Mehr Sprachen – mehr Leben! So lautete das Motto des diesjährigen 13. Deutschlehrertags, der am 8. und 9. November im Linguistischen Gymnasium Nr. 18 in Almaty stattgefunden hat.

Mehr als 200 Deutschlehrer aus ganz Kasachstan konnten sich in verschiedenen Seminarblöcken über Themen wie Mehrsprachigkeit und neue didaktische Ansätze für den Deutschunterricht austauschen. Das Goethe-Institut Almaty betreut seit 2011 das Projekt „Deutsch im Kindergarten“. Susanne Becker, die Leiterin der Sprachabteilung des Goethe-Instituts stellte das Projekt in ihrem Seminar vor.

„Hans Hase“ kam etwas verspätet zum Seminar von Susanne Becker, erntete aber gleich die Sympathie aller Teilnehmer. Ungefähr 15 Deutschlehrerinnen wollten wissen, wie das neue Projekt „Deutsch mit Hans Hase in Kindergarten und Vorschule“ denn funktioniert. Und „Hans Hase“ ist schließlich an den Kindergärten die Hauptfigur – eine Handpuppe mit „Mittlerfunktion“ sozusagen. Das Konzept mit der Handpuppe soll Erziehern und Lehrern Anregungen liefern, wie kindliche Erziehung über das Sprachlernen gefördert werden kann.

Das vom Goethe-Institut entwickelte Projekt ist für Kindergartenkinder zwischen 4 und 6 Jahren geeignet und zunächst regional begrenzt.

Durch den Einsatz einer Handpuppe wie „Hans Hase“ wird auf spielerische Art und Weise bei Kindern das Interesse an Deutsch geweckt. Der Erzieher schafft mit Hans Hase eine Mittlerfigur, die nur auf Deutsch mit dem Kind redet. Diese Methode soll nicht nur das frühe Fremdsprachenlernen, sondern auch die Mehrsprachigkeit der Kinder fördern.

Mithilfe eines vorbereiteten Materialpakets machte Susanne Becker die Teilnehmer mit den methodischen Ansätzen des Projekts vertraut und gab den Deutschlehrern Informationen zur Fremdsprachenerziehung im Kindergarten an die Hand: Im Paket fanden die Seminarteilnehmer fachlich aufbereitete Ideen für Inhalte und Lernziele eines „Deutschunterrichts“ im Kindergarten. Die methodisch-didaktische Vermittlung des Lernstoffs erfolgt kindgerecht und machte in der Praxis selbst den Erwachsenen Spaß. Rollenversetzt lasen die „Erzieher“ den „Kindern“ Geschichten von Hans Hase aus einem Buch vor und spielten die Emotionen und Empfindungen beim Lesen nach.

Eine andere Gruppe diskutierte lebhaft über die Frage „Warum sollte man frühes Fremdsprachenlernen fördern?“ und präsentierte anschließend die Ergebnisse ihrer Gruppenarbeit. Dass Kinder schon frühzeitig Sprachen erlernen können, ist nichts Neues. Aber wie lernen Kinder eigentlich?

Schon im Mutterleib reagieren Kinder auf den Klang und die Melodie einer Sprache. Ungefähr ab dem zweiten Lebensjahr in der Phase des Spracherwerbs nehmen Kinder Sprachen bewusst wahr, führt Susanne Becker aus. Wie die Prozesse des Sprachlernens allerdings genau ablaufen, wird derzeit noch erforscht.

„Jeder Mensch kann jederzeit Fremdsprachen lernen“, sagt Susanne Becker. Allerdings gäbe es für das Fremdsprachenlernen im Kindesalter andere Richtlinien als bei Erwachsenen. Lernen im Spiel und eine offene und lernbereite Einstellung des Kindes seien die wichtigsten Voraussetzungen des frühen Sprachenlernens. Die Vorteile liegen auf der Hand: Kinder, die schon im Kindergartenalter mit Fremdsprachen in Berührung kommen, entwickeln ein höheres Sprachbewusstsein, sind toleranter, flexibler und hätten ein besseres Gedächtnis, so Becker. In der Schule gingen sie außerdem viel angstfreier an den Fremdsprachenunterricht heran als ihre Altersgenossen.

Das Erlernen einer fremden Sprache im Kindesalter sollte jedoch nach bestimmten Regeln stattfinden: Damit die Kinder Spaß am Deutschunterricht haben und nicht so schnell aufgeben, darf die Unterrichtseinheit nie länger als 30 Minuten dauern. Das Lernen ist idealerweise in diesem Alter nur auf Hören und Sprechen begrenzt; Lesen und Schreiben dagegen werden erst viel später in der Schule geübt. Es sollte kein Zwang zum Sprechen ausgeübt werden, der sich unter Umständen auf das Kind negativ auswirken könnte. Dann gelingt es auch, dass der Fremdsprachenunterricht „Deutsch mit Hans Hase“ die sprachliche Kreativität weckt und die Kinder locker und angstfrei an die Sprache herangehen.

In der Praxis engagieren sich zur Zeit mehrere Studenten der Weltsprachenuniversität „Abylai Chan“ aus Almaty als Erzieher für das Projekt „Deutsch im Kindergarten“. Gemeinsam mit „Hans Hase“ bringen sie Kindergartenkindern Deutsch bei. Der Einsatz der Handpuppe im Kindergarten ist für die angehenden Pädagogen und Erzieher einerseits eine gute fachliche Fortbildung, andererseits auch Praxiserfahrung. Gleichzeitig weckt der Deutschunterricht im Kindergarten auch das Interesse der Studenten am Lehrberuf.

Auf eine kleine Darbietung der Studenten wollten die Seminarteilnehmer aber nicht verzichten: zum Abschluss des Seminars präsentierten die Studenten ein liebevoll inszeniertes Rollenspiel zwischen dem Lehrer, „Hans Hase“ und ihren „Kindergartenkindern“.

Weitere Informationen: susanne.becker@goethe-almaty.org
Lernpaket „Nürnberger Empfehlungen für frühes Fremdsprachenlernen“: http://www.goethe.de/ins/kz/alm/lhr/deindex.htm, http://www.goethe.de/lhr/prj/nef/deindex.htm.

Von Malina Weindl

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