Andreas Rüdig arbeitet schon seit rund 20 Jahren als Journalist und schreibt viel über regionale Themen aus dem Niederrhein und dem Ruhrgebiet. In diesem Zusammenhang hatte er vor über 15 Jahren erstmals Kontakt zu deutschsprachigen Zeitungen in der GUS. In einer Rezensionsreihe stellt er einige Publikationen zu regionaler Denkmalpflege und Baugeschichte vor. Den Anfang macht „Schloß Burg an der Wupper“ von Dirk Söchting; Neusser Druckerei und Verlag 2005; 24 Seiten; ISBN: 3-88094-817-8

Solingen liegt im nördlichen Teil des Bergischen Landes und ist neben Städten wie Remscheid und Wuppertal eines der Zentren dieses Landstriches. Im Stadtteil Burg gelegen ist das Schloss, ein beliebtes Ausflugsziel in der Stadt der Klingen.

Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz gibt die Schriftenreihe „Rheinische Kunststätten“ heraus. Dies ist deren Heft 494.

Das Heft stellt die Geschichte, Baugeschichte (mit besonderer Betonung der Rekonstruktion), Architektur und Innenausstattung des Schlosses vor. Das ist derjenige Leser, der mit der Schriftenreihe vertraut ist, ja auch aus vielen anderen Heften gewohnt. Bemerkenswert ist eher, dass ein Hauptaugenmerk auf die Rekonstruktion Ende des 19. Jahrhunderts gelegt wurde. Es scheint fast so, als sei das Aufwachen aus dem Dornröschenschlaf der interessanteste Teil der Geschichte gewesen.

Teils großformatige Schwarzweiß- und Farbfotographien ergänzen den Textteil. Das Heft ist nicht nur für ortsansässige Leser oder solche aus dem Bergischen Land interessant. Es kommen auch immer wieder Besucher aus dem benachbarten Ruhrgebiet bzw. Niederrhein. Auch für sie ist es interessant, zu erfahren, mit wie viel privatem und damit bürgerschaftlichem Engagement Geschichte wiederbelegt werden kann.

Die Gründungsversammlung des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz  fand am 20. Oktober 1906 in Köln statt.  Damals nannte sich der Verein noch Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz. Die Initiative zur Gründung des Vereins ging aber von Koblenz aus, unter anderem vom Provinzialkonservator Paul Clemen, Regierungspräsident Joseph Anton Friedrich August Freiherr von Hövel und Oberpräsident Clemens Freiherr von Schorlemer-Lieser. Das erste Büro des Vereins befand sich ab 1907 im neu errichteten Gebäude der (Bezirks-) Regierung Koblenz am Rheinufer. 1951 verlegte der Verein seinen Sitz nach Düsseldorf bzw. Neuss. Seit 1964 befindet sich die Zentrale des Vereins in Köln-Deutz beim Landschaftsverband Rheinland. Räumlich erstreckt sich das Arbeitsgebiet des Vereins auf den Bereich der ehemaligen preußischen Rheinprovinz: ein großer Teil von Rheinland-Pfalz, der größte Teil des Saarlandes und das westliche Nordrhein-Westfalen (Landschaftsverband Rheinland). Rheinhessen und der Rheingau gehören heute ebenfalls zum Tätigkeitsbereich des Vereins.

Der Rheinische Verein trägt seine Hauptziele Denkmalpflege und Landschaftsschutz im Namen. Er setzt sich für die Bewahrung des regionalen kulturellen Erbes ein. Schon früh entstand eine besondere Bindung des Rheinischen Vereins zum Mittelrhein. Wenige Jahre nach seiner Gründung engagierte er sich tatkräftig für die Baudenkmäler in Bacharach, insbesondere die bedrohte Stadtmauer. Zudem erwarb er 1909 Burg Stahleck über Bacharach, um die Ruine zu retten. Der Verein ist seit 1912 auch Eigentümer der nahegelegenen Ruine Burg Stahlberg sowie seit 1914 der Virneburg in der Eifel.

Der Rheinische Verein trug die Vorbereitungen mit, das Obere Mittelrheintal zum UNESCO-Weltkulturerbe zu erklären. Er veranstaltete 1997 in Mainz eine Rheintal-Konferenz, aus der eine erste Dokumentation des Weltkulturerbes und die Rheintal-Charta hervorgingen.
Der Verein ist auch publizistisch tätig. Die Heftreihen Rheinische Kunststätten und Rheinische Landschaften stellen einzelne Denkmäler, Orte und Landschaften vor. Die Zeitschrift Rheinische Heimatpflege bietet viermal im Jahr Aufsätze zu rheinischen Themen und aktuelle Berichte aus dem Bereich der Denkmalpflege. Zudem erscheinen jedes Jahr selbständige Publikationen.

Wie deutlich trägt der Verein seine Ziele tatsächlich in die Öffentlichkeit? Zumindest am Niederrhein dürfte er so ziemlich unbekannt sein. Seine Schriften werden hier nicht aktiv (beispielsweise in den Buchhandlungen und Stadtbibliotheken) beworben. Er tritt faktisch nicht aktiv mit Veranstaltungen in Erscheinung. Mit ein bisschen Glück ist die Schriftenreihe der „Rheinischen Kunststätten“ in gut sortierten Stadtbüchereien (wie beispielsweise in Düsseldorf) zu finden. Sie muss bei Interesse und soweit dort noch vorhanden direkt beim Verein bestellt werden.

Hinzu kommt: Die Reihe ist unvollständig. Orte wie Dinslaken fehlen komplett, Städte wie Aachen sind unvollständig. Dort fehlt beispielsweise der Dom. Es bleibt da schon die Frage, wie systematisch über einen langen Zeitraum überhaupt gearbeitet, welcher Wert insbesondere Regionen wie dem Niederrhein beigemessen wurde.

Unter diesem Gesichtspunkt sieht eine solche Schriftenreihe natürlich ganz anders aus.

Andreas Rüdig

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