Das gegenwärtige Karnevalsfest wird in der Berichterstattung oftmals auf Event-Tourismus und ausgefallene Kostümierungen reduziert. Die Anfänge des Karnevals gehen jedoch auf das 11. Jahrhundert zurück und ebneten den Weg für jene Form von Brauchtum, die auch heute noch Einzug in das Karnevalsfest findet. Köln ist wohl am stärksten mit der klassischen Vorstellung von Karneval assoziiert, doch auch in Russland und anderen europäischen Ländern wird Karneval gefeiert.
Die Anfänge des deutschen Karnevals lassen sich schwer beziffern. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Vorläufer des heutigen Karnevals keltischen Ursprungs sind. Durch Masken und Koboldkostüme hat man versucht, die Geister des Winters zu vertreiben. Heute finden sich Parallelen von dieser Form der Geistervertreibung in der sogenannten Nubbelverbrennung wieder. Hier fungiert die Figur des Nubbels (vormals Zacheies) als Sündenbock für alle Sünden, die an Karneval begangen wurden. Durch seine Verbrennung werden die Sünden abgetragen, ähnlich wie die Vertreibung der Geister nach keltischer Tradition. Von der Urtradition der Geistervertreibung abgesehen, deuten einige Indizien darauf hin, dass die ersten Vorboten dessen, was heute unter Karneval zu verstehen ist, auf das 11. Jahrhundert zurückgehen. Das älteste schriftliche Zeugnis über die Feier des Fastabends in Köln datiert allerdings erst mit dem Jahr 1341. Doch was waren Sinn und Zweck des Fastabendfeierns?
Es ist nicht genau überliefert, jedoch ist davon auszugehen, dass die Tradition von festlichen Gelagen dem Umstand geschuldet war, verderbliche Ware zu verwerten. Dies veranlasse die Menschen dazu, über mehrere Tage Fleisch, Milch, Fett und Eier zu verzehren. Im Mittelalter etablierte sich jene Form (heute durch den Aschermittwoch eingeleitet) der Fastenzeit. So gab man sich in den Tagen davor noch einmal irdischen Gelüsten hin, bevor der Verzicht auf Fleisch und Sexualität für 40 Tage verbindlich eingehalten werden sollte. Die Spiel- und Schaubräuche, die heute Ausdruck über die Karnevalsumzüge finden, hielten im Hochmittelalter Einzug, dort wurden Turniere veranstaltet oder erste städtische Umzüge organisiert. So hat der Karneval wie wir ihn heute kennen, nach und nach Konturen angenommen. Doch die Unterschiede sind regional immens. Und zeigen sich schon im sogenannten Narrenruf: Während die „Jecken“ (Karnevalsfeiernde) in Nordrhein-Westfalen wahlweise „Alaaf“ (Raum Köln) oder „Helau“ (Düsseldorf) rufen, sagt man in Hamburg: „Hummel, Hummel, Mors, Mors!“. Überregionale Traditionen sind beispielsweise die Weiberfastnacht, das Ende des Sitzungskarnevals und der Beginn des Straßenkarnevals. Ein Brauch an diesem Tag ist es, dass Männern die Krawatten von Frauen abgeschnitten werden und dafür im Gegenzug mit „Bützchen“ (Küsschen) entschädigt werden. Doch wie feiert man in anderen europäischen Ländern Karneval?
In der Schweiz wird die protestantische Baseler Fastnacht erst eine Woche nach der katholischen Fastnacht begangen, in Belgien feiert man den Ball der toten Ratte (bal du rat mort), den größten Maskenball Europas. Der dänische Karneval wird erst im Mai (im Winter ist es zu kalt) gefeiert. Das Zentrum ist hier Aalborg, im Fokus steht hier ein großes Musikfest, mit Karnevalsbands aus ganz Europa.
Das Pendant zum deutschen Karneval ist in Russland das sogenannte Masleniza-Fest. Der vollständige Name der russischen Karnevalswoche lautet „Breite Masleniza“ (Широкая Масленица [schyrókaja máslieniza]). Das Wort bedeutet so viel wie ausgelassen oder unbeschränkt. In vielen russischen Städten werden dazu Jahrmarktbuden oder Karussells aufgestellt. Im Kreise der Familie und unter Freunden werden traditionell Bliny gebacken (russische Pfannkuchen): Die sportlichen Russen bevorzugen es, mit gepolsterten Handschuhen zu kämpfen oder Pfähle hochzuklettern. Was in dieser Zeit ebenfalls dazu gehört: russische Volksmusik, Gesang oder Glockenspiele.