Wenn wir an Deutschland denken, kommen uns meist Großstädte wie Hannover, Berlin, Hamburg, Dresden, Bremen oder Köln in den Sinn. Doch was ist mit den Kleinstädten? Zwischen Bremen und Hannover liegt malerisch am Ufer der Weser in Niedersachsen die Stadt Nienburg. Die Weser ist ein 451 Kilometer langer Fluss, der durch Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen fließt. Sie ist außerdem eine wichtige Bundeswasserstraße. Deshalb trägt die Stadt den Namen Nienburg/Weser.

Der Name „Nienburg“ stammt von der altdeutschen Bezeichnung „Nyge Borg“, was „Neue Burg“ bedeutet. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit der heutige Name. Dieses Jahr ist besonders bedeutsam: Im Jahr 1025 wurde Nienburg erstmals urkundlich erwähnt. Das bedeutet, dass Nienburg im Jahr 2025 sein tausendjähriges Bestehen feiert.

Der mittelalterliche Charme

Nienburg ist geprägt von einem mittelalterlichen Stadtbild. Kopfsteinpflaster anstelle von Asphalt, gut erhaltene Fachwerkhäuser, enge Gassen, Denkmäler, ein Schlossplatz und die berühmte „Bärentatze“ machen diese Stadt zu einem idyllischen Ort, den man einfach mögen muss. Außerdem ist Nienburg als Spargelstadt bekannt und veranstaltet jedes Jahr das beliebte Spargelfest. Im Stadtzentrum erinnert ein kunstvoll gestalteter Spargelbrunnen an die Bedeutung des Spargels für die Region. Die Geschichte des Spargels ist sogar im örtlichen Spargelmuseum dokumentiert.

Fährt man mit dem Fahrrad etwa 14 Kilometer aus der Stadt hinaus, so gelangt man in eine reizvolle Landschaft mit Schleusen an der Weser. Zu bestimmten Zeiten öffnen sich die Schleusen, was jedes Mal ein beeindruckendes Schauspiel bietet, das viele Familien mit ihren Kindern anzieht. In der Umgebung lässt sich auch beobachten, wie deutsche Familien auf dem Land leben – in Häusern mit Pferden und Gänsen, ohne hohe Zäune, fast wie in einem Märchen. Für ausländische Besucher wirkt dieser Alltag oft ungewohnt, weil er sich deutlich von der eigenen Lebensweise unterscheidet.

In der Nähe liegt der Hämelsee mit einem gut ausgestatteten Campingplatz. Der See ist von wunderschöner Natur umgeben und eignet sich ideal für einen günstigen und sicheren Familienurlaub. Der rund 10.000 Jahre alte See ist als EU-Badesee registriert. Hier wachsen über 200 Jahre alte Eichen und für Reit- und Sportliebhaber bietet die Umgebung ideale Bedingungen. Wer das Nachtleben sucht, findet es in Hannover in 51 km Entfernung oder aber in Bremen in 64 km Entfernung. Beide Städte sind leicht erreichbar und bieten zahlreiche Sehenswürdigkeiten sowie kulturelle Angebote.

Ein Symbol der Stadt Nienburg ist die „kleine Nienburgerin“. Ihr zu Ehren wurde 1979 ein Denkmal aus Bronze errichtet, das seither Besucherinnen und Besucher begrüßt. Die Stadt hat ihr sogar eine eigene Hymne gewidmet. Jedes Jahr veranstaltet Nienburg einen Schulwettbewerb, bei dem dieses Lied in einem neuen musikalischen Stil interpretiert wird. Das Lied eignet sich auch sehr gut für den Deutschunterricht, da es viele grammatikalische Strukturen und interessante Lautkombinationen enthält. In plattdeutscher Version ist es ebenfalls sehr hörenswert. Wer möchte, kann das Lied online unter dem Titel „Eine kleine Nienburgerin“ finden und anhören.

Ich habe diesen Ort wirklich ins Herz geschlossen. Ruhig, grün, malerisch – Nienburg bietet alles, was das Herz begehrt. Wenn Sie Lust auf pulsierendes Stadtleben haben, fahren Sie nach Hannover. Wenn Sie märchenhafte Stimmung erleben möchten, dann besuchen Sie Bremen. Und wenn Sie ländliche Ruhe und Geschichte schätzen, bleiben Sie in Nienburg/Weser. Vielleicht wartet die kleine Nienburgerin ja schon auf Ihren Besuch.

Die historische Apfelstadt

Nicht nur Europa, sondern auch Zentralasien ist reich an historischen Städten. Almaty, die südliche Metropole Kasachstans, blickt auf eine über tausendjährige Geschichte zurück.

Almaty, auch bekannt unter dem Namen „Jablonowoje“ (Apfelstadt), verdankt seinen Namen den Apfelbäumen, die seit Ewigkeiten in dieser Region wachsen. Historische und wissenschaftliche Studien bestätigen, dass Almaty eine über tausendjährige Geschichte besitzt. Münzfunde, Archivdaten und die gründliche Arbeit kasachischer Wissenschaftler belegen dies eindrucksvoll. Almaty hat im Laufe der Jahrhunderte viele Herausforderungen gemeistert. Die Geschichte lässt sich heute in zahlreichen Museen erleben und nachvollziehen.

Während meines Aufenthalts in Deutschland war ich beeindruckt, dass es dort spezielle Mitarbeiter gibt, die sich um Denkmäler kümmern und diese sogar vor Vögeln und Tauben schützen. Auch in Kasachstan gibt es ein Gesetz zum Schutz historischer und kultureller Stätten. Ich bin jedoch der Meinung, dass auch immaterielle Kulturgüter beachtet werden sollten. Ein besonderes Beispiel dafür ist der Apfel „Almaty Aport“, ein Symbol der Stadt.

Der „Almaty Aport“ gilt als älteste Apfelsorte Kasachstans. In Größe, Schönheit, Geschmack und Aroma ist dieser Apfel einzigartig. Erste schriftliche Erwähnungen finden sich in Klosterarchiven aus dem Jahr 1175. Die Region „Gornij Sadovod“ in Almaty war einst bekannt für ihre prachtvollen Aport-Gärten. Ein Museum zum Thema „Almaty Aport“ – vergleichbar mit dem Spargelmuseum in Nienburg – wäre eine bereichernde kulturelle Einrichtung und könnte vielleicht zum meistbesuchten Museum des Landes werden.

Neues schaffen, aber Altes nicht zerstören

Stellen Sie sich vor: In einem Naturgebiet, in dem einst Apfelgärten standen, wird diese alte Sorte von Genetikern neu gezüchtet und somit für die Nachwelt erhalten. Ein Markt mit Apfelverkauf, Souvenirs, Kulturangeboten und Aktivitäten für Kinder könnte entstehen. Kinder könnten Äpfel sehen, riechen, zeichnen, basteln, kochen und selbst pflücken. So würde Almaty im wörtlichen wie im übertragenen Sinne wieder in voller Blüte stehen und seinem Namen gerecht werden. Denn der „Aport“ ist ein wahres Gesundheitswunder.

Wir sollten Neues schaffen, aber das Alte nicht zerstören. Alte Gebäude, Denkmäler, Straßen und Häuser erzählen uns ihre Geschichte. Das digitale Zeitalter bedeutet nicht nur, mit der Zeit zu gehen, sondern auch, die Vergangenheit zu bewahren und sie weiter zu entwickeln.

Ein Vorbild kann dabei Nienburg/Weser sein. Dort sind alte Gebäude, Pflastersteine und Denkmäler erhalten geblieben. Die Stadt pflegt ihre Traditionen wie das jährliche Spargelfest. Auch in Almaty wäre es möglich, ein jährliches Aport-Festival zu feiern, Wettbewerbe für das schönste Lied oder Gedicht unter dem Motto „Mein Almaty – meine Aport-Stadt“ zu organisieren und das historische Erbe mit neuem Leben zu füllen.

Leider beobachte ich stattdessen oft den Abriss alter Gebäude und Straßen, die doch nicht selten wichtige Zeugen unserer tausendjährigen Geschichte sind. Früher gab es in Almaty über zehn Apfelsorten. Schulkinder gingen zum Äpfelpflücken. Heute ist davon kaum noch etwas erhalten. Doch es ist noch nicht zu spät. Wir können Apfelplantagen wiederaufbauen und neue Generationen dazu erziehen, achtsam mit Kultur und Natur umzugehen. Andernfalls wird von dieser langen Geschichte bald nichts mehr übrig sein.

Natürlich sollte man Länder nicht direkt miteinander vergleichen. Aber es lohnt sich, voneinander zu lernen und positive Beispiele aufzugreifen, um als Gesellschaft zu wachsen. Almaty hat diesen Weg begonnen und es verdient dadurch die Wertschätzung und die Liebe seiner Bürgerinnen und Bürger.

Durch die Bewahrung unseres kulturellen Erbes können wir heute verantwortungsvoll handeln und zuversichtlich in die Zukunft blicken. Die Apfelstadt Almaty mit ihrem legendären Aport sollte wieder weltweit bekannt werden.

Rukhsaram Seitova

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