In Kürze heißt es für Lena Beloussowa und Mascha Popowa: Neues Land, neue Menschen, neue Kultur. Die beiden Studentinnen der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) aus Almaty in Kasachstan werden ein Semester lang an der Partnerhochschule der DKU, der Hochschule für Technik und Wirtschaft Mittweida (HTWM), Betriebswirtschaft studieren. Sie haben sich gegen 20 andere Bewerber durchgesetzt und von der deutschen Hochschule ein Stipendium erhalten.

„Wie werden die Deutschen wohl sein?“: Nur eine Frage von vielen, die sich die beiden Studentinnen der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU), Lena Beloussowa und Mascha Popowa, derzeit stellen. Die in Almaty lebenden Mädchen werden ab Herbst in Deutschland gemeinsam ein Semester Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Mittweida (HTWM) studieren.

„Wir haben uns vor allem für ein Auslandssemester entschieden, um unsere Sprachkenntnisse und Chancen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt zu verbessern“, erzählt die 18-jährige Lena, die später einmal im Bereich Marketing, zum Beispiel bei einer Bank in Kasachstan, arbeiten möchte. Insgesamt 20 Bewerber gab es für die Stipendien, aus denen am Ende die beiden Mädchen ausgewählt wurden. Sie sind dabei erst die dritte Generation von Studenten, die, ermöglicht durch die Förderung aus Deutschland, ein Auslandssemester an der Partnerhochschule in Mittweida absolvieren. Im Jahr 2002 haben beide an Hochschule einen partnerschaftlichen Kooperationsvertrag geschlossen und versuchen seitdem, die Beziehungen zu intensivieren. „Durch ein Auslandssemester in Deutschland lernen die Studenten die Sprache, eine andere Kultur und vor allem ein anderes Bildungssystem kennen – das erweitert den Horizont“, umreißt Bodo Lochmann, Rektor der DKU, die Bedeutung eines Semesters im Ausland. Eine Ansicht, die auch die ehemalige Austauschstudentin Katja Sawina teilt. Heute blickt die 21-Jährige positiv auf ihre Zeit in der sächsischen Kleinstadt zurück: „Das Semester in Deutschland hat mich vor allem selbständiger gemacht, ich habe unheimlich viele nette Menschen getroffen, hatte aber zu Beginn auch viele Fragen.“ Fragen, die auch Lena und Mascha jetzt haben.

„Den Regenschirm nicht vergessen“

„Werden wir alles verstehen, sind die Menschen nett, wie wird das Studium, oder was muss man auf jeden Fall dabeihaben?“, reihen sich die Gedanken aus dem Mund der 19-jährigen Mascha aus Almaty aneinander. Da hilft es, dass beide mit den ehemaligen Stipendiaten bereits ausführlich über deren Aufenthalt gesprochen haben und außerdem einige russlanddeutsche Freunde in Deutschland kennen. „Die Deutschen sollen sehr freundlich, aber nicht so emotional sein, sie fragen nicht so viel und sind nicht so neugierig“, antwortet Lena auf die Frage, welches Bild sie von den Menschen in Deutschland hat. Und Mascha ergänzt: „Ich hoffe, dass ich dort einfach auf nette Leute treffe, und packe auf jeden Fall meinen Regenschirm ein, denn in Deutschland soll es mehr Regen geben als hier.“

Beziehungen intensivieren

„Das größte Problem des Austauschs zwischen der DKU und der HTWM sind bisher die Unterschiede der Lehrpläne in Deutschland und Kasachstan“, berichtet DKU-Rektor Bodo Lochmann. Bis zu diesem Jahr musste die DKU nach relativ festen und vorgegebenen Lehrplänen des Staates unterrichten. Doch seit Beginn dieses Jahres hat sich die Situation verändert. Im Januar 2007 war der Präsident Kasachstans, Nursultan Nasarbajew, auf Deutschlandreise, und in diesem Zusammenhang wurde eine zwischenstaatliche Vereinbarung zur DKU von beiden Ländern unterzeichnet. Diese verleiht der DKU in Zukunft einen Sonderstatus. Dadurch wird eine weitere Angleichung an deutsche Bildungsstrukturen möglich. „Ziel unserer Kooperationen ist ein Doppelabschluss an der Hochschule Mittweida und der DKU sowie eine Abstimmung der Lehrpläne im Bereich Betriebswirtschaft“, erklärt Saskia Langhammer, Leiterin des Referats für Auslandsangelegenheiten der HTWM, das zukünftige gemeinsame Ziel. So sollen schon bald mehr Studenten aus Kasachstan die Möglichkeit bekommen, bei einem deutschen Partner, zum Beispiel in Mittweida, zu studieren. Und auch der Anreiz für Studenten aus Deutschland, ein Semester an der DKU zu studieren, soll steigen. „Kasachstan spielt in Zentralasien eine wichtige Rolle, und Studenten können während eines Auslandsaufenthaltes an der DKU interkulturelle Kompetenzen und Sprachkenntnisse verbessern, Kontakte knüpfen und sich ein Bild vor Ort machen“, umreißt Langhammer nur ein paar Gründe, die für einen Aufenthalt in Kasachstan sprechen.

„Jetzt soll es losgehen“

Mascha und Lena haben sich bereits für diesen Schritt entschieden. Sie sind sich einig, dass es jetzt endlich losgehen muss. Viel, fast zu viel, wurde in den letzten Wochen über das halbe Jahr in Deutschland geredet, spekuliert, wurden Vorfreuden und Ängste durchlebt. Dass es eine tolle Zeit wird, da sind sich beide einig. Mut machen ihnen da vor allem die Geschichten der ehemaligen Stipendiaten, wie von Katja Sawina: „Zu Weihnachten haben wir in den Vorlesungen mit den Professoren Glühwein getrunken und Stollen gegessen.“

Von Friedemann Schreiter

31/08/07

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