An der Reise der Deutsch-Zentralasiatischen Parlamentariergruppe nahm auch Steffen Bilger teil. Der Bundestagsabgeordnete der CDU für den Wahlkreis Ludwigsburg besuchte Kasachstan und Tadschikistan getreu dem Motto „Einmal sehen ist besser als 100 Mal hören“. Im Interview mit der DAZ spricht er über die wirtschaftliche und sicherheitspolitische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Zentralasien sowie die Integration der Russlanddeutschen.
/Bild: privat. ‚Steffen Bilger, Bundestagsabgeordneter der CDU.’/
Herr Bilger, welche Aufgaben nehmen Sie im Rahmen der Deutsch-Zentralasiatischen Parlamentariergruppe wahr?
Ich bin einfaches Mitglied der Parlamentariergruppe. Unsere Arbeit besteht vor allem aus vielen Gesprächsterminen in Berlin mit Politikern, Diplomaten, Verbands- oder Kirchenvertretern und sonstigen Persönlichkeiten aus Zentralasien und der Mongolei. Unregelmäßig reisen wir auch selbst in diese Länder oder betreuen Delegationen aus den entsprechenden Parlamenten.
Mit welchen Erwartungen sind Sie nach Zentralasien gereist?
Zentralasien rückt in Deutschland immer mehr in den Blickpunkt, sei es wegen der Rohstoffvorkommen oder der sicherheitspolitischen Bedeutung sowie des Kampfs gegen islamistischen Terror. Zu Kasachstan gibt es viele Verbindungen alleine wegen der vielen Deutschen, die in den letzten 20 Jahren zu uns gekommen sind. Über all diese Aspekte wollten wir uns ein eigenes Bild verschaffen. Ein tadschikischer Gesprächspartner hat den weisen Satz gesprochen: „Einmal sehen ist besser als 100 Mal hören.”
Welche Eindrücke hatten Sie vor Ort?
In beiden besuchten Ländern waren wir beeindruckt von der Gastfreundschaft und dem großen Interesse an Deutschland, das uns entgegengebracht wurde. Tadschikistan hat sicherlich ein erhebliches Potenzial zur weiteren Entwicklung, auch wenn Kasachstan deutlich bessere Voraussetzungen hat und ersichtlich schon sehr weit gekommen ist.
Wie schätzen Sie die Perspektiven der zukünftigen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Zentralasien ein?
Deutschland ist die führende Nation in Europa, so dass wir sicherlich eine führende Rolle bei der europäisch-zentralasiatischen Zusammenarbeit übernehmen sollten. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit kann sicher noch weiter ausgebaut werden; es gibt eine große Nachfrage nach deutschen Produkten, und wir haben Interesse zum Beispiel an einer engen Zusammenarbeit bei Rohstoffen. Auch sicherheitspolitisch sind beide Seiten auf eine gute Zusammenarbeit angewiesen. Den Prozess der weiteren Demokratisierung begleiten wir gerne konstruktiv und ohne belehrend auftreten zu wollen, da wir durchaus das bisher Erreichte anerkennen.
Im Rahmen der Reise hatten Sie auch Gelegenheit, den Vorsitzenden der „Assoziation der gesellschaftlichen Vereinigungen der Deutschen Kasachstans“ zu treffen. Wie sehen Sie die Zukunft der Russlanddeutschen in Kasachstan und in Deutschland?
Das Gespräch war für uns sehr interessant, da wir viel über die Situation der Russlanddeutschen erfahren konnten. Mit einem Kollegen zusammen habe ich auch noch einen Sonntagsgottesdienst der evangelisch-lutherischen Kirche in Astana besucht, wo wir mit dem Bischof und mit Deutschen ins Gespräch kommen konnten. Die Russlanddeutschen können Mittler sein zwischen unseren Ländern und durch ihre Sprachkenntnisse zu vermehrten wirtschaftlichen Beziehungen beitragen. Dabei sollten sie ihre Kultur pflegen und durchaus selbstbewusst auftreten. In allen Gesprächen war die große Anerkennung der Kasachen für die Russlanddeutschen zu merken, ihr zahlreicher Wegzug wurde allgemein bedauert.
In Deutschland sind wir aber sehr dankbar für die Rückkehr unserer Landsleute aus Russland. Sie wurden und werden dringend benötigt als Arbeitskräfte, viele von ihnen sind hochqualifiziert, und zum Beispiel auch in meiner Schulzeit oder in der politischen Arbeit habe ich viele begabte Russlanddeutsche kennengelernt. Ihre Integration in das Arbeitsleben, in Vereinen, Kirchen und anderen Institutionen ist im Großen und Ganzen hervorragend gelungen.
Interview: Christine Karmann