Im kasachischen Ekibastus, im größten Steinkohletagebau der Welt, steht sächsische Fördertechnik. Die Leipziger Firma Takraf mit ihrer Repräsentanz in Almaty setzt auf Wirtschaftskontakte aus DDR-Zeiten.
„Das Kuweit Zentralasiens“ sagen die Leute in Kasachstan, wenn sie auf den Rohstoffreichtum ihres Landes anspielen. Denn Erdöl und Erdgas beflügeln die Wirtschaft des zentralasiatischen Landes, die um durchschnittlich neun Prozent in den letzten Jahren gewachsen ist.
Der Leipziger Fördertechnikhersteller Takraf profitiert von diesem Boom. 80 Prozent der Ausrüstungen im „Bogatyr“, dem größten Steinkohletagebau der Welt im kasachischen Ekibastus, stammen aus Deutschland. Und die Sachsen liefern kräftig weiter: „Hier gibt es noch für 100 Jahre Kohle“, schwärmt Waldemar Kaiser. Der Deutsche leitet die kasachische Repräsentanz der Takraf GmbH seit ihrer Eröffnung im Jahre 1994. Für ungefähr 60 Millionen Euro hat das Unternehmen mit Standorten in Leipzig und dem brandenburgischen Lauchhammer in den vergangenen Jahren Fördertechnik in der Region abgesetzt.
Die Firma war vor der Wende eines der größten Schwermaschinenkombinate in der DDR und versorgte den gesamten Ostblock mit Tagebautechnik. Auf ihre Verbindungen nach Zentralasien setzte die Firma auch nach der Wende: „Viele Wirtschaftskontakte sind nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion abgerissen, bei uns ging es nahtlos weiter“, erzählt Waldemar Kaiser. Er ist Russlanddeutscher, der mit deutschem Pass heute das Büro der Firma in Almaty leitet. Die Mentalität der Leute hier kennt er ganz genau.
1941, als Waldemar Kaiser zehn Tage alt ist, wird seine Familie als Deutschstämmige aus der Wolgaregion in Richtung Nowosibirsk deportiert. Als studierter Deutschlehrer kommt er erst viel später mit dem Bergbau in Berührung: „1969 habe ich im Tagebau in Ekibastus angefangen, sie brauchten jemanden, der Deutsch spricht, um in der DDR Fördertechnik kaufen zu können“, erinnert er sich. Anfang der 90er Jahre wandert Kaiser nach Deutschland aus und kommt wenig später zurück nach Kasachstan, um die Takraf-Repräsentanz zu eröffnen. „Meine Kontakte haben mir natürlich geholfen, es waren ja praktisch die alten Kollegen, mit denen ich jetzt verhandelt habe“, erzählt Kaiser. „Und nun tauschen wir gemeinsam im „Bogatyr“ die Technik aus, die wir vor 40 Jahren in Leipzig gekauft haben.“ „Für uns spielt der kasachische Markt eine sehr große Rolle“, sagt Roland Koch, der im Mutterhaus in Leipzig für das Geschäft in Kasachstan zuständig ist. Auf die noch aus Vorwendezeiten herrührenden Kontakte ist er besonders stolz.
Viele deutsche Firmen beklagen das schlechte Investitionsklima und die grassierende Korruption in Kasachstan. Das ist für Kaiser kein Thema: „Wir arbeiten direkt mit Privatbetrieben und Investoren zusammen, deshalb haben wir keine Probleme“, sagt er. Nur eine Mitarbeiterin und ein Fahrer gehören zum Takraf-Team in Almaty, die Technik wird mit dem Zug aus Leipzig direkt in den Tagebau geliefert und zur Installation reist ein Chefingenieur mit seinem Team aus Deutschland an.
Von Cornelia Riedel
27/07/07