Das Kasachisch-Deutsche Zentrum in Astana wurde einmal mehr zu einer Dialogplattform für den Austausch innerhalb der deutsch-kasachischen Beziehungen. Dort fand in der vergangenen Woche eine Internationale Sprachkonferenz statt. Dabei wurden gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Institutionen die Herausforderungen und die Perspektive der deutschen Sprache in Kasachstan diskutiert.

Organisiert wurde die Veranstaltung von der Gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans ‚Wiedergeburt‘“ in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Kasachstan.

Neben Yevgeniy Bolgert, Senatsabgeordneter und Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaftlichen Stiftung „Wiedergeburt“, der Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in Kasachstan Monika Iwersen sowie dem Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland Matthias Kiesler waren auch Vertreter des Hochschulministeriums der Republik Kasachstan anwesend.

Bei seiner Begrüßungsansprache betonte Yevgeniy Bolgert die Tatsache, dass jene Veranstaltungen bereits traditionell im Kasachisch-Deutschen Zentrum stattfinden. Er sprach auch über den wichtigen Punkt, dass die kasachisch-deutschen diplomatischen Beziehungen in allen möglichen Bereichen aktiv und erfolgreich sind und stets intensiver ausgebaut werden.

Der Senatsabgeordnete erinnerte an das während des Besuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz in Kasachstan im September dieses Jahres unterschriebene Memorandum, welches den Grundstein für den Bau einer kasachisch-deutschen Schule in der Hauptstadt Astana legte. Für ihn bezeichne dies die Wichtigkeit der Zusammenarbeit im Bildungsbereich. Auch sprach er darüber, dass das kasachische Staatsoberhaupt Kassym-Schomart Tokajew bei seiner Ansprache während des Staatsbesuchs die Wichtigkeit des Deutschlernens in Kasachstan betonte. Daran gelte es nun, laut Bolgert, gemeinsam zu arbeiten.

Zu wenig Nachwuchslehrkräfte

Die Botschafterin der Bundespublik Deutschland in der Republik Kasachstan betonte ihrerseits die Freude, dass in Kasachstan das Interesse an der deutschen Sprache und an Deutschland groß ist. Die vormalige Drei-Sprachen-Politik der kasachischen Regierung hatte es der deutschen Sprache in Schulen und Universitäten nicht einfach gemacht. Durch die Lockerung im Jahr 2018 besteht mittlerweile für Deutsch als Fremdsprache wieder ein Raum in Bildungseinrichtungen. Es sei aber nun eine langfristige Aufgabe geworden, die Qualität des Unterrichts und die Ausbildung der Deutschlehrenden auf hohem Niveau zu gewährleisten.

Auch sprach die Botschafterin das Problem des Nachwuchses an: Nach aktuellem Stand sind die kasachstanischen Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer bereits in einem höheren Alter und viele von ihnen kurz vor dem wohlverdienten Ruhestand. Es gebe zur jetzigen Zeit zu wenig nachwachsendes Personal, welches diese Lücken zufriedenstellend schließen könnte. Monika Iwersen betonte abschließend die Offenheit der Deutschen Botschaft für regelmäßige Gespräche, Austausche und Kooperationen in der DaF-Sprachenpolitik.

Marek Gryglewicz, Leiter der Sprachabteilung im Goethe-Institut Kasachstan, merkte ebenfalls die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen mit kasachischen Partnern an. Es gehe darum, „sich gegenseitig zu kennen und voneinander über die Projekte, die aktuell geplant sind, Bescheid zu wissen.“ Das Goethe-Institut arbeitet aktiv mit den Deutschlehrerinnen und Deutschlehrern zusammen und unterstützt bei der Erstellung der Curricula. Durch das Bewegen auf der operativen Ebene spielt das Goethe-Institut bei der Umsetzung von Ergebnissen solcher Sprachkonferenzen eine entscheidende Rolle.

Viele Lehrmaterialien existent

Den Anwesenden wurden unter anderem aktuelle Zahlen der Deutschlehrenden und Deutschlernenden in Kasachstan präsentiert. Ebenfalls konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Bild der Lehrbücher für Deutsch als Fremdsprache machen, die aktuell in Kasachstan existieren.

Beispielsweise präsentierte Indira Tukbatowa, Direktorin des Verlags Kokzhiek-Gorizont in Almaty, die Deutschbücher, die von jenem Verlag ausgearbeitet wurden und aktuell für kasachstanische Schulen zur Verfügung stehen. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es von diesem Herausgeber Schulbücher für die Klassen 3 sowie 7-11 mit humanwissenschaftlichem und naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Ein Lehrwerk für die vierte Klassenstufe befindet sich aktuell in der finalen Expertise. Aber auch andere Verlage wie Edustream und Interpress haben nach dem neuen Curriculum Lehrbücher für die 3. Klasse adaptiert. 

Matthias Kiesler, der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland, der vorher im Auswärtigen Amt von 2019-2021 das Referat für Deutsch als Fremdsprache leitete, gab interessante, ungefähre Zahlen der Deutschlernenden in der Region Zentralasien preis: Während Kasachstan mit rund 23.000 Deutschlernenden die niedrigste Anzahl in der Region hat, beeindruckt Usbekistan mit beachtlichen 406.000 Bürgerinnen und Bürger, die Deutsch lernen.

Während der gesamten Tagung hatten die zahlreich anwesenden Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer hatten die Möglichkeit, ihre Probleme und Wünsche während der Veranstaltung zu äußern. Aufgrund der emotionalen Herangehensweise der Vorträge wurde klar, dass diese ihren Job mit Freude und Leidenschaft ausüben, und ihnen eine Verbesserung der Lage in Lande wirklich wichtig ist.

Deutschlernen in der Schule von großem Vorteil

Im Bildungsbereich ist die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Kasachstan bereits sehr intensiv. Dies zeigt sich nicht zuletzt an der Existenz der Deutsch-Kasachischen Universität und den vielen Filialen deutscher Hochschulen in Kasachstan, von denen einige erst vor kurzem eröffnet wurden.

So merkte Akjerke Abylaichan, Stellvertretende Vorsitzende des Komitees für Hochschul- und Postgraduale Bildung im Ministerium für Wissenschaft und Hochschulausbildung, die Tatsache an, dass aktuell an fünf Universitäten der Republik Kasachstan die Möglichkeit besteht, sich zur Pädagogischen Fachkraft für Englisch und Deutsch als Fremdsprachen ausbilden zu lassen. Dabei betonte sie den großen Vorteil, den interessierte junge Menschen an diesem Studiengang haben, wenn sie sich bereits während ihrer Schulzeit Deutschkenntnisse angeeignet haben. Aber auch in Studiengängen der Ingenieurswissenschaften bringe die deutsche Sprache laut Abylaichan große Vorteile.

Bereits im vergangenen Jahr wurde vorgeschlagen, einen gemeinsamen Strategieplan zu erstellen, wie man in Zukunft an der Entwicklung der deutschen Sprache in Kasachstan arbeiten möchte. Ein solcher Plan soll nun auch in Form von Empfehlungen als Ergebnis dieser Sprachkonferenz erarbeitet werden.

Alle waren sich einig, dass solche Veranstaltungsformate regelmäßiger stattfinden sollten, um sich gegenseitig über den aktuellen Stand der Dinge zu informieren und noch intensiver an der Popularisierung der deutschen Sprache in Kasachstan zu arbeiten.

Annabel Rosin

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