Auch in diesem Jahr fand der traditionsreiche Tag für Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer des Goethe-Instituts Kasachstan statt. Am ersten Maiwochenende kamen Pädagoginnen und Pädagogen aus Kasachstan und Kirgisistan in den Räumlichkeiten der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) in Almaty zusammen. Die jährlich stattfindende Veranstaltung ist ein zentrales Forum für den Austausch zu aktuellen Entwicklungen im Bereich Deutsch als Fremdsprache (DaF) in Zentralasien.

In seiner Eröffnungsrede betonte Universitätspräsident Prof. Dr. Wolrad Rommel die enge Kooperation mit dem Goethe-Institut. „Uns ist wichtig, dass unsere Studierenden während des Studiums sehr gut Deutsch lernen. Wir wollen, dass sie am Ende ein unabhängiges Goethe-Zertifikat erhalten, das ihr Sprachniveau offiziell bestätigt“, so Rommel. Der Erwerb solcher international anerkannten Zertifikate sei ein entscheidender Vorteil auf dem globalen Arbeitsmarkt.

Auch der deutsche Generalkonsul in Almaty, Matthias Kiesler, hob die Bedeutung des Deutschen als Fremdsprache hervor: „Die Förderung von Deutsch in Kasachstan ist mir ein zentrales Anliegen und steht ganz oben auf meiner Agenda.“ Zwar sei die Nachfrage nach Deutschkursen grundsätzlich hoch, wie beispielsweise die Zahlen in der Erwachsenenbildung am Goethe-Institut zeigten, doch werde das vorhandene Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft.

Kiesler erinnerte an die frühere Drei-Sprachen-Politik Kasachstans, die ausschließlich Kasachisch, Russisch und Englisch förderte. Erst unter Präsident Kassym-Schomart Tokajew sei diese, andere Sprachen ausgrenzende Politik aufgehoben worden, was auch anderen Fremdsprachen wie Deutsch neue Perspektiven eröffne. Gleichzeitig warnte Kiesler vor einem wachsenden Engpass: Die Zahl der Universitäten, die gezielt Lehrkräfte für Deutsch als Fremdsprache ausbilden, nehme ab. Hier sei eine verstärkte Zusammenarbeit mit Hochschulen nötig, um dem Fach neue Attraktivität zu verleihen.

Kooperation und Austausch als Schlüssel zum Erfolg

Marek Gryglewicz, Leiter der Spracharbeit am Goethe-Institut Kasachstan, beschrieb die Veranstaltung als zentrale Plattform für die Weiterqualifizierung von Lehrkräften: „Für die lokalen Lehrkräfte ist dieser Tag die wichtigste Gelegenheit im Jahr, um sich über neue Lehrwerke und Entwicklungen in DaF zu informieren und sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen.“ Besonders wichtig sei, dass das Goethe-Institut auch die Länder Kirgisistan und Turkmenistan mit einbeziehe. Daher werde der Veranstaltungsort jährlich gewechselt, um möglichst viele Regionen zu erreichen.

Gryglewicz betonte zudem die erfolgreiche Zusammenarbeit mit anderen deutschen Institutionen wie dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) oder der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA): „Wenn wir bildungspolitisch etwas bewegen wollen, gelingt das nur im Schulterschluss mit unseren Partnern.“

Vielfältiges Programm mit Schwerpunkt Digitalisierung und KI

Das zweitägige Programm bot ein abwechslungsreiches Angebot an praxisnahen Workshops, Vorträgen und Diskussionsrunden. Im Zentrum standen digitale Unterrichtsformate, die Integration der Künstlichen Intelligenz in Sprachlernprozesse, neue methodische Ansätze für Gruppenarbeit sowie kreative Wege zur Lernmotivation.

Zu den Höhepunkten zählten unter anderem die Beiträge des Germanisten Prof. Dr. Hermann Funk von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der zur „Grammatik der KI“ sowie zur veränderten Rolle der Lehrkraft als „Lerncoach“ referierte. Auch Workshops wie „Kontextneuste Aspekte und KI-Tools im Unterricht“ oder „Vernetzt und effizient lehren mit Netzwerk neu und allango“ erfreuten sich großer Beliebtheit.

Ein breites Spektrum methodischer Zugänge präsentierten darüber hinaus Beiträge zu Themen wie „Entspannung im Lehreralltag“, Classroom Management, spielerisches Lernen mit Comics, Aufwärmübungen und Gruppendynamik. Ergänzt wurde das Angebot durch Beratungsformate wie „Studieren in Deutschland“ von Tobias Stüdemann von der Freien Universität Berlin.

Ein besonderes Augenmerk galt auch der regionalen Perspektive: Mereke Tankibayeva vom Deutschlehrerverband (DLV) stellte in mehreren Sessions lehr- und methodische Materialien vor, die speziell in Kasachstan entwickelt wurden – ein wichtiger Schritt zur stärkeren lokalen Verankerung der deutschen Sprache im Bildungssystem.

In der Aula präsentierten sich Verlage wie Hueber, Cornelsen und Ernst Klett Sprachen sowie Partnerinstitutionen wie DAAD und die Freie Universität Berlin mit Informationsständen. Die durchgehende Verpflegung und das offene Raumkonzept schufen ideale Bedingungen für Austausch und Vernetzung.

Der Deutschlehrer*innentag 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, wie groß das Engagement für die deutsche Sprache in Kasachstan und den Nachbarländern ist. Er bot nicht nur wertvolle fachliche Impulse, sondern auch neue Motivation für die tägliche Arbeit der Lehrkräfte vor Ort. Die Kombination aus innovativen Inhalten, internationalem Austausch und regionaler Verankerung macht die Veranstaltung zu einem festen Pfeiler in der Bildungslandschaft Zentralasiens. Schon jetzt richtet sich der Blick auf das kommende Jahr – mit dem Ziel, den Deutschunterricht in der Region weiter zu stärken und gemeinsam neue Wege in der Sprachvermittlung zu gehen.

Annabel Rosin

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