Dr. Steven Green ist seit August 2004 als Verantwortlicher für Studentenangelegenheiten und Rektor am KIMEP (Kasachisches Institut für Management, Ökonomie und strategische Forschung) in Almaty angestellt. Zuvor arbeitete der gebürtige Amerikaner und Doktor der Politikwissenschaften bei verschiedenen Organisationen, zuletzt an der renommierten Zentralasien-Universität in Budapest. In Almaty liest der vielbeschäftigte Professor einen Kurs über internationale politische Ökonomie. Daneben steht er Studenten, Eltern, Mitarbeitern und Verwaltung in finanziellen, sozialen und administrativen Fragen zur Seite.

Dr. Steven Green ist seit August 2004 als Verantwortlicher für Studentenangelegenheiten und Rektor am KIMEP (Kasachisches Institut für Management, Ökonomie und strategische Forschung) in Almaty angestellt.

DAZ: Herr Green, welche Neuigkeiten und Änderungen hat das KIMEP fürs Studienjahr 05/06 vorgenommen?

Steven Green: „Wir befinden uns mitten im Prozess der Akkreditierung als Universität mit amerikanischem Standard, und insofern ist dieses Jahr sicherlich ein Schlüsseljahr. Was den Lehrplan betrifft, hat etwa die allgemeine Ausbildung mehr an Gewicht gewonnen. Wir sind damit noch näher ans amerikanische Modell herangerückt. Es gibt zudem einen Studiengang „Master of International Business“ und ab Januar ein neues Doktoranden-Programm. Wir offerieren auch einen zusätzlichen wirtschaftlichen Studiengang berufsbegleitend für Erwachsene. Das erweiterte Angebot ist im Hinblick auf die Akkreditierung notwendig. In ein bis zwei Jahren werden wir als erste Universität in Zentralasien und Russland mit amerikanischem Standard anerkannt.

DAZ: Mit dem erweiterten Angebot und den guten Perspektiven hat sich doch sicher auch auf personeller Ebene einiges verändert?

Green: „Die Zahl der Studierenden ist von 2700 im Vorjahr um 500 gestiegen. Und das obwohl wir die Anforderungen für die Aufnahme in unser Institut jedes Jahr erhöhen. Zudem bewerben sich Jahr für Jahr 50 Prozent mehr für die Aufnahmeprüfungen.Wir sind also gezwungen, das Level des Englisch-Tests zu erhöhen und bessere Schul-Abschlußnoten zu fordern. Weiter mussten wir uns nun auch um neue Räumlichkeiten kümmern. Eine neue Bibliothek und ein neues Wohnheim sind im Bau. Auch zusätzliche Schulräume sind dringend nötig. Außerdem haben wir 30 neue Dozenten angestellt, die vorwiegend aus Amerika, Kanada und Europa kommen. Mittlerweile arbeiten 200 Lehrbeauftragte am Institut.“

DAZ: Neben all diesen Neuerungen gab es für die Studenten noch eine weitere Überraschung: Sie haben die Studiengebühren für dieses Jahr erhöht.

Green: „Das ist richtig. Aber sie dürfen das nicht ganz so isoliert betrachten. Als wir nämlich vor zwei Jahren von Dollar auf Tenge umgestiegen sind, haben wir beträchtliche Einbußen erlitten. Aus dieser Sichtweise relativieren sich die um teilweise bis zu 23 Prozent gestiegenen Jahreskosten dann wieder, zumal wir jenes Loch stopfen müssen. Wir investieren das zusätzlich eingenommene Geld in erster Linie in die bereits erwähnten neuen Angebote, in die Ausstattung unserer Universität und in Löhne. Schliesslich ist der Standpunkt Almaty nicht London oder New York, aber wir wollen trotzdem in der Lage sein, den Studenten gute Lehrkräfte zu bieten. Die Löhne sind jedoch immer noch niedriger als an einer westlichen Uni.“

DAZ: Die Preise für ein Jahr an der KIMEP variieren von 300.000 bis 900.000 Tenge.  Laufen Sie damit nicht Gefahr, ausschließlich eine Universität für Reiche zu werden?

Green: „Glauben Sie mir, es gibt hier unglaublich arme Studenten! Deshalb haben wir nun mit Rücksicht auf die unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten der Studenten die Stipendiengelder verdoppelt. Diese erweiterte Förderung wird aber nicht nur aus den Studiengebühren finanziert, sondern vor allem durch die Stiftung. Die KIMEP erhält nämlich kein Geld vom Staat, sondern wird von verschiedenen Unternehmen unterstützt. Dieses Kapital nennen wir „Studentengeld“, denn es gehört den Studenten. Mit finanziell benachteiligten Studenten erarbeiten wir zudem individuelle Lösungen.“

DAZ: Kann eine Universität in Kasachstan je als ebenbürtig neben einer europäischen oder amerikanischen Universität stehen?

Green: „Ich kann Ihnen nur soviel sagen: Wir sind auf dem besten Weg dahin. Die kasachischen Studenten können gemäß meiner Erfahrung mit amerikanischen ohne Probleme mithalten, ja, sie übertreffen diese in ihrem Arbeitswillen und Engagement sogar. Wir haben zudem auch jedes Jahr acht Prozent ausländische Studenten, auf Grund von Verträgen mit anderen Universitäten etwa in Deutschland, Frankreich oder Amerika. So können auch unsere Studenten im Ausland studieren. Unser Ziel ist es, eine internationale Universität zu werden!“

DAZ: Legen Ihnen kasachstanische Politik oder Korruption manchmal Steine in den Weg dahin?

Green: „Ich bin Gast hier, und insofern nehme ich nicht teil an der hiesigen Politik. Was die Korruption betrifft, so seien Sie gewiss, dass wir hier weder Schmiergelder annehmen noch welche bezahlen. Ein Beispiel: Die Tochter des kasachischen Präsidenten Nasarbajew studiert hier in einem Nichtgraduierten-Programm. Sie hat ihre Anmeldung nicht rechtzeitig eingereicht, und wir haben sie daher nicht ins reguläre Programm aufgenommen. Außer den Sicherheitsmaßnahmen wurde ihr überhaupt keine Sonderbehandlung zuteil. So ist das hier.“

DAZ: Herr Dr. Green, vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte David Kunz

09/09/05

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