Vom 2. bis 4. Mai fand im Kasachisch-Deutschen Zentrum eine Schulung für eine größere Bürgerbeteiligung statt, die von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kasachstan und der Gesellschaftlichen Stiftung „Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ organisiert wurde.
Das Ziel der Veranstaltung war es, das öffentliche Interesse an Fragen der Politik, der politischen Kultur, der Teilnahme am öffentlichen Leben des Landes und an einer wahrgenommenen bürgerlichen Verantwortung zu steigern. Im Rahmen dieser Schulung wurden die Prinzipien der Demokratie und der öffentlichen Verwaltung diskutiert, aber es wurden auch die Methoden und Fähigkeiten einer aktiven Bürgerbeteiligung sowie die Frage erörtert, wie man derartige Bürgeraktivitäten weiter steigern kann.
Zu den Teilnehmern der Schulung für Bürgerbeteiligung zählten junge Bürger, Studenten und erfahrene Spezialisten aus verschiedenen Bereichen – Leiter und Experten von Forschungszentren, Universitäten und anderen Organisationen. Die Schulung stand allen Interessierten offen. Eingeladen waren auch Vertreter der Volksversammlung Kasachstans sowie Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Zu den besprochenen Themen gehörten nicht nur die allgemeinen Prinzipien der Demokratie, sondern auch Fragen der Entscheidungsfindung unter Bedingungen der Unsicherheit und Ungewissheit, die Besonderheiten der Ethnopolitik, Fragen des Projektmanagements und der emotionalen Intelligenz. Die Teilnehmer diskutierten auch die geopolitische Rolle Kasachstans auf der internationalen Bühne.
Ein Teilnehmer der Veranstaltung namens Amirlan Nurgazin, der als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Maqsut-Narikbayev-Institute for Networking and Development (MIND-MNU) arbeitet, bekundete gleich zu Beginn der Veranstaltung, dass es für ihn besonders interessant wäre, die Standpunkte der Redner zu möglichst vielen gesellschaftspolitischen Themen kennenzulernen. „Generell wäre es für mich wichtig die Meinung von Experten zur Entstehung und Entwicklung der Bürgerbeteiligung in Kasachstan zu hören“, so Nurgazin.
Zunehmendes Interesse der jüngeren Generation
Zu den Rednern zählten Vertreter von Regierungsbehörden, Journalisten und Wissenschaftler von Forschungszentren. So konnten die Teilnehmer beispielsweise auch mit Albert Rau, dem Stellvertretenden Vorsitzenden des Mäschilis des Parlaments der Republik Kasachstan der VIII. Legislaturperiode, über die Organisation der politischen Staatsverwaltung in Kasachstan sprechen.
Unter den Rednern war auch Rustem Mustafin, der als Leitender Forscher des Instituts für Philosophie, Politikwissenschaft und Religionswissenschaften des Wissenschaftsausschusses des Ministeriums für Wissenschaft und Hochschulbildung der Republik Kasachstan arbeitet.
Er äußerte sich wie folgt zum Thema der Schulung: „Viele sagen, unsere Zeit sei eine Zeit der Unsicherheit, in der Führungskräfte schwierige Entscheidungen treffen müssen. Die Entscheidungsfindung ist immer interdisziplinär. Deshalb habe ich mich entschieden, diese Frage aus philosophischer, soziologischer, politischer und psychologischer Perspektive zu betrachten. Entscheidungen werden oft emotional getroffen, obwohl es notwendig ist, sie rational anzugehen. Eine maximale Rationalität ist jedoch unmöglich, da uns nicht alle Informationen und die Kenntnis aller möglichen Einflussfaktoren zur Verfügung stehen. Was das heutige Seminar betrifft, so möchte ich ein zunehmendes Interesse der jüngeren Generation an Fragen der Bürgerbeteiligung feststellen. Das freut mich sehr. Bürgerschaftliches Engagement ist für mich eine Lernerfahrung, und Lernen führt zur Reife. Wir können den Staat nicht entwickeln, ohne die Zivilgesellschaft zu entwickeln.“
Der Teilnehmer Abdulla Tokenow, der als Chefexperte des Instituts für öffentliche Politik der Partei AMANAT arbeitet, betonte seinerseits, dass im Land derzeit ein Diskurs über die Verantwortung der Bürger für ihr Leben geführt werde: „Die Regierung selbst sendet die Botschaft, dass wir mehr Verantwortung für uns selbst übernehmen müssen. Ich glaube, unsere Gesellschaft befindet sich noch in einer Übergangsphase. Es gibt jedoch Tendenzen zu einer stärkeren Beteiligung an politischen Prozessen. Wie ich beobachtet habe, sind junge Menschen sehr aktiv, unabhängig davon, ob sie in der Hauptstadt oder an regionalen Universitäten studieren.“
Eine der Teilnehmerinnen der Veranstaltung, die Leiterin des Forschungszentrums „Gradient“ Zaru Utekova, betonte die hohe Bedeutung der Veranstaltung. „Ich habe viel gelernt, was ich in meiner Arbeit, in der soziologischen Forschung, anwenden möchte. Insbesondere habe ich viele Theorien kennengelernt, die mir vorher unbekannt waren. Ich werde das auf jeden Fall mit meinen Kollegen teilen.“
Im Rahmen der Schulung konnten die Teilnehmer nicht nur den Referenten zuhören, sondern im praktischen Teil des Seminars auch selbst mitarbeiten und ihre Projekte vorstellen. Durch die gemeinsame Diskussion und Vertiefung in das Thema der Bürgerbeteiligung soll ein tieferes Verständnis für die Bedeutung des politischen Dialogs, der Bürgeraktivität und ein Verständnis für die Grundlagen des Regierens geschaffen werden.