Die Klingel schallt schrill durch die Gänge der Schule Nummer 18 in Almaty. Doch außer Schülern nehmen auch Lehrer auf den Bänken Platz: Deutschlehrer aus sechs Schulen Kasachstans, an denen das Deutsche Sprachdiplom erworben werden kann, trafen sich in der letzten Februar-Woche zu einer Fortbildung in Almaty.
/Foto: Tanja Schrade/
Im Deutschunterricht einer zweiten Klasse sitzen nicht nur zwölf Schüler, in den hinteren Reihen des Klassenraums verfolgen auch 20 Deutschlehrer die Stunde. „Ich möchte später einmal nach Deutschland“, sagt die achtjährige Nastja. Ihre Freundin Diana ergänzt: „Deutsch macht mir großen Spaß.“ Dies bleibt auch den Beobachtern nicht verborgen. Die Mädchen und ihre Klassenkameraden melden sich bei jeder Frage und formulieren ihre Antworten größtenteils frei.
Reinhard Zühlke, Fachberater der Zentralstelle für Auslandswesen und Koordinator für Deutsch, lobt das Sprachniveau der Klasse und ist sich sicher, dass diese Schüler, wenn sie älter sind, das Deutsche Sprachendiplom (DSD) problemlos schaffen werden. Dies berechtigt zum Studium an einer deutschen Hochschule ohne weitere Sprachtests. Seit dem Jahr 2000 legen in Kasachstan etwa 120 Schüler pro Jahr das Deutsche Sprachdiplom ab. „Ziel ist es, diese Zahl auf 150 zu erhöhen“, sagt Zühlke. Doch nicht nur die Anzahl, sondern auch die Ergebnisse sollen verbessert werden. „Möglichst viele Prüflinge sollen nah an die Maximalpunktzahl von 96 herankommen“, erklärt Zühlke weiter. Deshalb werden auf der jährlich stattfindenden Fortbildung Erkenntnisse der Lernpsychologie und Unterrichtsmethoden vermittelt und diskutiert.
Frauke Woitsch, Fachschaftsberaterin an den Schulen Nummer 10 und Nummer 12 in Ust-Kamenogorsk, will „Debattieren“ zum festen Bestandteil der Deutschstunden machen. Nach dem Vorbild von englischen Unterhausdebatten sollen zwei Gruppen zu je drei Schülern in begrenzter Zeit ein Thema diskutieren. Eine Gruppe ist pro, die andere contra. Geleitet wird die Debatte von einem vorsitzenden Schüler. Die restliche Klasse ist die Jury und bestimmt den Sieger. Dass die Schüler lernen, ihre eigene Meinung auszudrücken, sei sehr wichtig, betont die Pädagogin, „vor allem, da freies Sprechen bei den Prüfungen zum Deutschen Sprachdiplom nach seiner Neukonzeptionierung 2007 stärker gewichtet wird.“
Malikschan Marupow, Deutschlehrer an der Schule Nummer 10 in Ust-Kamenogorsk, nimmt Anregungen gerne an. Die Kinder von heute seien nicht mehr so wie die vor fünfzehn Jahren, sie seien frecher und kreativer. „Dabei ist es wichtig, sich immer etwas Neues und Interessantes einfallen zu lassen, um die Kinder zu motivieren“, sagt der Pädagoge. Die Fortbildungen der Zentralstelle für Auslandsschulen, an denen er regelmäßig teilnimmt, hätten ihm dabei geholfen. Er versuche nun Power-Point-Präsentationen in den Unterricht zu integrieren. Dies gefalle den Kindern, da sie viel Spaß am Umgang mit Computern hätten. Auch für zahlreiche interdisziplinäre Projekte erhielt er hilfreiche Impulse: aus der Zusammenarbeit mit Kollegen anderer Fächer entstand eine Theatergruppe, die zum Beispiel Goethes Faust einstudierte. „Auch Lehrer lernen nie aus und sollten immer auf dem neusten Stand sein“, resümiert er.
Von Tanja Schrade
29/02/08