Die Tatsache, dass Kasachstan vom Export seiner Rohstoffe lebt, ist allgemein bekannt. Nun liegen die Außenhandelszahlen für 2011 vor, die erwartungsgemäß diese Tatsache bestätigen.
Nach dem durch die Weltfinanz- und Weltwirtschaftskrise 2008 bis 2010 eingetretenen deutlichen Rückgang sind die Ausfuhren im vergangenen Jahr geradezu explodiert. Das Exportvolumen hat wertmäßig um 48% zugelegt und ein Volumen von etwa 88 Mrd. Dollar erreicht. Das Importvolumen ist dagegen „ nur“ um 25% auf 38 Mrd. Dollar gewachsen.
Hauptursache für den Exportanstieg war vor allem der Anstieg des Weltmarktpreises für Erdöl, der sich in 2011 um nicht weniger als 39% erhöht hat. Physisch, also in Tonnen, ist der Erdölexport um 3,3% gestiegen, was man letztlich als eigene Leistung bezeichnen könnte. Fast 70 Mio. t Erdöl wurden exportiert, das sind fast 80 % der Gesamtförderung.
Der Vergleich zwischen Export (Deviseneinnahmen) und Import (Devisenausgaben) zeigt, dass es einen enormen Außenhandelsüberschuß von 50 Mrd. Dollar gibt, um den viele Länder Kasachstan wohl beneiden. Zwar gehört dieses Geld nicht dem Staat, da die Exporteure ja vorwiegend private Unternehmen sind, aber Steuern sprudeln so natürlich reichlich in die Staatskasse. Auch ist die Devisenversorgung der Volkswirtschaft kein Thema, eher im Gegenteil, es dürfte wohl schon etwas zu viel des Guten sein. Eigentlich müsste ja dieser enorme Außenhandelsüberschuß schon längst zu einer deutlichen Aufwertung der Tenge zum Dollar geführt haben, doch das verhindert einerseits die Nationalbank durch gezielte Aufkäufe nicht am Markt nachgefragter Dollar, andererseits ist in letzter Zeit ein verstärkter Devisenabfluss des Privatsektors aus Kasachstan zu registrieren, der sich vorwiegend in Investitionsprojekten in westlichen Industriestaaten realisiert.
Das Grundproblem der kasachstanischen Wirtschaft – die ziemlich einseitige Orientierung auf den Rohstoffsektor – hat sich im letzten Jahr trotz umfangreicher Industrialisierungs- und Innovationsprogramme nicht nur nicht verbessert, sondern sogar verschlechtert. Das drückt sich im gestiegenen Anteil der Rohstoffe aller Art am Exportgesamtvolumen aus. Er betrug in 2011 77,8% gegenüber 74,9% im Vorjahr. Lediglich 0,9% des Exports waren Maschinen und Anlagen, also Produkte mit einem hohen Veredlungs- und Intelligenzgrad.
In der Struktur der wichtigsten Exportländer gibt es keine nennenswerten Veränderungen. Diese bleiben China (17% des Exports) und Russland (42% des Imports). Deutschland nimmt aus kasachstanischer Sicht beim Export einen Mittelplatz ein, beim Import jedoch die 4. Position, mit 5,5% jedoch meilenweit hinter den anderen Ländern. Übrigens hat Deutschland traditionell im Handel mit Kasachstan eine negative Außenhandelsbilanz, d.h. wertmäßig ist der Import kasachstanischer Waren nach Deutschland deutlich höher, als der Export deutscher Waren nach Kasachstan. Das liegt vor allem am wachsenden Volumen deutscher Erdölimporte aus Kasachstan.
Im nun schon nicht mehr ganz neuen Jahr 2012 wird wohl eine solche Dynamik der Entwicklung des Außenhandelsvolumens nicht zu verzeichnen sein. In 2011 ist man zum einen aus einer Talsohle gekommen, sprich: die statistische Ausgangsbasis war niedrig. Zum anderen dürften sich die Preisauftriebstendenzen allmählich abflachen, so dass die Preissteigerung in solchen Dimensionen in 2012 eher ausfällt.
Was den Handel Deutschlands mit Kasachstan betrifft, wird dieser in Zukunft schrittweise wohl von der kürzlich zwischen beiden Ländern abgeschlossenen Rohstoff- und Technologiepartnerschaft strukturiert werden.