DAZ sprach mit Dr. Olga Moskowtschenko, der Prorektorin für Lehre und Studium an der Deutsch-Kasachischen Universität Almaty, über die Integration der Fachsprache Deutsch in die Fachausbildung.

/Studenten der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty./

Frau Dr. Moskowtschenko, wie sieht das Konzept der Fremdsprachenausbildung an der DKU konkret aus?

Das Konzept der Fremdsprachenausbildung an der DKU sieht so aus, dass die Studierenden neben ihrer eigentlichen Fachausbildung zwei Fremdsprachen – Englisch und Deutsch – lernen. Der Umfang des Sprachunterrichts ist jeweils auf sechs Wochenstunden in den ersten beiden BA-Studienjahren festgelegt und findet in Gruppen je nach dem Sprachniveau der Studierenden statt.

Aktuell verfügen nur noch ca. 15% aller Neuimmatrikulierten über gute Deutschkenntnisse, alle anderen fangen im ersten Semester sozusagen bei Null an. Interessanterweise bleibt dieser Prozentsatz unabhängig von der Gesamtstudentenzahl der Studierenden gleich.

Die anderen 85% bringen allerdings bessere Englischkenntnisse mit. Sechs Anfängergruppen haben allein in diesem Jahr die Fremdsprachenausbildung in Deutsch begonnen.

Welche Bedeutung nimmt Deutsch als Fachsprache in der Lehre und Forschung an der DKU ein?

Seit 2001 haben wir an der DKU versucht, eine Fachsprachenausbildung in die Lehre zu integrieren. Angefangen haben wir damit, berufsbezogen Deutsch zu unterrichten. Seit 2003 unterrichten Wirtschaftsdeutsch auch einzelne fachbezogenen Kurse für Politik- und Sozialwissenschaften.

Seit 2007 mit Beginn des DAAD-Projekts (Deutscher Akademischer Austauschdienst, Anm. d. Red.) an der DKU mit eigenen technikbezogenen Studiengängen müssen wir von anderen Voraussetzungen ausgehen. Fachlich und sprachlich sehr gute Studierende haben jetzt die Möglichkeit, einen deutsch-kasachischen Doppelabschluß zu erwerben. Dafür finden im 3. BA-Studienjahr Lehrveranstaltungen im Fachunterricht mit deutschen Gastdozenten statt. Gleichzeitig bieten wir Fachsprachenunterricht in Deutsch und Englisch an. Das Konzept ist mit Frau Dr. Steinmetz von der Technischen Universität Berlin erarbeitet worden, die bereits mehrere Male als Kurzzeitdozentin an der DKU war.

Nach einer Einarbeitungsphase in den Fachsprachenunterricht Deutsch unterrichten die Lehrkräfte seit Anfang 2011 insgesamt drei Bereiche: Wirtschaftsdeutsch, Technisches Deutsch und Deutsch für Politik- und Sozialwissenschaftler.

Ich selbst habe bsp. den Unterricht für die Fachsprache Finanzen und Management übernommen. Eine Fachsprache ist ja durch ihre Fachterminologie gekennzeichnet, man hat mit verschiedensten Fachbegriffen zu tun. Da sich eine Sprache auch ständig entwickelt, muss man hier sehr genau aufpassen, welche Wörter veraltet und welche erst neu im Sprachgebrauch sind. Deswegen ist es unsere Aufgabe, den Studenten eine Arbeitstechnik beizubringen, mit deren Hilfe sie mit Fachtexten umgehen können.

Worauf kommt es Ihnen noch in der Fachsprachenausbildung Deutsch an?

Der Fachsprachenunterricht soll den Studierenden die Angst vor der Fachliteratur nehmen. Mit der Fachsprachenausbildung werden sie befähigt, deutsch- und englischsprachige Fachliteratur zu lesen und zu verstehen.

Die Aufgabe der Studenten in der Fachsprachenausbildung ist jedoch nicht, alle Wörter zu übersetzen. Wir wollen erreichen, dass sie mit den Fachbegriffen richtig umgehen können und wissen, wie man einen Fachtext mit bestimmtem Fachvokabular liest.

Ziel ist es, dass die Studierenden den Ausführungen der Gastdozenten in Deutsch folgen und einen nach deutschen Maßstäben anerkannten Abschluss erwerben können.

Die Priorität ist wichtig: Die DKU bildet keine Sprachwissenschaftler, sondern Fachleute/ Experten aus, die zusätzlich zwei Fremdsprachen – Deutsch und Englisch – beherrschen.

Bietet die DKU neben der Fachsprachenausbildung Deutsch noch andere Sprachprofile an?

Momentan bieten wir die Fachsprachen nur in Deutsch und Englisch an. Übrigens wollen wir auch Fachsprachen in Kasachisch anbieten. Zwei unserer Kasachischlehrerinnen arbeiten derzeit mit dem Studiengang Logistik zusammen und entwickeln ein viersprachiges Fach-Wörterbuch mit allen relevanten Fachbegriffen (Russisch, Kasachisch, Deutsch, Englisch).
Allerdings bedeutet der Fachsprachenunterricht für die Lehrkräfte nicht, dass wir das Fach selbst unterrichten könnten. Das ist nicht Sinn und Zweck des Sprachunterrichts. Genauso wenig teile ich die Auffassung, dass die Fachdozenten auch die Fachsprachen in Deutsch unterrichten sollten. Jedoch sind die Fachsprachenlehrer gern bereit, sich auf dem Gebiet weiterzubilden, wie die Fachdozenten sich auch mit den Fachsprachen beschäftigen müssen.

Stichwort „Mehrsprachigkeit“ unter den Studenten der DKU: Wohin geht der aktuelle Trend?

Ich befürchte, dass demnächst noch weniger Studienanfänger mit ausreichenden Deutschkenntnissen zur DKU kommen. Das liegt vor allem daran, dass Deutsch allgemein und auch in den Schulen der Großstädte kaum noch unterrichtet wird.

Daher denke ich, dass die Mehrzahl das Studium mit besseren Englisch- und Kasachischkenntnissen beginnen wird.

Das bedeutet, Unterrichtssprache bleibt vorwiegend Russisch und Kasachisch?

Im 1. und 2. Bachelor-Studienjahr werden alle Lehrveranstaltungen auf Russisch gehalten. Im 3. und 4. Jahr sieht der Lehrplan eine Kombination von Russisch, Deutsch und etwas Englisch vor.

Was die Masterstudiengänge betrifft, so ist die Unterrichtssprache Russisch und Englisch. Wenn wir Deutsch als alleinige Unterrichtssprache in allen Vorlesungen und Kursen anbieten würden, wäre ganz einfach aufgrund der geringen Studentenzahl mit Deutschkenntnissen die Zielgruppe sehr begrenzt. Dann wären DKU-Absolventen die einzigen, die diesen Vorlesungen folgen könnten.

Welchen Stellenwert hat die deutsche Minderheit (Russland- und Kasachstandeutsche) unter den Studenten?

Vor zwei Jahren hatten wir noch zwischen 10 und 15% der BA-Studierenden mit deutscher Nationalität. Inzwischen sind es nur noch 7%. Insgesamt hat die DKU Studenten aus 22 Nationalitäten, davon die größte Zahl mit russischer und kasachischer Nationalität.

Vielen Dank für das Gespräch!

Mit Dr. Olga Moskowtschenko sprach Malina Weindl.

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