Der deutsche Journalist und Zentralasienexperte Marcus Bensmann (38) ist Mitte Januar bei einem Überfall in Astana schwer verletzt worden. Die Polizei vermutet keinen Zusammenhang zwischen der Tat und Bensmanns Tätigkeit als regimekritischer Journalist. Auch in Almaty kam es kurz vor Weihnachten zu einem brutalen Angriff auf einen Deutschen.
Der deutsche Journalist Marcus Bensmann ist bei einem Überfall in der kasachischen Hauptstadt Astana am 19. Januar schwer verletzt worden. Unbekannte Täter schlugen ihn brutal zusammen, raubten ihn aus und ließen ihn bewusstlos bei Temperaturen von minus 25 Grad an einer Ausfallstraße von Astana liegen. Er habe erhebliche Kopfverletzungen, einen Kieferbruch sowie schwere Erfrierungen erlitten. Lebensbedrohlich sei sein Zustand aber nicht, teilte der WDR in Köln mit. Nachdem Bensmann zunächst in Astana medizinisch versorgt worden war, wurde er zur weiteren Behandlung in einer Spezialklinik nach Deutschland ausgeflogen.
Dass ein Zusammenhang zwischen dem Überfall und dem Beruf des Opfers besteht, schließen dessen Familie und die Polizei bislang aus. Zentralasiatische Nachrichtenagenturen äußerten zunächst den Verdacht, dass der usbekische Geheimdienst hinter dem Überfall stecken könnte: Bensmann hatte als einer von wenigen Journalisten das Massaker in der ostusbekischen Stadt Andischan erlebt, bei welchem im Mai 2005 Polizei und Militär mit Maschinengewehren in die Menge feuerten und dabei hunderte Demonstranten töteten. Bislang verweigert die Regierung von Staatschef Islam Karimow eine internationale Untersuchung des Massakers von Andischan. Kurz nach dem Massaker hatte Bensmann Usbekistan verlassen müssen und darf bis heute nicht wieder einreisen. Der gebürtige Rheinländer untersuchte in den vergangenen Jahren weiter die Hintergründe von Andischan und hatte unter anderem eine Reportage für den WDR über den am 24. Oktober in Kirgisien ermordeten usbekischen Journalisten Alischer Saipov gedreht. Zum Zeitpunkt des Überfalls recherchierte Bensmann einen Beitrag für das ARD-Fernsehmagazin „Weltspiegel“ über rasante Entwicklung und den Wirtschaftsboom in der Haupstadt Astana.
Gewalt auch auf Almatys Straßen
Vor Weihnachten wurde Heiko Fritz, Dozent an der Kasachisch-Britischen Universität bei einem Überfall in Almaty ebenfalls schwer verletzt. Obwohl er Laptop und Bargeld bei sich hatte, wurde er nicht ausgeraubt. „Als sie realisierten, dass ich Ausländer bin, schlugen sie zu und traten auf mich ein“, berichtet der Deutsche über die Motive der Täter. Mit gebrochener Nase, ausgerecktem Kiefer und geprellten Rippen flog Fritz nach Deutschland und wurde dort operiert. Dennoch sagt er nach seiner Rückkehr: „Ich fühle mich hier nicht weniger sicher als vor dem Überfall“.
Von Tanja Schrade
25/01/08