Mitte November trafen sich Studenten der Taschkenter Universität für Weltwirtschaft und Diplomatie mit Michael Novak, dem Kultur- und Presseabteilungsleiter der deutschen Botschaft in der usbekischen Hauptstadt. DAZ-Reporterin Kristina Ogonjanz sprach mit Novak darüber, was es heißt, Diplomat zu sein, welche Fähigkeiten und Kenntnisse nötig sind, und wie sich diplomatischer Dienst und Familienleben vereinen lassen.
/Bild: Kristina Oganjanz. ‚Michael Novak (2. v. l.) mit Studenten der Taschkenter Universität für Weltwirtschaft und Diplomatie.’/
Herr Novak, wie kamen Sie auf die Idee, Diplomat zu werden?
Ich wurde in Bayern geboren. Eigentlich wollte ich gar kein Diplomat werden. Ich hatte den Traum, am Theater zu spielen wie mein Bruder. Dann habe ich mich allerdings für die Karriere eines Wirtschaftsberaters entschieden. Ein bisschen später habe ich begriffen, dass das leider nicht „mein Beruf“ ist. Zu dieser Zeit habe ich von der Möglichkeit erfahren, beim Auswärtigen Amt zu arbeiten. Ich habe mich beworben und alle Prüfungen bestanden.
Was lernt man denn auf der Akademie des Auswärtigen Amtes?
Die Ausbildung ist sehr interessant. Viele Leute denken, dass wir ganz anders als andere Studenten sind, aber das ist nicht so. Die Studenten haben auf der Internetseite der Akademie ein virtuelles Tagebuch, wo sie alles niederschreiben, was sie erleben. Das ist manchmal sehr ernst, oft kann man dort aber auch witzige Sachen finden. Ein Examensteil hat sich mir ganz besonders eingeprägt: Wir sollten einen fünfminütigen Vortrag über ein vorgegebenes Thema halten, und als Uhr wurde eine große Ampel benutzt. Zuerst, wenn man mit dem Sprechen beginnt, zeigt sie grünes Licht. Eine Minute vor Ablauf der Redezeit leuchtet das gelbe Licht, und wenn die Zeit abgelaufen ist, das rote. Das war so ungewöhnlich, dass es mir ein Leben lang in Erinnerung bleibt.
Diplomat sein heißt, perfekt sein. Sind Sie mit dieser Aussage einverstanden?
Ich bin damit nicht einverstanden, jedenfalls soweit es mich selbst betrifft. Wichtig ist nicht perfekt zu sein, sondern weltoffen, flexibel, teamfähig und immer in Bereitschaft.
Wie gefällt Ihnen die Arbeit bei der Deutschen Botschaft in Usbekistan?
Entscheidend ist, dass ich hier die Möglichkeit habe, verschiedene Leute wie Künstler und Forscher zu treffen und überhaupt in Usbekistan lebe. Ich könnte jetzt auch irgendwo in Ankara als Wirtschaftsberater arbeiten. Das wäre nicht so interessant.
Diplomaten sind meist sehr beschäftigt, und Sie haben Familie. Wie schaffen Sie es, weder die Familie noch die Arbeit zu vernachlässigen?
Das sollten Sie meine Frau fragen (lacht). Ich versuche immer, so viel Zeit wie möglich mit der Familie zu verbringen. Am Wochenende bin ich normalerweise mit der Familie zusammen. Aber September und Oktober sind immer sehr harte und arbeitsintensive Monate. Im November und im Dezember ist es dann wieder etwas entspannter.
Das Interview führte Kristina Ogonjanz.
26/12/08