Das Hotel Kasachstan ist ein Wahrzeichen Almatys. Das 102 Meter hohe Gebäude war bis 2008 gar das höchste der Stadt. Früher das erste Hotel am Platz besticht es heute nur noch durch seinen Sowjetcharme.

Auf dem 5000-Tenge-Schein erstrahlt das Hotel Kasachstan in einem kräftigen Orangerot. Es ist das einzige Hotel weltweit, das es auf einen Geldschein geschafft hat. Diese Tatsache macht schon etwas her. Allerdings ist sie, wie ich schmerzlich feststellen musste, kein Garant für einen sorgenlosen Aufenthalt.

Ich erwartete Besuch und fragte eine kasachische Freundin, wo ich diesen am besten in Almaty unterbringen sollte. Sie riet mir zum Hotel Kasachstan. Ich buchte mich dazu und so machten wir uns nach der Ankunft meines Besuchs zu dritt auf in das Hotel mit dem Krönchen. Nach einem unfreundlichen Empfang und einer zweistündigen Wartezeit in der prunkvollen Lobby konnten wir unser Dreibettzimmer beziehen. Die atemberaubende Aussicht aus dem 20. Stockwerk versprach die leicht disharmonische Situation wettzumachen. Eine fälschliche Annahme: In unserem antiquiert sowjetischen Zimmer drohte die spärlich befestigte Toilette aus der Wand zu brechen, Handtücher gab es nur für zwei Personen. Noch frohen Mutes gingen wir zur Rezeption, um auf die fehlenden Handtücher zu verweisen und baten um Nachschub.

Hotel Kasachstan
Das Hotel Kasachstan ziert den 5000-Tenge-Schien in Kasachstan. | Foto: Wikipedia

Nach einer kleinen Sightseeingtour im Panfilow-Park und einem ausgiebigen Abendessen kehrten wir zurück in Zimmer 2019. Zimmer 2019 mit zwei Handtüchern. Beim Versuch telefonisch das Hotelpersonal zu kontaktieren, wurde ich mehrmals weggedrückt. Ich machte mich also auf den Weg zur Rezeption, um die unveränderte Handtuchsituation zu klären. Am Tresen wartete ein halbes Dutzend unzufriedener Gäste, jeder ein anderes Problem habend. Auf der anderen Seite des Tresens zitterte ein junger Mann und versuchte, den diversen Anliegen einsam und allein hinterherzukommen. Nach halber Ewigkeit schilderte ich mein Problem. Der Housekeeping-Service würde sich darum kümmern, hieß es unbeeindruckt. Zuversichtlich fuhr ich wieder nach oben.

45 Minuten später regte sich noch immer nichts. Das Tuten des Telefons tönte bis die Leitung abbrach. Hier ging es nicht um ein Handtuch, sondern ums Prinzip. Es ging um die Fehde, die ich gegen das Servicedefizit in Kasachstan austrage. Mit dem Aufzug fuhr ich wieder hinunter, die Nerven waren aufgerieben, ich wartete wieder hinter mehreren Gefrusteten. Mit aggressivem Auftritt, ich mutierte zum Inbegriff des wütenden Hotelgasts, kehrte ich ohne Handtuch aber mit viel Frust ins Zimmer 2019 zurück.

Acht Stunden nach der gutgesinnten Bitte am Nachmittag klopfte es schließlich an der Tür. Dieser kleine Disput war beendet. Die restliche Zeit im Hotel Kasachstan war geprägt von weiteren Konflikten mit dem Servicepersonal, das sich von Bitten und Anliegen nicht tangiert fühlte. Gefrustet sah ich mich in den Weiten der Servicewüste Kasachstans zurückgelassen. Der Chic des 5000-Tenge-Scheins half dabei herzlich wenig.

Mayely Müller

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