Zu Ehren des 30. Jubiläums der Volksversammlung Kasachstans demonstrierten drei ehrwürdige Theaterschulen ihre Methoden auf einer gemeinsamen Bühne. Bezeichnend für Kasachstan, das über 130 Ethnien beheimatet, waren Zusammenhalt und gegenseitiges Lernen als das Hauptthema eines Abends im Koreanischen Theater in Almaty.
Gemeinsam mit dem Uighurischen und dem Deutschen Theater veranstaltete das Koreanische Theater einen besonderen Abend im Haus. 12 junge Nachwuchskünstlerinnen und -künstler zeigten sich offen für die Theaterkultur der jeweils anderen.
Der Saal der kostenfreien Aufführung war gut gefüllt. Ein großes Spektakel mit wechselnder Kulisse, viel Gesang und aufwändige Kostüme blieb jedoch aus. Zurecht wiesen die Regisseure am Anfang der Veranstaltung darauf hin, dass die Veranstaltung als ein nie zuvor dagewesenes Experiment betrachtet werden soll.
Kreative Verbindungen stärken
„Das Hauptziel dieses Projekts ist es, kreative Verbindungen zu stärken, das Publikum zu erweitern, Erfahrungen auszutauschen und junge Theatertalente zu fördern“, so die Veranstalter.
Die Mélange dreier Theaterschulen, die so unterschiedlich sind in ihrer Auslegung, verzauberte ein gemischtes Publikum, das womöglich zuvor nicht mit der uighurischen, deutschen oder koreanischen Theatertradition Almatys in Berührung gekommen ist.
Theaterbegeisterte durften sich über altbekannte Gesichter, die sich schon auf großer Bühne bewährt haben, freuen. In vertraulicher Atmosphäre kommen die Schauspiel-Anwärterinnen und Anwärter dem Publikum Stück für Stück näher.
„Wir haben für ein Publikum gespielt, also waren wir schon nervöser als bei einer üblichen Übung“, berichtet selbstbewusst Jaroslawa Grebjonkina, die Schauspielerin am Deutschen Theater in Almaty ist. „Jedoch habe ich mich dem Handlungsfluss hingegeben und konnte alles ausblenden. Besonders aufgefallen ist mir, wie unterschiedlich wir die Sprache in unsere Stücke integrieren.“
Gegenseitiges Vertrauen
Sagen und Märchen als Medium des Austausches vereinten die Stile der einzelnen Schulen. Bezeichnend sind dabei die jeweiligen Nuancen. Während das deutsche Theater mehr auf eine atmosphärische Inszenierung, zarte Bewegungen und lakonische Sprache setzte, legte das uighurische mit Power und Choreografie nach. Zuletzt brachte das koreanische Theater Tonalität und Epos der Handlung besonders hervor.
Das gegenseitige Vertrauen der Nachwuchskünstler war deutlich erkennbar. Die Demonstration von teils schwindelerregenden Vertrauensübungen setzte der Performance die Krone auf. Der Körper als Instrument der Künstlerinnen und Künstler spielte die eigentliche Hauptrolle des Abends.
Man kann nur auf mehr solcher Aufführungen hoffen, welche die Verbundenheit der vielen Ethnien und Kulturen Kasachstans hervorbringen. Das feierliche Jubiläum der Volksversammlung Kasachstans bietet genug Anlass, um sich der Gemeinsamkeiten der vielen Ethnien Kasachstans bewusst zu werden.
Die jeweils anderen Methoden ausprobieren
Die Veranstaltung lässt sich auch als ein erster Schritt in Richtung eines größeren Projekts verstehen. In der kommenden Zeit zielen die einzelnen Theater auf eine erhöhte Frequenz der gegenseitigen Besuche, gefolgt von Berichterstattung in den sozialen Medien ab.
Weiterhin sind Schauspieler und Regisseure angehalten, an Lesungen von Stücken der Offenen Literaturschule OLSHA am Deutschen Theater teilzunehmen. Nähere Infos dazu folgen wohl ab Mai 2025.
„Mir hat der Prozess außerordentlich gefallen. Drei Theater auf einer Bühne – als würde man mit jedem Akt in eine andere Welt steigen. Wir verwenden alle eine andere Methodik und es ist interessant, die Methodik der jeweils anderen auszuprobieren“, sagt Jaroslawa abschließend.
Auch wenn jeder von ihnen einen anderen Hintergrund, eine andere Sprache und Geschichte mit sich bringt, so eint sie das friedvolle Zusammenleben und die leidenschaftliche Hingabe zur Bühnenkunst.