Nun ist die Welt irgendwie glücklich, zumindest die meisten Politiker und Interessierten. Was eigentlich gar nicht so richtig erwartet wurde, hat nun doch noch geklappt: die Vertreter von fast 200 Ländern haben sich auf die Grundzüge eines neuen Abkommens zum Klimaschutz geeinigt. Zwar sind viele Detailfragen noch offen, aber die Richtung scheint zu stimmen.

Zur Erinnerung: Seit etwa 20 Jahren ist der überwältigenden Mehrzahl von Experten und Politikern klar, dass sich das Klima im Ergebnis der menschlichen wirtschaftlichen Tätigkeit verändert und eindeutig nicht in die positive Richtung. Zwar gibt es eine Reihe von Unsicherheiten hinsichtlich des konkreten Anteils des Menschen (unbestritten ist auch das Vorhandensein natürlicher Einwirkungen) und auch bezüglich der konkreten Auswirkungen nach Regionen und Perioden. Doch die Anzahl der Indikatoren, die auf einen Klimawandel hinweisen, ist ganz einfach zu groß, als dass man sie noch ignorieren könnte.

So werden von der Weltindustrie jährlich fünf Milliarden Tonnen CO2 in die Luft geblasen und das seit vielen Jahrzehnten. Sicher, die Natur, darunter die Weltmeere können einen Großteil dieses Ausstoßes kompensieren, doch das nicht unendlich. Die Natur ist schließlich ein sehr feiner, in sich ausbalancierter geschlossener Kreislauf, der nicht auf die ewige Aufnahme solcher zusätzlicher Belastung ausgerichtet ist.

Nun wurde bereits 1997 das Abkommen von Kyoto, das berühmte Kyoto-Protokoll, erarbeitet und dann auch von einer ausreichenden Anzahl von Ländern unterschrieben und ratifiziert. Auch Kasachstan hat das getan, wenn auch erst ziemlich spät. Es wäre sicher falsch, diese Vereinbarung zur Reduzierung des CO2-Ausstosses als zahnlosen Tiger zu bezeichnen, doch die vereinbarten Reduzierungen werden größtenteils nicht erreicht.
Von den europäischen Staaten, die sich generell als Vorreiter beim Klimaschutz verstehen, haben eindeutig nur Deutschland und Großbritannien ihre Verpflichtungen in vollem Umfang realisiert. Andere Länder, allen voran die beiden größten absoluten Klimasünder – China und die USA – haben ihre versprochenen Ziele nicht eingehalten. Der Konflikt zwischen den beiden Großmächten war auch der zentrale Grund des Scheiterns der Verhandlungen zu einem Nachfolgeabkommen in Kopenhagen im Dezember 2009.

Die USA verlangten damals größere, vor allem aber verbindliche Verpflichtungen Chinas zum Klimaschutz, China wiederum verlangte von den USA und den anderen Industriestaaten größere Unterstützung, da ja die historisch aufgelaufenen Umweltbelastungen durch den Westen unvergleichlich höher sind, als die Chinas und der Entwicklungs- beziehungsweise Schwellenländer. Obwohl an beiden Argumenten etwas Wahres ist, interessiert sich das Klima herzlich wenig darfür, von wem das CO2 nun konkret ausgestoßen wird.

Die nun in Mexiko beendeten Verhandlungen waren im Grunde deshalb erfolgreich, weil beide Seiten sich in den letzten zwölf Monaten aufeinander zubewegt haben. Das war durchaus nicht zu erwarten, musste Obama doch sein Vorhaben einer aktiveren Rolle der USA beim Klimaschutz nach den verlorenen Novemberzahlen de facto aufgeben. Doch in beiden Staaten scheint die Einsicht gereift zu sein, dass nur Kooperation etwas bringt.

Nun jedenfalls scheinen die Weichen gestellt für die Klärung der noch offenen Details eines Klimaschutzabkommens neuer Qualität. Das wird noch eine Weile dauern. Dann erst beginnt die eigentliche Arbeit. Schließlich ist Papier geduldig, das Klima aber wohl eher nicht.

Bodo Lochmann

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