Das Österreichische ist so manchem Deutschen ein großes Mysterium. Der Grund dafür ist nicht nur unsere Aussprache, sondern auch allzu oft unser andersartiges Vokabular. Dieses lässt sich wiederum nicht selten darauf zurückführen, dass wir Österreicher gerne Wörter aus anderen Sprachen stehlen. Unser gestohlenes Wort der Woche lautet matschkern.

Matschkern, motschkern. Wie man es auch nennen mag, es ist auf jeden Fall ein großes Hobby vieler Österreicher. Wer motschkert, der beschwert sich, beklagt sich. Aber nicht unbedingt kurz und prägnant; das entspräche ja nicht unserer Mentalität. Zum Motschkern braucht man schon ein bisschen Zeit.

Es ist kaum zu glauben, aber man kann sich über ein kleines oder mittelgroßes Problem durchaus eine Stunde lang in verschiedensten Ausführungen und unterschiedlich formuliert aufregen. Zugegebenermaßen, nach den ersten drei Minuten kommt dann keine neue Information mehr und auch keine großartige Entwicklung des Gedankenstrangs. Motschkern bringt einen zwar nicht weiter, aber das ist auch gar nicht der Anspruch. Man möchte einfach nur, dass möglichst jeder mitbekommt, wie sehr einen etwas nervt.

Und woher haben wir dieses Wort nun wieder? Anscheinend haben wir aus dem tschechischen Nomen močka, das den Brei beschreibt, wenn sich (Kau)tabak mit Flüssigkeit vermischt, einfach ein Verb gemacht. Man kann sich also bildlich vorstellen, dass jemand der Kautabak kaut, ähnliche gleichbleibende Kieferbewegungen ausübt wie einer, der stundenlang ein Problem durchkaut. Obwohl wir einander immer wieder ermahnen „ Motschka net!“, müssen wir Österreicher gestehen, dass wir gern und viel motschkern. So sind wir nun mal…

Rafaela Lobaza

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