Der Tourismus ist in vielen europäischen Ländern ist ein einträglicher Wirtschaftsbereich. In Kasachstan besteht in diesem Bereich noch großes Entwicklungspotential, wie auf dem Wirtschaftsforum in Astana deutlich wurde.

Fünf Millionen Besucher aus 100 Ländern erwartet die kasachische Hauptstadt Experten zufolge innerhalb von drei Monaten im Sommer 2017. Im Vorfeld der Weltausstellung „Expo 2017“ ist das Thema Tourismus daher in Kasachstan besonders aktuell. Der Vizeminister für Industrie und neue Technologien, Kanysch Tuleuschin, versicherte den Teilnehmern des sechsten Wirtschaftsforums in Astana während seiner Begrüßungsrede, dass der inländische Tourismusbereich in eine neue Periode großer und hochwertiger Änderungen eingetreten sei. Dass das Wirtschaftsforum jedes Jahr dem Tourismus einen eigenen thematischen Block widmet, ist für Tuleuschin eine Bestätigung dafür, dass die Entwicklung der Tourismusindustrie in Kasachstan für die Regierung sehr bedeutend ist.

Ende Februar verabschiedete die Regierung eine Konzeption für die Entwicklung des Tourismusbereichs bis zum Jahr 2020. Den Angaben dieser Konzeption zufolge gibt es im ganzen Land ungefähr 1.950 Reisebüros, deren Dienstleistungen 494.100 Menschen in Anspruch nahmen. Unter ihnen reiste die Hälfte ins Ausland, während 31,4 Prozent ausländische Gäste in Kasachstan waren. Der Anteil der kasachischen Bürger, die Urlaub im Inland machten, lag bei 18,6 Prozent. Dabei sind die Türkei, Arabische Emiraten und Thailand wegen der günstigen Preise und guten Erholungsmöglichkeiten als Reiseziele im Ausland besonders populär, erzählt die Managerin eines bekannten Reisebüros in Astana.

Touren vor der Haustür? Fehlanzeige

Im Rahmen eines Experiments wurden noch fünf andere lang existierende Reisebüros angerufen und gefragt, ob es eine Möglichkeit gibt, eine Tour in die Umgebungen von Astana zu unternehmen. 30 und 40 Kilometer von der Hauptstadt entfernt befinden sich in der Steppe zwei historische Denkmäler: das kleine Mausoleum von Kabanbai-batyr und die archäologische Stätte Busok. Zwei der getesteten Reisebüros wussten das eigentlich gar nicht. Die übrigen drei haben darüber schon gehört, doch bieten sie dorthin keine Ausflüge an.

Zweifellos ist Kasachstan für ausländische Touristen sehr attraktiv. Dafür gibt es viele Gründe: die Vielfalt unterschiedlicher Landschaften, interessante Kultur und Traditionen, das Zusammenspiel aus moderner und alter sowjetischer Architektur. Neben allen diesen Vorteilen gibt es aber auch bedeutende Nachteile: das Fehlen von Infrastruktur, gutem Service und Englischkenntnissen sowie zu teure Preise (nicht nur für die kasachischen Verhältnisse). Als gutes Beispiel dient dafür das Naturschutzgebiet Burabai, das sich 260 Kilometer von Astana befindet. Für die Hauptstadtbewohner ist es praktisch die nächste Möglichkeit, das Wochenende in der freien Natur zu verbringen.

Ein kasachisches Las Vegas

Seit vielen Jahren versucht die Regierung die Infrastruktur dieses Ortes zu entwickeln. Vor drei Jahren wurden alle Casinos aus Astana nach Burabai verlegt. So wollte man aus dem Dorf im Herzen der Natur ein kasachisches Las Vegas machen. Bis jetzt gelang das nicht. Immerhin enthält der Plan der Umwandlung vom Dorf in eine schöne touristische Stadt ambitionierte Entwicklungsideen, vor allem im Bausektor. Davon zeugt das große Architekturmodell im Hauptmuseum von Burabai. Gemäß dem Plan werden in der nächsten Zukunft viele neue komfortable Wohnhäuser gebaut. Ob das die Preissenkung für Unterkünfte in diesem Kurort fördern wird, ist zweifelhaft. Im Moment ist die Wohnungsmiete in diesem Ort sogar teurer als in der Hauptstadt. Dabei sind die Wohnungsbedienungen schlimmer. Aber die Touristen haben keine Alternative und müssen die überteuerten Preise daher zahlen.

Nach Ansicht des ehemaligen kroatischen Präsidenten Stjepan Mesić ist der Tourismus ein Zweig, der viele Investitionen braucht, die sich erst später als in anderen Wirtschaftsbereichen auszahlen. Daher seien die Kredite für diesen Bereich teurer, und Investoren sind schwer zu überzeugen, ihr Geld hier anzulegen. Die touristische Saison dauert nicht mehr als drei Monate. Innerhalb dieser Periode kann man kaum einen großen Gewinn machen, um die Ausgaben zu decken.

Von Xenia Sutula

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