erstmals alle sieben Regionalabteilungen in einer Schau mit mehr als 400 Objekten vereint.  Die Eröffnungsfeier der Großen Landesausstellung begann im Weißen Saal des Neuen Schlosses: Theresia Bauer (MdL), Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden–Württemberg,  und Prof. Dr. Ines de Castro, Direktorin des Linden-Museums, gaben sich in einer Eröffnungsansprache die Ehre, alle Gäste zu begrüßen.

Die Vorbereitungen bis zur Eröffnung der Ausstellung dauerten fast drei Jahre, was dank der engagierten Arbeit der Museumsmitarbeiter, sieben Kuratoren des Linden-Museums sowie der Unterstützung von Sponsoren und Förderungen nicht möglich gewesen wäre. „Weltsichten – Blick über den Tellerrand“ zeigt das große Potenzial des Museums. Kostbare Spitzenobjekte zeigen, wie vielfältig Leben auf der ganzen Welt ist.

Bevor die Ausstellung offiziell eröffnet wurde, gab es am Schloßplatz  ein Klangerlebnis der besonderen Art: fast einhundert Menschen unterschiedlichen Alters sangen in einem internationalen Chor “Happy Birthday”, um damit einen Guinness-Weltrekord aufzustellen. Mit  Spaß und Trommelmusik nahm ich daran teil, denn ich konnte meine Heimat Kasachstan vorstellen.

Im Rahmen des Themas „Abgrenzen und Einladen“ präsentierte die kasachische Jurte auf der Ausstellung eine Art Lebensform nach der Vorstellung „My home is my castle“. Vorstellungen von „Innen“ und vom „Außen“ gibt es wohl in jeder Gesellschaft, gerade in der Gestaltung von Haus und Wohnung. Die Kulturen Asiens kennen Wohnformen von Holz- oder Steinhäusern bis zum mobilen sozialen Raum einer kasachischen Jurte. Für mich war es ein besonderes Erlebnis, das große Interesse der Besucher für die kasachische Jurte zu sehen. Ein besonderes Dankeschön geht auch an die Referentin für den Islamischen Orient im Linden-Museum und Kuratorin, Dr. Annette Krämer, die für den Ausstellungsteil „Abgrenzen und Einladen“ verantwortlich war. Dank Frau Krämer und ihres Engagements war es letztendlich möglich geworden, die kasachische Jurte, soweit es geht, originalgetreu aufzubauen.
Diese Jurte wurde darüber hinaus mit Hilfe von Kasachen aufgebaut, die aus China stammen und zurzeit in Deutschland leben. Eine Vielzahl von Geschenken aus Kasachstan und Museumsgaben schmückte die Jurte.

Die Ausstellung “Weltsichten – Blick über den Tellerrand” thematisierte mit seinen Objekten verschiedenste kulturelle Fragestellungen, wie zum Beispiel Heiratszeremonien in Asien, Verhältnis zwischen Mann und Frau, Leben und Tod, oder: Wie entsteht ein Schönheitsideal?

Letztendlich gibt es nur unterschiedliche Sichtwesen auf die Welt. Jede Kultur hat ihre eigenen Antworten auf die Fragen des Lebens. In den kulturvergleichenden Inszenierungen der Ausstellung werden kulturelle Unterschiede und verbindende Gemeinsamkeiten deutlich.

Die kasachische Jurte lädt den Besucher ein, das typische Dombra-Spiel zu erleben, was jeden verzaubert. Tritt ein und fühl Dich als Nomade inmitten der Steppe!

Das Linden-Museum Stuttgart ist ein Staatliches Museum für Völkerkunde und auch eines der größten ethnologischen Museen Europas. Karl Graf von Linden (1838-1910), der Vorsitzende des Württembergischen Vereins für Handelsgeographie, war Namensgeber des Museum. Von Linden begründete seinerzeit die völkerkundliche Sammlung mit Objekten, die er von seinen Reisen und Kontakten in der ganzen Welt mitbrachte. Das Linden-Museum beherbergt ca. 160.000 Objekte und ist mit seinen Sonder- und Dauerausstellungen zu einer Plattform interkultureller Begegnungen geworden.

Von Ruchsara Dschasybajewa

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