Journalistin Cornelia Riedel arbeitet seit zwei Jahren in Kasachstan. Im Gespräch mit Anna Minnich aus Kostanai spricht sie über das Leben von Frauen in Kasachstan.

Anna Minnich ist 20 Jahre alt und studiert am Staatlichen Pädagogischen Institut in Kostanai in Kasachstan Deutsch und Englisch. „Das Seminar hat mir geholfen, mein journalistisches Grundwissen zu vertiefen.“

Welche Ziele haben heute Frauen in Deutschland?

Viele Frauen wollen Familie und Karriere verbinden, aber das ist oft schwierig, denn viele Arbeitsstellen sind sehr anspruchsvoll und zeitintensiv und lassen wenig Raum für Freizeit und Familienleben.

Und warum wählen heute viele Frauen in Deutschland Karriere, und die Familie spielt nur die zweite Rolle?

Der Beruf ist sehr wichtig für viele Frauen. Sie haben ein Studium gewählt, weil sie sich für ein Thema interessieren und möchten auch mit einem Kind weiter in ihrem Beruf arbeiten.

Wie gehen Frauen mit ihren Problemen um? Wo können sie Hilfe bekommen?

Viele Frauen sprechen mit ihren Partnern, Verwandten und Freunden. Wenn die Frau große Probleme in der Familie hat, findet sie Hilfe in Vereinen und bei Beratungsstellen. Für Kinder gibt es unter anderem Kindergärten als Betreuungsmöglichkeiten.

Wie oft gehen deutsche Frauen zum Psychologen?

Das kann ich nicht genau sagen, aber ich weiß, dass viele Frauen die Möglichkeit nutzen, ihre Probleme mit einem Experten zu besprechen.

Was denken Sie über die so gennante wilde Ehe?


Es ist wichtig, dass ein Paar sich auch im Zusammenleben näher kennenlernt, bevor es heiratet. Denn im täglichen Miteinander zeigt sich ja oft erst, ob eine Beziehung auch im Alltag funktioniert oder nicht.

In Kasachstan ist die Lage der Frauen im Norden und Süden recht unterschiedlich. Gibt es in Deutschland auch regionale Unterschiede in dieser Beziehung?

Einen Nord-Süd-Unterschied gibt es nicht, das hängt oft einfach von der jeweiligen Familie ab. Aber es gibt sicher noch West-Ost-Unterschiede, zum Beispiel gehen viele Frauen mit Kindern aus Ostdeutschland arbeiten, und es ist vielleicht mehr akzeptiert, dass Mütter berufstätig sind.

In Russland gibt es eine Fernsehesendung,  den „Club der ehemaligen Ehefrauen“. Gibt es so etwas Ähnliches in Deutschland?

Ich kenne so etwas jedenfalls nicht. Es gibt aber psychologische Beratungssendungen, in denen Zuschauer ihr Problem schildern und von Experten Hilfe bekommen.

Wo ist die Lage für die Frauen besser: In Deutschland oder in Kasachstan?

In Deutschland gibt es mehr Gleichberechtigung, und die Frauen haben mehr Freiheit in ihren Entscheidungen über Beruf und Familie.

Wann wird ihrer Meinung nach die Situation in Kasachstan wie in Deutschland sein? Braucht unsere Gesellschaft überhaupt eine solche Gleichberechtigung?

Wann? Das kann ich nicht prognostizieren, aber je mehr Selbstbewusstsein Frauen in Kasachstan bekommen, umso mehr Gleichberechtigung werden sie sicher fordern. Gut ausgebildete Frauen, denen ihr Beruf wichtig ist, fordern sicher schon jetzt von ihrem Partner mehr Gleiberechtigung.

Wären Sie gern für einen Tag ein Mann? Warum? Und wäre es gut oder schlecht?

Wenn ich ein Mann wäre, würde ich wissen wollen, ob ich manchmal ein schlechtes Gewissen hätte, wenn die Frau die ganze Arbeit zu Hause machen muss.

Frau Riedel, vielen Dank für das Interview!

24/08/07

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