Im vergangenen Jahr suchte Kasachstan ein Hundert neue Gesichter. Durch eine Online-Abstimmung wurden sogar 102 junge Menschen ausgewählt, die sich in den Bereichen Wissenschaft, Kultur, Medizin, Business und Gesellschaft besonders verdient gemacht haben. Eine von ihnen ist die kasachstandeutsche Sportlerin Eduarda Welk.

Eines der „100 neuen Gesichter Kasachstans“ ist Eduarda Welk. Die Kasachstandeutsche wurde bei einer Abstimmung im Internet als eine der bedeutendsten Nachwuchssportlerinnen des Landes gewählt. Welk stammt aus Kentau, einer Industriestadt in Südkasachstan. Trotz ihres Alters hat die 15-Jährige bereits den schwarzen Gürtel (2. Dan), ist kasachische Meisterin der japanischen Kampfkunst Karate-dō und Mitglied der kasachischen Nationalmannschaft der Karaterichtung Shōtōkan.

„Ich war ein sehr bewegliches Kind“, erinnert sich Welk, „deshalb beschlossen meine Eltern, mich zum Karate zu schicken – zu dem bekannten Trainer Farid Ajupow“. Mittlerweile ist sie mehrfache Meisterin städtischer, nationaler und internationaler Wettbewerbe. „Meine erste Goldmedaille gewann ich mit sieben Jahren und in den darauffolgenden neun Jahren erreichte ich immer hervorragende Resultate. Heute habe ich 117 Gold-, 25 Silber– und acht Bronzemedaillen.“

Im Jahr 2012 gewann sie bei der Weltmeisterschaft in Sydney, Australien, zwei Goldmedaillen und wurde somit zweimalige Weltmeisterin. Derzeit lernt sie am College der Olympischen Reserve im russischen Nowosibirsk, wo sie weiterhin hart trainiert. Welk hat große Pläne für die Zukunft: „Ich will mein weiteres Leben mit Sport verbinden, vor allem mit Karate. Ich träume davon, an internationalen Wettkämpfen und natürlich den Olympischen Spielen teilzunehmen.“

Karate ist mehr als blaue Flecken

Auf die Frage, wie sie zu diesem für Frauen eher untypischen Sport kam, antwortet Eduarda: „Ich glaube, Karate ist etwas für mutige, aktive und selbstbewusste Menschen. Wenn jemand zunächst nur aus Interesse kommt, wird man ihn schließlich davon überzeugen können, dass Karate nicht nur aus komischen Arm– und Beinbewegungen besteht. Es ist eine sehr schöne Sportart, die viele menschliche Eigenschaften fördert: Sie entwickelt Willenskraft, Disziplin, die Fähigkeit, verschiedene Schwierigkeiten zu überwinden und bildet den Charakter. Viele glauben fälschlicherweise, dass Karate endloses Sparring und blaue Flecken bedeutet. Doch derjenige, der sich wirklich mit diesem Sport beschäftigt, weiß, dass Karate viel mehr ist. Ich kann mir ein Leben ohne tägliches Training, Wettkämpfe und die Willenskraft zum Sieg nicht vorstellen. Wirst du ein Champion, beweist du in erster Linie dir selbst, dass du die Beste bist.“

Zu den „100 neuen Gesichter Kasachstans“ zu gehören, ist das Ergebnis von harter Arbeit, Hingabe und Beharrlichkeit. Als Welk davon erfuhr, fühlte sie sich stolz, einen Beitrag zur Entwicklung des Landes zu leisten. Das Mädchen will zeigen, wie wichtig und notwendig Sport für jeden Kasachstaner sein sollte. Das trage zu einer gesunden Nation bei. „Sport gehört zu einem erfüllten und aktiven Leben. Das Training verbessert die Leistungsfähigkeit, kann von Alltagsproblemen ablenken, Stress abbauen und Krankheiten vorbeugen. Er hilft dabei, starke und in sich selbst ruhende Menschen zu werden. Ich würde mir wünschen, dass unsere Jugend das begreift.“

Deutsche Wurzeln

Eine entscheidende Rolle in ihrem Leben spielte ihr Trainer Farid Ajupow. „Ich bin unendlich dankbar für meinen Sensei, dass er seine Kraft und Seele in mich investiert hat, für seine Führung und das Training. Seine Unterstützung und Geduld waren ein starker Anreiz für mich zu gewinnen. Alle meine Leistungen und Erfolge sind sein Verdienst. Ich verbeuge mich vor ihm. Aber natürlich hat auch die Unterstützung meiner Eltern und Familie eine große Rolle in meinem Leben gespielt.

Der Traum Welks ist es, Deutschland zu besuchen und seine jahrhundertealte Geschichte kennenzulernen. Im 18. Jahrhundert kamen ihre Vorfahren von dort. Als ethnische Deutsche hat ihre Mutter sie von Kindesbeinen an, an das kulturelle Erbe herangeführt. „In unserer Familie hielten wir an den Sitten und Traditionen fest, die von meinem Urgroßvater begründet worden waren. Er war ein tief gläubiger Mann, und Feiertage wie Ostern oder Weihnachten hatten eine besondere Bedeutung. Meine Familie führt diese Traditionen fort. Um mehr über die Kultur der Deutschen zu erfahren, habe ich die ‚Wiedergeburt‘ besucht, Sprache, Volkstänze, Lieder und Geschichte meiner Ethnie kennengelernt. Meine Mutter hat mir von Kindheit an Eigenschaften wie Ordentlichkeit, Pünktlichkeit, Ehrlichkeit und Fleiß beigebracht – was mir beim Erreichen meiner Ziele hilft.“

Olesja Klimenko

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