Ein im Rhythmus schunkelnder Mann an der Bar, eine tanzende Dame auf dem Parkett – wenn die Blues-Legende Jimmy Burns ein Konzert gibt, dann können die wenigsten Gäste stillhalten. Seit mehr als 20 Jahren tourt der mittlerweile 76-Jährige um die Welt und erfreut das Publikum auf unterschiedlichen Bühnen – ob Kleinstadt oder Millionenmetropole. Wir haben den charismatischen Musiker, der seine Mississippi-Delta-Wurzeln mit R&B und Soul kombiniert, am Rande eines Konzerts in Almaty getroffen.

Wie kam es, dass Sie heute in Almaty spielen?

Das ist seine Schuld! (lacht und zeigt auf seinen Manager) Ich bin das erste Mal in Kasachstan. Mir gefallen die vielen Parks, dass es hier so grün ist und vor allem die Berge. Hoffentlich werde ich bald wieder hier sein. Ich hatte mein ganzes Leben lang von Kasachstan gehört, hätte aber nie gedacht, dass ich es eines Tages hierher schaffen werde.

Wie hat das Publikum Ihre Musik aufgenommen?

Es ist im Grunde in jeder Stadt sehr ähnlich. Die Atmosphäre hängt nicht davon ab, ob ich in einer großen Stadt wie Almaty spiele oder einem kleinen Örtchen in Frankreich. Die Menschen reagieren auf meine Musik in der gleichen Weise. Wenn ich spiele, dann denke ich auch nicht darüber nach, in welcher Stadt ich gerade bin. Ich will dann einfach eine gute Show liefern, und konzentriere mich nur auf meinen Job.

Jimmy Burns
Jimmy Burns beim Gespräch mit Sabine Koch. | Foto: Autorin

Sie sind also im Grunde genommen um die Welt gereist, seit Sie angefangen haben, Musik zu spielen?        

Nicht von Anfang an, nein. Ich habe erst 1996 angefangen, mit meiner Musik um die Welt zu reisen. Ich war schon in Japan, Afrika, Südamerika, Europa und Kanada.

Auch in Deutschland?

Das erste Mal war ich 1985 in Deutschland. Damals habe ich mit meiner Frau Mannheim und Heidelberg – da gibt es ja ein Schloss – besucht. Später habe ich dann in Deutschland Konzerte gegeben. Das Essen hat mir sehr gefallen. Auf dem Weg nach Russland hatte ich außerdem schon einmal einen Zwischenstopp in Berlin.

Gibt es ein Land, in dem Sie am häufigsten spielen?

Ja, in Frankreich. Dort spiele ich sehr häufig. Aber auch in Belgien, Spanien und Italien.

Die Musiker heute Abend sind aus Almaty. Haben Sie in jeder Stadt eine neue Band, die mit Ihnen aufritt?

Nein, nicht immer. In Frankreich habe ich eine französische Band, aber mit denen spiele ich auch in Belgien, Deutschland, in der Schweiz und in Norwegen. In Dänemark habe ich eine Band von dort, mit der ich auch in Finnland und Schweden auftrete.

Jimmy Burns
Jimmy Burns wurde 1943 in Mississippi geboren und lebt heute in Chicago. Momentan ist er auf Tour durch Lettland, Russland, Kasachstan, die USA und Brasilien. Sein Manager sagt: „In Russland ist Blues verbreitet, in Kasachstan noch nicht. Wir wollten gute Blues-Musik nach Kasachstan bringen. Mit Jimmy Burns haben wir das geschafft.“

Wie ist es, mit den Musikern hier zu spielen?

Wir haben manchmal ein unterschiedliches Verständnis von Musik, was problematisch sein kann. Aber im Großen und Ganzen sind es meist gute Musiker, und wir sorgen dafür, dass es funktioniert. Oft ist auch nicht genug Zeit, um zu proben, aber das ist okay.

Mein Hauptfokus ist es, den Menschen eine gute Show zu bieten. Da bin ich gedanklich auch gerade. Ich konzentriere mich auf das Nächste, was ich machen werde. Man kennt die Songs, die man singt, hat jedoch oft keine Zeit, um sie alle zu performen. Ich will es aber für die Gäste immer interessant gestalten.

Wie viel Zeit haben Sie in jeder Stadt zum Proben?

Oft hat man gar keine Zeit. Dann schicke ich den Bands die Musik oder sie schauen sich YouTube-Videos meiner Auftritte an und üben damit. So ist es auch hier gewesen. Aber meistens ist es trotzdem sehr gut.

In Russland habe ich mit sehr guten Bands gespielt, auch in Brasilien, Argentinien oder New York habe ich gute Begleitmusiker. In Japan ist es lustig, weil dort so viele Amerikaner leben. Manche Musiker, mit denen ich schon in Japan performt habe, haben so wie ich in Chicago gelebt.

Haben Sie jemals in Erwägung gezogen, in den Ruhestand zu gehen?

Nein. Ich bin jetzt 76 und noch nicht bereit dafür (lacht). Es ist immer noch alles gut. Ich genieße es und solange man es genießt, sollte man weiter machen. Wenn du es nicht mehr genießt, dann hör auf.

Das Gespräch führte Sabine Koch.

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