Seit Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes am 28. Dezember 2005 ist „Kurban Ait“, das muslimische Opferfest, in Kasachstan ein offizieller, arbeitsfreier Staatsfeiertag. Es ist das bedeutendste Fest der muslimischen Gläubigen weltweit.
Am 8. Dezember beging die muslimische Bevölkerung Kasachstans das Opferfest „Kurban Ait“. Dieses in der gesamten islamischen Welt gefeierte Fest soll an die Bereitschaft Ibrahims (Abrahams) erinnern, Gott seinen Sohn Ismael (Isaak) zu opfern. Da Allah ihm laut Koran in letzter Sekunde einen Widder zum Opfern schickte, erstehen die Muslime, die es sich leisten können, bis heute am Opferfest meist ein Schaf oder eine Ziege als Opfertier. Das wird dann geschächtet und sein Fleisch mit Familienangehörigen, Bedürftigen aber auch Fremden, die nicht unbedingt dem Islam zugehörig sein müssen, geteilt.
Absattar Hadschi Derbisali, Großmufti von Kasachstan sowie Vorsitzender der geistlichen Administration der Muslime und des Zentralasiatischen Rates der Muftis, gratulierte den Gläubigen zu ihrem bedeutendsten Fest. „Kurban Ait verkörpert die Sorge um den Nächsten und Mitleid mit den Bedürftigen“, sagte der Geistliche.
Das Fest stellt nach den Worten des Großmuftis den Zenit der humanistischen Tradition der gesamten Menschheit und die Verkörperung der höchsten Ideale des Islams dar. Es wird jährlich im Dhu l-hiddscha, dem letzten Monat des muslimischen Mondkalenders, begangen. Verbunden ist der Festtag mit einer der fünf Säulen des Islams: dem Hadsch, der Pilgerfahrt nach Mekka.
Der Tradition folgend bringen ein frommer Muslim oder mehrere Gläubige ein Schaf, eine Gruppe ab sieben Personen aber ein Kamel oder ein Rind als Opfer dar. Die Opfertiere sollen gesund und ohne Makel sein. Muslime sollen an diesem Tag früher als sonst aufstehen, sich ansehnlich kleiden, sich freundlich gegenüber allen verhalten, Eltern, Alte und Kranke besuchen sowie für die Verstorbenen beten.
Der Großmufti meint, dass die Muslime Kasachstans, „keine Mühen scheuen“ würden, um „die Entwicklung der reichen kulturellen und geistlichen Tradition des Landes und vor allem seine interkulturelle und religiöse Toleranz“ zu fördern. „Freundschaftliche Beziehungen und gegenseitige Achtung sind die Dinge, auf die wir am stolzesten sind und die wir bewahren müssen“, sagte der Geistliche in seiner Botschaft.
Auch Methodius, der Metropolit der orthodoxen Kirche für Astana und Almaty, wandte sich mit Glückwünschen an die kasachstanischen Muslime. Er bezeichnete Kurban Ait als „Festtag des aufrichtigen Monotheismus und unbeirrbaren Glaubens“. Nach seinen Worten würden Islam wie Orthodoxie auf den Propheten und Vater aller Gläubigen Abraham (Ibrahim) zurückgehen und seien „zu gegenseitiger Achtung und guter Nachbarschaft in der modernen Gesellschaft Kasachstans“ aufgerufen.
Von Ulrich Steffen Eck
12/12/08