Die Kasachstandeutsche Olga Gauks ist seit fast zwei Jahren Abgeordnete im Berliner Landesparlament. Mit uns hat sie über ihre bisherigen Erfolge und ihre Pläne für das laufende Kalenderjahr gesprochen.

Frau Gauks, Sie sind seit fast zwei Jahren Abgeordnete im Landesparlament der Hauptstadt Berlin. Was waren bisher Ihre persönlichen Höhepunkte?

Es erfüllt mich mit großer Dankbarkeit, dass ich als direkt gewählte Abgeordnete für Marzahn-Mitte ins Berliner Abgeordnetenhaus einziehen durfte. Besonders stolz bin ich darauf, in meinem Wahlkreis die bisher dominierende Partei um fünf Prozentpunkte überholt zu haben. Dies zeigt das Vertrauen und die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger in meine Arbeit.

Ein weiterer Höhepunkt war die Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen, bei denen ich die Anliegen und Wünsche der Menschen direkt aufnehmen konnte. Besonders bewegend war für mich der Besuch meiner ehemaligen Schule, wo ich als Politikerin vor Schülerinnen und Schülern sprechen durfte. Es war inspirierend, meine Erfahrungen zu teilen und junge Menschen für politisches Engagement zu motivieren.

Sie sind auch die erste russlanddeutsche Abgeordnete im Berliner Abgeordnetenhaus. Wie beeinflusst Ihre Herkunft Ihre Arbeit? Welche Perspektiven bringen Sie mit?

Meine Herkunft hat mein Leben und meine Arbeit maßgeblich geprägt. Durch das Aufwachsen in verschiedenen Ländern und Kulturen habe ich gelernt, unterschiedliche Perspektiven zu verstehen und zu schätzen. Mit Deutsch und Russisch als Muttersprachen und dem tiefen Verständnis dreier Kulturen kann ich Brücken zwischen verschiedenen Gemeinschaften bauen und setze mich für ein respektvolles Miteinander ein.

Diese interkulturelle Kompetenz ermöglicht es mir, eine erweiterte Klientel anzusprechen und mich für die Belange von Spätaussiedlern und russlanddeutschen Mitbürgern einzusetzen. Ich fühle mich den ostdeutschen Bürgerinnen und Bürgern eng verbunden, insbesondere in meinem Wahlkreis Marzahn-Mitte, der Teil des Bezirks Marzahn-Hellersdorf ist.

Es ist mir ein Herzensanliegen, die Beziehungen zu Kasachstan zu stärken und den kulturellen Austausch zu fördern. Ein konkretes Anliegen ist die Förderung von Sprach-Kitas und Europaschulen, um Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielfalt von klein auf zu unterstützen. Davon brauchen wir mehr, um den Kindern die besten Startchancen zu bieten.

Sie vertreten den Wahlbezirk Marzahn-Mitte, in welchem besonders viele Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion leben. Wie reagieren die Menschen vor Ort auf Sie selbst als Person und Ihre Tätigkeit?

Mein Wahlkreis Marzahn-Mitte ist einer von sechs Wahlkreisen des Berliner Bezirks Marzahn-Hellersdorf, in dem rund 300.000 Menschen leben. Die Resonanz der Menschen vor Ort auf meine Person und meine Arbeit ist positiv. Viele Spätaussiedler sehen in mir eine Ansprechpartnerin, die ihre Anliegen versteht und sich für ihre Interessen einsetzt.

Es gibt den Wunsch nach mehr Begegnungsräumen, in denen sich Landsleute austauschen und vernetzen können. Seitdem die CDU in Berlin regiert, wurde eine Ansprechperson für Russlanddeutsche, Vertriebene und Spätaussiedler ernannt, was ich als sehr positiven Schritt empfinde. Dies zeigt, dass unsere Anliegen ernst genommen werden und wir gemeinsam an Lösungen arbeiten können.

Sie haben zwei kasachstanische Bachelor-Abschlüsse und waren lange bei der Stiftung „Wiedergeburt“ tätig. Welche Erfahrungen aus Ihrer Zeit in Kasachstan helfen Ihnen bei Ihrer Arbeit?

Meine akademische Ausbildung in Kasachstan hat mir fundierte Kenntnisse in der deutschen Philologie vermittelt und meine Leidenschaft für die deutsche Sprache und Kultur gestärkt. Die Tätigkeit bei der Stiftung „Wiedergeburt“ ermöglichte es mir, aktiv an der Förderung der deutschen Minderheit mitzuwirken und wertvolle Erfahrungen im interkulturellen Dialog zu sammeln.

Diese Erfahrungen haben mein Verständnis für die Herausforderungen von Minderheiten geschärft und meine Fähigkeit gestärkt, kulturelle Brücken zu bauen. Sie helfen mir dabei, in Berlin eine Politik zu gestalten, die Vielfalt wertschätzt und Integration fördert.

Wie blicken Sie auf die kommenden Bundestagswahlen? Was wünschen Sie sich?

Die bevorstehenden Bundestagswahlen sind von großer Bedeutung für die Zukunft unseres Landes. Ich wünsche mir einen fairen und konstruktiven Wahlkampf, der die zentralen Themen unserer Gesellschaft adressiert. Es ist essenziell, dass die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ernst genommen werden und Lösungen im Mittelpunkt stehen.

Für meine Partei hoffe ich auf ein starkes Ergebnis, das es uns ermöglicht, unsere politischen Ziele umzusetzen und positive Veränderungen herbeizuführen. Besonders am Herzen liegt mir die Förderung von Integration, Bildung und sozialem Zusammenhalt.

Welche Pläne haben Sie für das laufende Kalenderjahr 2025?

Im Jahr 2025 plane ich, meine Arbeit im Abgeordnetenhaus mit besonderer Aufmerksamkeit für Bildung, Integration, Familienpolitik und Kultur fortzusetzen. Ein weiteres besonderes Anliegen ist mir die Unterstützung von Sprach-Kitas und die Unterstützung von Projekten, die den interkulturellen Austausch fördern.

Zudem möchte ich regelmäßige Bürgersprechstunden anbieten, um den direkten Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern zu pflegen und ihre Anliegen unmittelbar in meine politische Arbeit einfließen zu lassen. Die Stärkung der Beziehungen zu Kasachstan und die Unterstützung der russlanddeutschen Gemeinschaft bleiben weiterhin zentrale Bestandteile meines Engagements.

Auch in der Kulturpolitik sehe ich große Potenziale: Kulturelle Projekte können Brücken zwischen den verschiedenen Gruppen in Marzahn-Mitte schlagen und das Miteinander im Bezirk stärken. Ich setze mich für eine lebendige Kulturszene ein, die sowohl die Vielfalt der hier lebenden Menschen widerspiegelt als auch die deutsche Kultur fördert.

Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei ihrer politischen Arbeit!

Das Interview führte Annabel Rosin.

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