Wie die Kollegen von Moody’s sind die Kreditanalysten von S&P für die Eurasische Entwicklungsbank positiv gestimmt und verleihen ihr – trotz hoher Abhängigkeit von der Kooperationsbereitschaft in Eurasien – den Status als solider Schuldner.

Seit knapp zwei Jahren verfolgen Kasachstan und Russland das Ziel, für Eurasien eine gemeinsame Förderbank internationaler Geltung nach den Vorbildern der europäischen, asiatischen oder islamischen Entwicklungsbank (EBRD, ADB und IDB) zu schaffen. Seit Juni dieses Jahres hat die Eurasische Entwicklungsbank (EDB oder Eurasian Development Bank) mit Sitz in Almaty ihre operative Tätigkeit aufgenommen und beschäftigt in diesem Jahr 49 Mitarbeiter. Nun verfügt die EDB über eine Kapitalmarkt-Bewertung durch die beiden international führenden Ratingagenturen Moody’s und Standard and Poors (S&P). Damit hat die Förderbank die Eintrittskarte zum internationalen Kapitalmarkt gelöst.

Solide Bank dank Russland und Kasachstan

„Die Bewertungen, die sogenannten Ratings, der EDB sind getragen durch ihre solide Kapitalisierung und Unterstützung durch ihre Anteilseigner und vor allem die Russische Föderation als Hauptaktionär“, so die S&P-Analystin Sladana Tepic. Die Gründungsmitglieder Kasachstan und Russland – die Kapitalmarktlieblinge aus der GUS – die beide mit einer Investmentgrade-Länderbewertung versehen sind, haben somit der EDB zu einem zweifach bestätigten soliden Investmentgrade-Emittenten-Rating verholfen.

Anfang November erfolgte eine BBB-Plus-Bewertung durch Moody’s und am 30. November teilte S&P der EDB nun die gleiche Bewertung zu. Damit verfügt die neue Förderbank Eurasiens nun über zwei Ratings großer externer Agenturen zur Bewertung ihres kurz- und langfristigen Schuldnerrisikos. Das ist eine Voraussetzung, um den internationalen Kapitalmarkt zu vernünftigen Konditionen anzuzapfen und Euro- oder Dollarkredite aufzunehmen respektive Eurobonds auszugeben. Das kann die EDB nun zu recht günstigen Konditionen eines soliden Schuldners. Zumal der Ratingausblick für die sie tragenden Staaten Russland und Kasachstan derzeit positiv ist und sich beide Länder eher mit einer weiteren Höherstufung zu den noch solideren Schuldnern rechnen können.

Keine politisch motivierten Kreditierungen

Finanzieren soll die EDB vor allem Infrastrukturprojekte und langfristig rentable Investitionen in der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft mit ihren Mitgliedern Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan und Tadschikistan sowie Weißrussland. An politische Konditionalitäten gekoppelte Finanzierungen oder politisch motivierte Sozialprogramme soll die Bank laut eigenen Angaben keine Kredite ausgeben. Noch fehlen der EDB bis dato Nachweise für operative Erfolge und dies vor allem bei Ausleihungen an hochriskante Länder ohne eigenen Kapitalmarktzugang – wie etwa Usbekistan oder Tadschikistan. Dies wird von der Ratingspezialistin Tepic kritisch beäugt.

Der Erfolg der EDB wird maßgeblich von der politischen Entwicklung und der Kooperationsbereitschaft im Eurasischen Wirtschaftsraum abhängen. Denn letzten Endes ist die zu 75 Prozent von Russland getragene EDB und die damit einhergehende Idee, die Wirtschaftsbeziehungen in Eurasien wieder zu beleben und auszubauen, politisch motiviert. Durch Wirtschaftsverflechtungen will Moskau seinen Einfluss in der Region Zentralasien sichern.

Die Kreditanalysten von S&P sind derzeit positiv für die EDB gestimmt und erwarten, dass das junge Kreditinstitut sich als multilaterale Regionalförderbank etablieren wird; falls Russland und Kasachstan sich weiterhin stabil entwickeln und die Bank den Nachweis erbringt, dass sie trotz teils schwieriger polit-ökonomischer Konstellationen im Eurasischen Wirtschaftsraum ein solides marktbasiertes Risikomanagement an den Tag legt.

Von Gunther Deuber

15/12/06

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