Das neueste Dekret des turkmenischen Präsidenten Saparmurat Nijasow verbietet das Abspielen von aufgezeichneter Musik bei öffentlichen Anlässen, im Fernsehen und gar an Hochzeiten.
Das neueste Dekret des turkmenischen Präsidenten Saparmurat Nijasow verbietet das Abspielen von aufgezeichneter Musik bei öffentlichen Anlässen, im Fernsehen und gar an Hochzeiten.
„Nejtralny Turkmenistan“, die offizielle Tageszeitung Turkmenistans, veröffentlichte am 23. August ein Dekret, in dem Saparmurat Nijasow das Aspielen aufgezeichneter Musik in der Öffentlichkeit verbietet. Nijasow begründete seinen Schritt damit, die turkmenische Kultur vor „negativen Einflüssen“ zu bewahren.
Das neue Dekret untersagt das Abspielen aufgezeichneter Musik „bei Feierlichkeiten an Staatsfeiertagen, in Übertragungen der turkmenischen Fernsehkanäle, bei sämtlichen staatlich organisierten Kulturereignissen, auf öffentlichen Plätzen sowie an Hochzeiten und anderen Feierlichkeiten in der Öffentlichkeit“. Das Dekret ziele darauf ab, „die wahre Kultur, einschließlich der musikalischen und sängerischen Traditionen des turkmenischen Volkes, zu erhalten“, so Nijasow in „Nejtralny Turkmenistan“.
Ausländische Kommentatoren bezeichneten das Dekret als letzten Schritt des autoritär regierenden Staatspräsidenten, fremdländische Einflüsse in der heute isolierten ehemaligen Sowjetrepublik zu minimieren. Im Auftrag der „wahren Kultur“ Turkmenistans hat Nijasow bereits in einem früheren Dekret Oper- und Balletaufführungen und Autoradios verboten, darüber hinaus hat er jungen Männern das Tragen von Bärten und langem Haupthaar untersagt. Parallel dazu wurden Kalendermonate nach Nijasow und dessen Mutter benannt sowie die Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen eingeführt.
Nijasow, der sich gerne Turkmenbaschi, Vater der Turkmenen, nennt und das Land seit dem Zerfall der Sowjetunion regiert, hat einen umfassenden Kult um seine Person geschaffen. Seitdem veröffentlicht er regelmäßig Dekrete, in denen er das Verhalten in allen möglichen Lebensbereichen zu regulieren versucht. Im Jahre 2001 erklärte sich Nijasow zum Präsidenten auf Lebenszeit. Sein Portät bestimmt das öffentliche Leben, ein von ihm verfasstes Buch soll „seinem Volk“ geistiger und moralischer Leitfaden sein – das Buch ist Pflichtlektüre in Turkmenistan.
Das jüngste Dekret sei ein deutliches Zeichen für die autoritäre Herrschaft Turkmenbaschis, so die BBC-Zentralasien-Korrespondentin Catherine Davis. „Menschen in seinem näheren Umfeld bestätigen, dass er sich von Gott gesandt halte, um seine Nation in ein goldenes Zeitalter zu führen“, so Davis. Hintergrund der aufwändigen Bauwerke in der Hauptstadt Aschgabat ist jedoch ein immer mehr verarmendes Land, in dem Überwachung alltäglich ist und öffentliche Opposition selten. (BBC World News, aus dem Englischen von Gunter Deuber)
26/08/05