Anfang September kamen in Almaty Grafiker und Drucker aus Deutschland, Österreich, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan und Kasachstan zu einem internationalen Symposium der Druckgrafik zusammen. Im Anschluss präsentierten die Künstler ihre Grafiken in einer Ausstellung im Kastejew-Museum.

Das Symposium trug den Titel „Tangba“. „Tangba“ ist kasachisch und heißt Stammeszeichen. Traditionell hatte jeder Volksstamm in der grenzenlosen Steppe zusätzlich zum Stammesnamen sein Stammeszeichen. Mit dem Titel wollten die Druckgrafiker symbolisch eine Brücke zwischen der Vergangenheit und Gegenwart bauen.

Die Idee zum Symposium stammt von Eva und Rudi Hörschläger. Beide interessieren sich sehr für die zentralasiatische Kultur und waren schon öfter in Kasachstan. Daher wollten sie die Tradition der Druckgrafik Mitteleuropas mit der Zentralasiens verbinden. „Einige der zentralasiatischen Künstler waren schon längere Zeit nicht mehr aktiv. Durch das Symposium haben sie neue Techniken kennen gelernt, viele Bekanntschaften und Freundschaften geschlossen“, sagt Peter Felch, Kurator der Vereinigung für Kulturaustausch und Entwicklung „ARTilek“ aus Österreich.

Erfahrungen, Techniken, kreative Ideen

Die Vereinigung für Kulturaustausch und Entwicklung hat bereits Erfahrungen mit ähnlichen Projekten in Zentralasien gesammelt. Seit 2004 gab es neun Ausstellungen in Österreich, Kirgisistan, Tadschikistan und auch in Kasachstan. Die Arbeiten, die während des Treffens Anfang September in Almaty entstanden, sind eine Weiterführung dieses Projekts.

Das Ziel in Almaty war der Austausch von Erfahrungen, Techniken sowie kreativen Ideen der Künstler aus Mitteleuropa und Zentralasien. Außerdem soll der Aufbau von Druckwerkstätten und die Gründung eines zentralasiatischen Netzwerkes für Druckgrafik gefördert werden.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion entstand durch die Perestroika und die Unabhängigkeit der Republiken der ehemaligen Sowjetunion in der Region eine neue Situation. Die Regierungen kümmerten sich vorrangig um wirtschaftliche Fragen, so dass Kultur und Kunst weniger Aufmerksamkeit erhielten. Die wirtschaftliche und politische Stabilisierung in den letzten Jahren ermöglichte eine stärkere Hinwendung zu kulturellen Themen.

„Üblicherweise werden solche Projekte größtenteils von österreichischen Organisationen und dem österreichischen Außenministerium finanziert. Aber in diesen Jahr haben Sponsoringgelder aus Zentralasien einen großen Anteil am zustandekommen des Symposiums“, betont Klaus Reinhofer, Honorarkonsul der Republik Österreich in Kasachstan, die Entwicklung.

Deutsche Drucktradition

Der deutsche Ernst Lau, der schon seit mehr als dreißig Jahren die Motive von prominenten deutschen Künstler wie Otto Niemeyer-Holstein, Ernst Hassebrauk, Max Schwimmer, Hans Theo Richter, Max Uhlig, Albin Brunowsky und Bernhard Kretzschmar druckt, brachte den Teilnehmern des Symposiums die Besonderheiten der traditionellen deutschen Drucktechnik bei. Sein Kunsthandwerk wird in Deutschland zunehmend durch moderne Technologien verdrängt und droht verloren zu gehen. Lau ist daher bewusst auf eigene Kosten nach Almaty gekommen. Es ist ihm wichtig, sein handwerkliches Können den Druckgrafikern aus Zentralasien zu vermitteln. Um die Bedeutung des Druckes für die Radierung zu erklären, zitiert Lau den deutschen Graphiker Horst Janssen: „Ein guter Drucker und ein schlechter Radierer sind ein besseres Paar, als ein schlechter Drucker und ein guter Radierer.“ Damit macht der deutlich, dass ein guter Radierer auf einen guten Drucker angewiesen ist, und nicht umgekehrt.

„Wichtiger Erfahrungsaustausch“

Für einen gelungenen Abschluss des Symposiums sorgte die Direktorin des Kastejew-Museums Rosa Schussupowa. Sie ermöglichte es, dass die mitgebrachten und während des Projekts erstellten Grafiken nicht nur im engen Kreis der Künstler in der Werkstatt ausgestellt wurden. So konnte die breite Öffentlichkeit die Ergebnisse im Kastejew- Museum sehen. Mizrob Holow, ein Künstler aus Tadschikistan, zieht eine positive Bilanz: „Das war ein wichtiger Erfahrungsaustausch für mich. Ich denke, jeder Teilnehmer nimmt interessante Impulse mit nach Hause.“

Die Veranstalter wollen zukünftig auch Workshops zu Malerei, Fotografie, Video- und Installationskunst realisieren. Dazu sollen ebenfalls Künstler aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt zum Austausch nach Almaty eingeladen werden.

Von Marina Schir-Lebed und Aygul Koschajewa

28/09/07

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