Im Dezember 2010 erschien das Lehrbuch „Fachsprache Deutsch in Bereichen Biologie, Chemie und Ökologie“. Das ist der erste Versuch von Deutschlehrern in Bischkek, geeignetes Lernmaterial für den naturwissenschaftlichen Unterricht auf Deutsch zu entwickeln.
/Bild: privat. ‚Studentinnen der Technischen Fakultät lernen nach den neuen Methoden. ‚/
Im Jahre 2006 besuchten zwei kirgisische Deutschlehrerinnen, Nasima Bashirowa und Salamat Dschumabajewa, zum ersten Mal das Seminar „Fachsprache Deutsch“, das von deutschen Fachkräften in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek an der Technischen Universität organisiert und geleitet wurde. Seitdem nehmen sie regelmäßig an den Seminaren teil und versuchen, die westlichen Lernmethoden in den einheimischen Unterricht zu integrieren. Dabei stießen sie immer wieder auf die Schwierigkeit, dass es keine geeigneten naturwissenschaftlichen deutschen Lehrbücher gab. Es standen entweder Bücher für den deutschen Sprachunterricht mit Grammatikübungen zur Verfügung oder naturwissenschaftliche Fachbücher auf Russisch.
Die beiden Lehrerinnen beschlossen, sich selbst an die Aktualisierung und Übersetzung der russischen Lehrbücher zu machen. Wie Studentinnen trafen sie sich Abend für Abend in der Bibliothek, wälzten die vorhandene Fachliteratur und diskutierten den Inhalt. Die Zusammenarbeit bereitete Vergnügen, aber die Zeit war für die zwei berufstätigen Mütter knapp bemessen. Manchmal wuchs ihnen die Arbeit über den Kopf, „aber der Wille dieses Projekt zu Ende zu führen, gab uns zusätzliche Kräfte“ berichtet Nasima Baschirowa. Ilja Domaschow, ein Beteiligter von einem der wenigen ökologischen Vereine Kirgisistans stand ihnen mit fachlicher Hilfe zur Seite.
Von der Idee zur Umsetzung
Als die Fachtexte zusammengestellt waren, folgte deren Übersetzung ins Deutsche, was sich ebenfalls als schwieriges Unterfangen herausstellte. Sabine Dümmler und Diana Neudeck, zwei Volontäre, die aus Deutschland nach Kirgisistan kamen, um die Sprache zu unterrichten, halfen dabei, und dank dem sprachlichen Feingefühl der beiden Mädchen und dem Fachwissen der zwei Dozentinnen gelang eine sinngerechte Wiedergabe. Außerdem musste das sprachliche Niveau der Studenten berücksichtigt werden, deshalb wurden die Aufgaben erneut durchgearbeitet, die Texte vereinfacht und den Verhältnissen angepasst. Als letzte große Herausforderung stand die Gestaltung des Lehrbuchs. Aus einem monotonen schwarz-weißen Lehrmittel sollte ein ansprechendes Lehrbuch werden, das sowohl aktuelle Tabellen und Landkarten als auch attraktive Farbbilder und Übungen enthielt.
Die Autorinnen haben interkulturell gearbeitet und die Bücher vor Ort mit neu erlerntem Wissen und westlichen Praktiken vereint. Die Fachtexte wurden vorwiegend aus dem Russischen entnommen und mit der deutschen Gründlichkeit um Übersichtlichkeit ergänzt. Frau Baschirowa fiel auf, „dass die westlichen Bücher anschaulicher und auch spannender sind. Dadurch weckt man im Unterricht die Aufmerksamkeit der Studierenden und deren Interesse. Aber manchmal lenken die Farben und Bilder vom Lernstoff ab. Das sollte man auch nicht außer Acht lassen, der Inhalt sollte immer an erster Stelle stehen.”
Beide Frauen handelten aus einem ideellen Impuls heraus, ohne mit einer finanziellen Vergütung zu rechnen. Durch die Initiative von Jana Dümmler wurde das Projekt aber schlussendlich vom DAAD unterstützt.
Eigenengagement für eine bessere Zukunft
Salamat Dshumabajew betont die Wichtigkeit dieses Projekts sowohl für Lehrende als auch für Lernende und hofft auf einen zukünftig noch produktiveren Unterricht. Sie ist davon überzeugt, dass das aktualisierte und aufgewertete Lehrbuch den Unterricht auch für Studierende wie Lehrende erleichtert und verbessert.
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„Behutsame Korrekturen“
Praktikantin Diana Neudeck über das Schwierigste bei dem Projekt: „Die Texte sprachlich und inhaltlich so zu korrigieren, dass sie den Charakter der Erstautorin behalten.“
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„Keine Zeit verschwendet“
Praktikantin Sabine Dümmler über die Zusammenarbeit mit den Autorinnen: „Ich fand die Arbeit unheimlich interessant. Vorher hab ich nie etwas Ähnliches gemacht. Unsere Treffen waren stets sehr effektiv, und es wurde keine Zeit verschwendet. Durch die Verbindung, die wir dank der Arbeit am Buch hatten, konnte ich sehr nette Menschen kennen lernen und viel über sie und ihr Leben erfahren. Es hat mir viel Freude gemacht, und ich bin wirklich sehr froh, dass ich daran mitarbeiten durfte.“
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