Der junge Kasache Dinmuhamed will in Deutschland studieren. Doch wo anfangen? Von der Geld- bis zur Visumsfrage muss viel geklärt werden. Ein Besuch beim DAAD bringt Licht ins Dickicht der deutschen Studienlandschaft.

In gespannter Erwartung klopft Dinmuhamed an der Tür des DAAD-Büros in der Deutsch-Kasachischen Universität. Sein Traum ist es, in Deutschland zu studieren – am liebsten im Bereich Internationale Beziehungen: „Ich schätze das deutsche Bildungssystem und denke, dass die deutsche Kultur mir helfen wird, meine Persönlichkeit zu entwickeln.“ Außerdem sei ein Studium in Deutschland gut angesehen und relativ kostengünstig. DAAD-Beraterin Dina Zhunussowa nimmt sich die Zeit, ihn zu informieren.

Für Kasachen, die in Deutschland studieren wollen, dient der DAAD als erste Anlaufstelle: Hier gibt es Informationen zu Studium und Stipendien. Größte Hürde dabei: Kasachen würden nicht ohne weiteres zum Studium zugelassen, denn der kasachische Schulabschluss werde von deutschen Universitäten nicht anerkannt, erklärt Michael Jaumann, Leiter des DAAD-Büros in Almaty. Da die Schule in Kasachstan nur elf Jahre dauert, sollten Bewerber zwei Jahre in Kasachstan studiert haben und danach eine Feststellungsprüfung an einem Studienkolleg ablegen. Eine Alternative dazu wäre, ein Jahr in Kasachstan zu studieren und ein weiteres Jahr an einem dieser Studienkollegs in Deutschland zu verbringen. Das Studienkolleg „soll als Puffer dienen, um die Leute auf Abiturniveau nachzubilden“, erklärt Jaumann. Die Studienkollegs würden spezialisierte Fachkurse anbieten und seien bestimmten Unis zugeordnet. Eine Ausnahme bilden Absolventen von DSD-Schulen: Wer eine DSD-Schule mit dem Deutschen Sprachdiplom (DSD) II (Sprachniveau B2/C1) absolviert hat, kann sofort nach der elften Klasse in ein Studienkolleg in Deutschland eintreten, erklärt die Fachberaterin der Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA) Frauke Woitsch.

So gebe es beispielsweise eine gute Zusammenarbeit mit dem Studienkolleg Mittelhessen in Marburg, in welches kasachische Schüler mit dem DSD II ohne weitere Sprachprüfung aufgenommen werden könnten. „Dieses Jahr gab es zwölf Schüler, die direkt von hier ans Studienkolleg Marburg gegangen sind“, teilt Woitsch mit. Besonders vorteilhaft: Eine Mitarbeiterin spreche Russisch als Muttersprache und sei als persönliche Ansprechpartnerin der Studenten eine große Hilfe für die jungen Leute, wenn es doch einmal Probleme oder Schwierigkeiten geben sollte. Zwar spezialisiere man sich im Studienkolleg bereits auf ein bestimmtes Fachgebiet, diese Spezialisierung sei aber noch nicht bindend.

Alternative zum Studium in deutscher Sprache

Dinmuhamed ist ein Spezialfall: Er hat ein Jahr in Kasachstan studiert und danach zwei Jahre in Amerika. Das Studium zu wechseln ist jedoch schwieriger, als ganz von vorne zu beginnen: Die Kurse sind nicht einheitlich geregelt. Daher gibt es Probleme bei der Anrechnung der Leistungen. Jaumann rät deshalb, es sei erheblich einfacher, den Bachelor in Kasachstan zu machen und sich in Deutschland für ein darauf aufbauendes Masterstudium zu bewerben. Bei der Bewerbung für ein Masterstudium müssten Ausländer denselben Weg wie die Deutschen gehen.

Eine weitere Hürde ist die Sprache: Dinmuhamed hatte zwar einen Deutschkurs an der amerikanischen Universität belegt, das reicht jedoch nicht aus, um an einer deutschen Hochschule zu studieren. Die meisten Studiengänge setzen fließende Deutschkenntnisse voraus. Diese können durch Zertifikate wie die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang (DSH) oder das Sprachdiplom TestDaF nachgewiesen werden, welches in Almaty zum Beispiel an der Deutsch-Kasachischen Uni abgelegt werden kann. Nichtsdestotrotz hat Dinmuhamed noch eine Chance: „Es ist natürlich so, dass man jetzt in Deutschland auch in englischer Sprache studieren kann“, legt Jaumann dar. Dafür müsse Dinmuhamed entweder das Sprachdiplom TOEFL oder IELTS vorlegen.

Für Dinmuhamed spielt außerdem das Geld eine große Rolle: Er will seine Eltern entlasten. Jaumann empfiehlt daher, sich spätestens ein Jahr vorher um das Studium zu kümmern. Die Bewerbungsfrist für die meisten Stipendien ende am 31. Oktober, für Studienbeginn im folgenden Wintersemester; für Hochschulsommerkurse sogar schon am 15. Oktober. Hochschulsommerkurse sind eine gute Möglichkeit, die deutsche Sprache und Kultur kennen zu lernen: Für einen Monat belegen die Studenten dabei einen Intensiv-Sprachkurs an einer deutschen Universität, Kulturprogramm inklusive.

Und das liebe Geld?

Da in Deutschland außer in zwei Bundesländern keine Studiengebühren verlangt werden, ist das Studium relativ günstig: Für das Studium selbst fällt nur ein Semesterbeitrag an, der von Uni zu Uni unterschiedlich ausfällt. In der Regel kann man mit einem Betrag zwischen 100 und 200 Euro pro Semester rechnen. Umso mehr Geld sollte man dafür für das tägliche Leben einplanen: Ein Zimmer, Lebensmittel und Lehrbücher kosten ihren Preis. Und außerdem will der zukünftige Student seine Zeit in Deutschland ja auch genießen.

An besonders begabte Studierende vergibt der DAAD Stipendien: Mit einem Studienstipendium würde Dinmuhamed beispielsweise 750 Euro pro Monat und zusätzlich die Versicherungskosten und eine Reisekostenpauschale gezahlt bekommen. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht: Vergangenes Jahr vergab der DAAD insgesamt 120 Stipendien. Beworben hatten sich 483 junge Kasachen.

Ein Stipendium kann auch bei der Visumsvergabe hilfreich sein: Bei der Beantragung eines Studentenvisums muss nachgewiesen werden, dass einem mindestens 638 Euro monatlich zur Verfügung stehen. Jaumann gibt einen weiteren Tipp mit auf den Weg: „Die Interessierten sollten sich nicht zu sehr auf einen bestimmten Studienort versteifen.“ Die Lebenshaltungskosten seien in großen Städten, wie zum Beispiel München, sehr hoch. Kleinere Städte hätten außerdem oft eine bessere Betreuung. In vielen Fällen seien auch kleine Fachhochschulen den Massenuniversitäten vorzuziehen. In Dinmuhameds Fall ist die letzte Entscheidung noch nicht getroffen. Doch er will es auf jeden Fall probieren.

Weitere Informationen zum Thema Studium in Deutschland gibt es auf den Internetseiten www.daad.kz, www.hochschulkompass.de und study-in.de. Außerdem kann man sich auf der Seite www.anabin.de über die Anerkennung ausländischer Schulabschlüsse informieren. Mehr zum Thema Studium in Deutschland gibt es in der nächsten Ausgabe der DAZ.

Von Christine Faget

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